Doch laut dem jetzt veröffentlichten Bericht der Bundesstelle für Eisenbahnunfalluntersuchung (BEU) sind ihm mehrere fatale Fehler unterlaufen. Fahren Sie über ein Stoppsignal und umgehen Sie die automatische Notbremsung zweimal manuell. Außerdem habe er den Absender nicht wie gefordert kontaktiert. Spiegel Online war der erste, der es erwähnte.

Die Sicherheitstechnik funktionierte einwandfrei

Dem Bericht zufolge funktionierten die technischen Sicherheitssysteme einwandfrei. Auch der Fahrer der stadtauswärts fahrenden S-Bahn reagierte richtig. Sein Zug stand bereits, weil der Mann auf ein Notsignal reagiert hatte. Auch bei diesem Zug wurde die Notbremse aktiviert, die aber nicht mehr wirkte, weil sie sowieso schon gebremst hatte. Die Staatsanwaltschaft München I ermittelt gegen einen Lokführer wegen fahrlässiger Tötung. Vor einigen Tagen sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft, das Gutachten fehle noch vor der Anklageerhebung.

Erste Bremsung wegen zu hoher Geschwindigkeit

Laut BEU-Zwischenbericht hatte dieser Fahrer am Unfalltag, dem 14. Februar 2022, bereits vor der Einfahrt in den Bahnhof Ebenhausen-Schäftlarn die Notbremsung aktiviert. Grund war die überhöhte Geschwindigkeit. Der Zug kam zum Stehen, aber der Fahrer umging die Notbremsung, ohne tatsächlich mit dem Absender zu kommunizieren, und fuhr los.

Zweites Bremsen nach Ignorieren des Stoppsignals

Als er wenig später den Bahnhof verließ, ignorierte der Lokführer das Haltesignal. Und hier kam die Notbremse. Die S-Bahn blieb stehen. Der Lokomotivführer umging erneut die Sicherheitsschaltung und fuhr ohne Rücksprache mit dem Absender weiter. Kurz darauf fuhr er mit seinem Zug zur entgegenkommenden S-Bahn, die bereits stand. Laut Zwischenbericht des Unfalls betrug die Aufprallgeschwindigkeit etwa 57 km/h.

Trotz der Technik kommt es auf den Fahrer an

BEU-Experten resümieren: Es reicht nicht aus, eine perfekte technische Sicherung, die sogenannte Precision Train Control (PZB), zu haben. Das Sicherheitsergebnis hänge auch „in hohem Maße vom Funktionsverhalten des bedienenden Fahrers ab“. Offensichtlich sehen Experten hier generelle Defizite. „Die Erkenntnisse der Bundesstelle für Eisenbahnunfalluntersuchungen deuten darauf hin, dass nicht alle Lokführer sich ihrer Arbeit ausreichend bewusst sind und dass es auf Seiten des Unternehmens Optimierungspotenzial gibt, auch wenn es richtig gemacht wird“, heißt es in einer Mitteilung.

Bauen Sie nach einer Vollbremsung eine erzwungene Denkpause ein

Der BEU fordert die Deutsche Bahn auf, Verfahren zu entwickeln, mit denen überprüft werden kann, ob Lokführer die Betriebsvorschriften auch nach einer Notbremsung einhalten. Das Problembewusstsein der Mitarbeiter muss gefördert werden. Und auch der BEU hat eine konkrete technische Empfehlung: Es muss eine Verzögerung geschaffen werden, bevor der Fahrer den Sicherheitskreis umgehen kann, um ihn zu einer angemessenen Denkpause zu zwingen. Mittlerweile gibt es unterschiedliche Angaben zur Zahl der Verletzten. Bisher war immer von einem Toten und 18 Verletzten die Rede, sechs davon schwer. Aus dem EBU-Zwischenbericht geht nun hervor, dass eine Person getötet, zehn schwer und 47 leicht verletzt wurden.