Seit 2014 trainieren die USA, Großbritannien und Kanada ukrainische Soldaten an schweren Waffen. Nun zieht die EU mit einer ähnlichen Ausbildungsmission nach. Die Bundeswehr will sofort mit der Ausbildungsmission beginnen. Von Helga Schmidt, ARD-Studio Brüssel Die Entscheidung gilt als Meilenstein – nie zuvor hat die Europäische Union so intensiv Militärhilfe geleistet, wie jetzt gegenüber der Ukraine. Rund 15.000 ukrainische Soldaten sollen von den Europäern trainiert werden. Dafür gab es am Montag schon grünes Licht von den Außenministern der EU. WDR Logo Helga Schmidt ARD-Studio Brüssel Nun kündigte Bundesverteidigungsministerin Christine Lambrecht an, dass die Bundeswehr sofort mit der Ausbildungsmission beginnt: “Wir werden einen wesentlichen Beitrag dazu leisten, ukrainische Soldaten in Deutschland auszubilden.” Geplant sei, bis nächsten Juni 5000 Soldaten in den unterschiedlichsten Fähigkeiten zu schulen.
Borrell spricht von Rekordzeit
Die Ausbildung soll in Deutschland und auch in Polen stattfinden. Um welche Stützpunkte es im Einzelnen geht, wollte die Ministerin mit Verweis auf Sicherheitsgründe nicht sagen. Dabei sollen auch Ausbilder aus anderen EU-Mitgliedsländern zum Einsatz kommen. Die Europäer machen das gemeinsam, betonte Lambrecht. “Wir werden an unterschiedlichsten Standorten in Deutschland ausbilden”, sagte sie. Es könne sofort losgehen. Die längst kriegserfahrenen ukrainischen Soldaten sollen von der Bundeswehr vor allem den Umgang mit den hochmodernen und zum Teil komplizierten Waffensystemen lernen, die Deutschland liefert. Dabei geht es unter anderem um die Bedienung des neuen Luftabwehrsystems mit dem Namen IRIS-T. Ein System ist schon an die Ukraine gegangen, drei weitere sollen folgen. In Rekordzeit habe man die Ausbildungsmission auf die Beine gestellt, erklärte der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell und lobte dabei auch sich selbst. “Es ist nicht mal drei Monate her, dass ich den Vorschlag gemacht habe.” Im August sei das gewesen. Viele seien damals noch skeptisch gewesen. “Und jetzt, drei Monate später, wird die Ausbildungsmission umgesetzt.”
NATO-Chef dämpft das Eigenlob
Was für die Europäer ein Rekordtempo ist, sieht aus Sicht der NATO-Spitze etwas anders aus. Es war NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg, der das Eigenlob des EU-Chefdiplomaten ein bisschen dämpfte. Die USA, Großbritannien und Kanada trainieren schon seit 2014 ukrainische Soldaten, erinnerte Stoltenberg. Insofern sei es gut, dass die EU das jetzt auch tut, aber auch an der Zeit. Stoltenberg warnte auch davor, russische Rückzugsbewegungen falsch einzuschätzen. “Es ist gleichzeitig wichtig, dass wir jetzt nicht den Fehler machen, die Leistungsfähigkeit der russischen Armee zu unterschätzen”, sagte der NATO-Generalsekretär und verwies auf die Brutalität russischer Streitkräfte gegen die Zivilbevölkerung im Osten der Ukraine.
EU will mehrere tausend Soldaten der Ukraine ausbilden
Helga Schmidt, ARD Brüssel, 15.11.2022 · 16:55 Uhr