200 freie Wohnungen: Obdachlosigkeit in Zürich – «Eigentlich müsste es Strassenkämpfe geben»

Der ohnehin schon seltene Leerstand verschärft sich. 20 Minutes informiert Sie über die Auswirkungen sich ändernder Zinssätze für Mieter, Wohnungssuchende und Käufer. 1/8 Noch stehen in Zürich 200 Wohnungen leer – insgesamt über 200’000. Tamedia AG Insgesamt stehen 1,3 Prozent der Wohnungen in der Schweiz leer. Jazi In den Zentren ist die Wohnungsnot besonders groß. Jazi

Darum geht es

Die Zinserhöhung der Nationalbank macht das Mieten attraktiver als das Kaufen. Doch eine Wohnung zu finden wird immer schwieriger. Immobilieninvestoren müssen ihre Anlagestrategie überdenken.

Die Zinswende der Nationalbank (SNB) erschüttert den Immobilienmarkt. Mieten sei in den meisten Gemeinden inzwischen attraktiver als Kaufen, sagte Donato Scognamiglio von der Immobilienberatung Iazi am Mittwoch auf einer Pressekonferenz. „Jetzt bricht die Vermietungssaison an“, sagt Scognamiglio. Die 20 Minuten zeigen, was das Erdbeben in Sachen Immobilien für Sie bereithält:

Miete

Zinswende und Inflation lassen die Mietpreise steigen, zu denen Wohnungen am Markt angeboten werden. Laut Scognamiglio werden die sogenannten Angebotsmieten im nächsten Jahr um bis zu 3 % steigen, wobei es große regionale Unterschiede gibt. Auch Bestandsmietern droht eine Aufstockung, wenn sie Preissenkungen der letzten Jahre nutzen, was bei rund 40 Prozent der Mieter der Fall ist.

Wohnungssuche

Die Zuwanderung ist noch höher als im letzten Jahr und trotzdem wird weniger gebaut. Der ohnehin knappe Wohnungsleerstand verschärft sich dadurch insbesondere in den Zentren. Schweizweit sind es 1,3 Prozent (siehe Fotostrecke oben). In Zürich stehen von über 200’000 Wohnungen nur noch 200 leer. Laut Scognamiglio werden die meisten leerstehenden Wohnungen bereits an Freunde vergeben, was die Wohnungssuche zusätzlich erschwert. Der Immobilienexperte sagt: «Dass wir keine Wohnungen haben, wird ein grosses Politikum, es wird in Zürich Strassenschlachten geben.»

Heim

Die Jahre, in denen Wohneigentum aufgrund niedriger Zinsen günstiger war, sind vielerorts vorbei. Zehnjährige Fix-Hypotheken sind mit über 3% bereits deutlich teurer als zu Jahresbeginn und werden laut Scognamiglio weiter steigen. Hausbesitzer werden die Erhöhung jedoch erst spüren, wenn ihre Hypothek ausläuft und verlängert wird. Die Berechnung funktioniert laut Scognamiglio nur, wenn man in die risikoreiche Saron-Hypothek wechselt (siehe Kasten). Allerdings dürften erwartete Zinserhöhungen der SNB im Dezember auch den Saron auf 2% steigen lassen.

Das ist Saron

Der Schweizer Referenz-Saron-Satz ist der durchschnittliche Zinssatz, zu dem sich Geschäftsbanken gegenseitig über Nacht Geld leihen. Er basiert auf dem Leitzins der Nationalbank und die Banken fügen üblicherweise eine Marge von 0,8 Prozent hinzu. Bei einer Saron-Hypothek profitieren Hausbesitzer davon, dass die kurzfristigen Zinsen in der Regel niedriger sind als die langfristigen. Der grösste Nachteil gegenüber der Fix-Hypothek ist die Unsicherheit, wie hoch der Zinssatz in Zukunft sein wird. Im Extremfall können die Kosten für Hypotheken in kurzer Zeit stark ansteigen. Quelle: VZ Vermögenszentrum

Wohnungs- und Hauskauf

Bei Einfamilienhäusern dürften die Preise auf dem hohen Niveau bleiben. Für Mehrfamilienhäuser rechnet Scognamiglio für das laufende und die nächsten Quartale mit einem Preisrückgang von rund 3 %. Auch Eigentumswohnungen sollen in diesem Jahr etwas günstiger werden.

Immobilieninvestitionen

Wer in Immobilien investiert, muss seine Anlagestrategie überdenken. Der zuvor positive Spread zwischen der Nettoverzinsung von Immobilienanlagen und der 10-jährigen Bundesanleihe hat sich aufgrund der Zinsänderung stark eingeengt. Direktanlagen in Immobilien lohnen sich mittlerweile immer weniger. Weil Großanleger wie Pensionskassen nur 30 Prozent ihres Portfolios in Immobilien anlegen dürfen und Aktien seit der Zinswende an Wert verloren haben, sind ihre Immobilienquoten sehr hoch. Dies wird zu verstärkten Verkäufen von Renditeliegenschaften führen.

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