Dreimal vergewaltigt, zweimal sexuell belästigt und das Opfer verleumdet: Die Vorwürfe eines ehemaligen Amtschefs gegen den ehemaligen Landtagsabgeordneten und Bürgermeister von Scharten im Bezirk Eferding, Jürgen Höckner (ÖVP), wiegen schwer. In der Zwischenzeit wurde ein erstinstanzliches Urteil, das nur wenige Tage nach seiner Wiederwahl als Bürgermeister ergangen war, vom Obersten Gerichtshof (OGH) bestätigt. Die Verurteilung ist damit seit dem 27. Oktober 2022 rechtskräftig. Höckners Berufung gegen das Urteil ist noch offen. Er wurde zu siebeneinhalb Jahren Gefängnis verurteilt. Für Landwirtschaftsministerin Michaela Langer-Weninger (ÖVP) haben die Vorwürfe und das Urteil kurz vor der Bestätigung des OGH-Urteils die Landesregierung nicht daran gehindert, ihrem Parteikollegen im vergangenen Monat eine Ehrenurkunde zu überreichen, die „Dank und Anerkennung für das große Engagement für die Regionalentwicklung des Landes Oberösterreich”. Ihre Argumentation in den „Oberösterreichischen Nachrichten“: Das sei keine „amtliche Ehre des Landes“, sondern eine „Ehrenurkunde“. Hockner war über ein Jahrzehnt Obmann des Leader-Gebiets „Eferdinger Land“ und erhielt dafür die Ehrenurkunde. “Er ist kein Richter.” Und weiter: „Was ihm vorgeworfen und jetzt verurteilt wurde, ist eine Sache. Das andere ist das, was er zusammen mit vielen anderen in der Gegend entwickelt hat. Das Areal baut darauf auf. Dafür sind wir zu Dank verpflichtet.“

Staatsrat reagiert auf Kritik

Weil Hockner das Zertifikat in den sozialen Medien veröffentlichte, wurde der politische Gegner aufmerksam: Der Abgeordnete Thomas Antlinger (SPÖ) sprach von einem “äußerst besorgniserregenden” Preis. Es sei “ein Schlag ins Gesicht für alle Frauen, die von sexueller Gewalt betroffen sind”. Auf Nachfrage der “Presse” im Büro des ÖVP-Landesparteichefs Landeshauptmann Thomas Stelzer reagierte man auf Langer-Weningers Äußerungen irritiert. Am Freitagnachmittag räumte die Stadträtin selbst per Aussendung einen „irritierenden Blick“ ein. Zwar begann die Ehrenurkunde vor dem rechtskräftigen Schuldspruch. „Ein Preis kommt vorerst überhaupt nicht in Frage“, sagte er. “Wer mich kennt, weiß, dass ich niemanden beleidigen oder beleidigen wollte.” Von einem Entzug der Auszeichnung war in der Sendung jedoch keine Rede. (Beschreibung/APA)