ZÜRICH: Betrüger für 1900 Fr. – brutale Ausbeutung in billigen Nagelstudios

Nagelstudios bieten Dienstleistungen zu Spottpreisen an und beuten im Gegenzug die Arbeiter aus. Auch in der Schweiz. Nagelstudios bieten Kosmetika zu lächerlichen Preisen an und nutzen dafür die Arbeiter aus. Auch in der Schweiz dürften Hunderte Menschen betroffen sein. Helena Müller / Simona Ritter / Noah Knüsel

Darum geht es

Niedrige Preise in Schweizer Nagelstudios sind auch auf die Ausbeutung von Arbeitern zurückzuführen. In Schweizer Nagelstudios werden etliche vietnamesische Arbeiter ausgebeutet. Viele Opfer trauen sich nicht, zur Polizei zu gehen.

Maniküre für 25 Franken oder Gelnägel für 60 Franken: Europäische Fachorganisationen wissen, dass hinter solch tiefen Preisen oft ausbeuterische Bedingungen und Menschenhandel stecken. Untersuchungen zeigen nun, dass es solche Fälle auch in der Schweiz gibt. 20 Minuten suchten und besuchten sie insgesamt zehn Nagelstudios. Die meisten Arbeiter kommen aus Vietnam und sprechen von prekären Arbeitsbedingungen. «Ich arbeite zehn Stunden am Tag von Montag bis Samstag – für 1900 Franken im Monat», sagt eine Frau. Und ein Mann sagt: “Ich schlafe mit vielen Kollegen in einer Wohnung.” Wie hoch die Miete ist, weiß er nicht. Dieser wird direkt von seinem Lohn abgezogen. Laut FIZ sind solche Dinge klare Anzeichen von Ausbeutung.

„Du traust dich nicht, zur Polizei zu gehen“

Geschichten wie diese kennt Thomas Roth ganz genau. Er betreibt in Bern eine Unterkunft für Opfer von Menschenhandel. Das seien keine Einzelfälle, sondern ein internationales System, sagt er: «Ich schätze, in Schweizer Nagelstudios werden hunderte Menschen vietnamesischer Herkunft ausgebeutet.» Einer von ihnen lebt derzeit bei ihm. Um seine Familie zu ernähren, verließ er sein Heimatland: „Irgendwann arbeitete er illegal und wurde in einem Schweizer Nagelstudio ausgebeutet“, sagt Roth. Der Mann bekam zum Beispiel kein Gehalt und wurde bedroht. Die betroffene Person hat oft Ausbeutung und Gewalt erlebt und ist schwer traumatisiert. Die meisten wollten es nicht anzeigen, sagt Roth: “Sie trauen sich nicht, zur Polizei zu gehen, weil sie oft illegal im Land sind.” Die Verfolgung dieser Verbrechen ist für die Behörden schwierig.

Die Polizei rät vom Besuch billiger Studios ab

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