In Polen sollen russische Raketen gelandet sein. Fabian Babic Redaktion Nachrichten Zwei russische Raketen haben in der Nacht zum Dienstag das polnische Dorf Przewodów getroffen. Das berichtete der lokale Radiosender Radio Zet. Dabei kamen zwei Menschen ums Leben. Das Dorf grenzt direkt an die Ukraine. Anscheinend sind die Raketen Streuraketen. Polens Ministerpräsident Mateusz Morawiecki (54) hat den Ministerrat für Nationale Sicherheit und Verteidigung zu einer Dringlichkeitssitzung einberufen, wie ein Regierungssprecher auf Twitter mitteilte. Die offizielle Bestätigung des Vorfalls steht noch aus. Laut der Nachrichtenagentur Associated Press bestätigte ein US-Geheimdienstmitarbeiter, dass es russische Raketen waren, die Polen getroffen haben. Patrick Ryder, ein Sprecher des US-Verteidigungsministeriums in Washington, sagte, es gebe derzeit keine Informationen, die polnische Medienberichte über einen mutmaßlichen russischen Raketenangriff bestätigen könnten. Das Pentagon prüft derzeit Berichte. Ryder betonte jedoch: „Wir haben sehr deutlich gemacht, dass wir jeden Zentimeter des Nato-Territoriums verteidigen werden.“
Raketen treffen NATO-Territorium
Im Gegensatz zur Ukraine ist Polen Mitglied der NATO. Dies könnte bedeuten, dass ein russischer Angriff auf das polnische Dorf Artikel 5 des NATO-Vertrags auslösen würde. Danach gilt ein bewaffneter Angriff auf eine oder mehrere Vertragsparteien als Angriff auf alle Vertragsparteien. Wie CNN unter Berufung auf europäische und amerikanische Militärquellen berichtet, steht ein Treffen zwischen US-Verteidigungsminister Lloyd Austin (69) und seinem polnischen Amtskollegen Mariusz Blazczak (53) an. Die ersten hochrangigen Politiker haben bereits auf die Raketenangriffe reagiert. Artis Pabriks (56), Verteidigungsminister Lettlands, drückte auf Twitter sein Beileid aus. Für ihn ist klar, wer hinter den Anschlägen steckt: „Das kriminelle russische Regime hat Raketen abgefeuert, die nicht nur ukrainische Zivilisten ins Visier genommen haben, sondern auch auf NATO-Territorium in Polen gelandet sind. Lettland steht voll und ganz hinter unseren polnischen Freunden und verurteilt dieses Verbrechen.” Auch das estnische Außenministerium zeigte sich besorgt: „Wir stehen in voller Solidarität mit unserem engen Verbündeten Polen“, twitterte das Ministerium. Das Land sei aber auch entschlossen, notfalls einzugreifen: „Estland ist bereit, jeden Zentimeter Nato-Territorium zu verteidigen.“ Auch aus Ungarn ist eine Reaktion zu hören. Zoltán Kovács (53), stellvertretender Minister für öffentliche Diplomatie und Beziehungen, schreibt auf Twitter, dass der ungarische Ministerpräsident Viktor Orbán (59) den ungarischen Sicherheitsrat einberufen habe.
Massenraketenangriffe in der Ukraine
Russland hat am Dienstag zahlreiche Raketen auf die Ukraine abgefeuert. Die Raketenangriffe waren nach Angaben aus Kiew die vielleicht massivste Bombardierung der Energieinfrastruktur seit Kriegsbeginn. Die Energiesituation sei kritisch, sagte er. Mehr als sieben Millionen Haushalte wurden am Dienstag vorübergehend im Dunkeln gelassen, weil der Strom ausfiel oder unterbrochen werden musste, teilten die Behörden mit. „Ungefähr 100 Raketen wurden auf das Territorium der Ukraine abgefeuert“, sagte der Sprecher der ukrainischen Luftwaffe, Juri Ikhnat. Dadurch entstand erheblicher Sachschaden. Der staatliche Energieversorger Ukrenerho musste auf Notstromausfälle zurückgreifen, um das Netz auszugleichen. Etwa 70 der ankommenden Raketen konnten abgeschossen werden. Allerdings seien 15 Stromversorgungsanlagen in verschiedenen Regionen des Landes getroffen worden, sagte der stellvertretende Leiter des Präsidialamts der Ukraine, Kyrylo Timoschenko (33), auf Telegram. Die Hauptstadt Kiew wurde ebenfalls getroffen, wobei eine Frau getötet wurde, teilten die Behörden mit.