Typhus ist eine Infektionskrankheit, die vor allem in ärmeren Ländern oder bei mangelnder Hygiene auftritt. Sein Erreger, Salmonella enterica serovar typhi, wird normalerweise durch kontaminiertes Wasser oder Lebensmittel übertragen. Die Infektion verursacht anhaltend hohes Fieber, Kopf- und Bauchschmerzen sowie Bewusstseinsstörungen und kann in schweren Fällen zu Darmblutungen und zum Tod führen. Jedes Jahr infizieren sich weltweit etwa elf Millionen Menschen mit Typhus und etwa 100.000 Infizierte sterben daran. Typhus ist am weitesten verbreitet in Südasien, Südostasien und Subsahara-Afrika. Bisher lässt sich die Infektion gut mit Antibiotika behandeln, erste gegen ältere Antibiotika resistente Stämme gibt es jedoch schon seit den 1970er-Jahren, sie lassen sich aber meist noch mit neueren Wirkstoffklassen wie Cephalosporinen, Fluorchinolonen und Makrolid-Antibiotika bekämpfen.

Mehrere neue Widerstände

Kesia Esther da Silva von der Stanford University untersucht nun gemeinsam mit ihren Kollegen den Stand der Ausbreitung von Resistenzen bei Typhus-Erregern weltweit. Für ihre Studie analysierten sie bakterielle DNA aus 3.489 Proben von Krankheitserregern aus Südasien, die zwischen 2014 und 2019 entnommen wurden, sowie weitere 4.169 weitere Proben aus den letzten hundert Jahren und aus mehr als 70 Ländern weltweit. Analysen zeigten, dass ein gutes Viertel der Isolate Resistenzgene gegen „klassische“ Antibiotika aufwiesen. Der Schwerpunkt dieser hochresistenten Krankheitserreger lag bisher weitgehend in Indien. Von dort aus seien diese Bakterien allein seit 1990 mehr als 197 Mal in andere Länder und Regionen eingeschleppt worden. „Die häufigsten internationalen Übertragungswege waren innerhalb Südasiens und von Südasien nach Südostasien, Ostafrika und Südafrika“, so der Mannschaft. Ihre Daten zeigen aber auch, dass die Rate dieser klassischen Resistenzen in den südasiatischen Ländern inzwischen leicht zurückgegangen ist. Andererseits sind in den letzten Jahren mehrere neue Resistenzen gegen den Typhus-Erreger aufgetaucht und haben sich seither rasant ausgebreitet. Seit den 1990er Jahren haben Bakterien Abwehrmechanismen gegen modernste Fluorchinolone entwickelt. Laut da Silva und Kollegen machten diese Resistenzen im Jahr 2010 95 Prozent der Taifunproben aus Indien, Pakistan und Nepal aus. Seit 2010 enthielten die Proben immer mehr Dreifachmutationsvarianten, die die Bakterien noch unempfindlicher gegenüber den Chinolon-Antibiotika machen. In den letzten 20 Jahren haben mindestens sieben Bakterienserien eine Resistenz gegen Azithromycin, ein weit verbreitetes Makrolid-Antibiotikum, entwickelt. Das Forschungsteam identifizierte auch mehrere gegen Cephalosporine resistente Stämme. Wie bei frühen Typhusbakterien wurden die meisten dieser neuen Stämme in Indien entwickelt.

„Ein echter Grund zur Sorge“

“Das Tempo, mit dem sich die extrem widerstandsfähigen Führungskräfte von Salmonella Typhi in den letzten Jahren entwickelt und verbreitet haben, ist wirklich besorgniserregend”, sagte der leitende Autor Jason Andrews von der Stanford University. „Dies unterstreicht die dringende Notwendigkeit, Vorsorgemaßnahmen auszuweiten und zu intensivieren, insbesondere in den am stärksten gefährdeten Ländern.“ muss dafür dringender getan werden. „Die Tatsache, dass sich resistente Stämme des Typhus-Bakteriums so oft international verbreitet haben, unterstreicht auch, dass die Bekämpfung von Typhus und Resistenzen als globales Problem betrachtet werden sollte, nicht als lokales“, sagt Andrews. Als besonders gravierend bewerten Wissenschaftler das Risiko, dass Typhus-Erreger neu erworbene Resistenzgene untereinander austauschen und Stämme entstehen, die sowohl gegen die gängigen Wirkstoffe als auch gegen die neuen Chinolon- und Makrolid-Antibiotika unempfindlich sind. „Solche Organismen würden jede Behandlung mit standardmäßigen oralen antimikrobiellen Mitteln vermeiden“, schreiben da Silva und Kollegen. “Dies würde zu erhöhten Krankenhauseinweisungen und einer erhöhten Morbidität und Mortalität führen.” Quelle: Kesia Esther da Silva (Stanford University) et al., The Lancet Microbe; doi: 10.1016 / S2666-5247 (22) 00093-3 © wissenschaft.de – Nadja Podbregar