Thüringens Landtag lehnt geschlechtergerechte Sprache ab
Stand: 01:35 Uhr| Lesezeit: 2 Minuten
“Besucher” oder “Besucher”? Der Thüringer Landtag hat sich gegen Gender ausgesprochen
Die CDU-Fraktion im Thüringer Landtag hatte in einem umstrittenen Schritt Parlament und Landesregierung aufgefordert, in ihrer öffentlichen Bekanntmachung auf das Geschlecht zu verzichten. Eine knappe Mehrheit stimmte für den Vorschlag.
Nach dem Willen einer knappen parlamentarischen Mehrheit dürfen Landtag und Landesregierung in Thüringen ihre öffentliche Kommunikation nicht ändern. Das fordert ein höchst umstrittener Vorschlag der oppositionellen CDU-Bundestagsfraktion, der am späten Mittwochabend in einer namentlichen Abstimmung im Landtag 38 von 74 abgegebenen Stimmen erhielt. 36 Abgeordnete stimmten dagegen. Die rot-rot-grüne Minderheitskoalition hatte vergeblich versucht, mit einem Gegenvorschlag einen Kompromiss mit einem „Bekenntnis zu respektvoller Kommunikation“ zu finden. Der Linke-Abgeordnete Christian Schaft warf der CDU vor, ihre Bewegung gegen die Verwendung einer geschlechtsneutralen Sprache zu nutzen, um die öffentliche Stimmung und einen rechten Kulturkampf zu fördern, “wie man es sonst von der AfD-Fraktion erwarten würde”. Die Linke, die SPD und die Grünen, die den Beschluss scharf kritisierten, haben keine Mehrheit im Thüringer Landtag. Die AfD-Abgeordnete Corinna Herold kündigte vor der Abstimmung an, ihre Fraktion werde den Vorschlag der CDU unterstützen. Er nannte das Geschlecht „Sprachmissbrauch“. Ute Bergner von den Thüringer Bürgern nannte es „dumm“ und „unkultiviert“. Lesen Sie auch Der CDU-Abgeordnete Christoph Zippel begründete den Vorschlag seiner Fraktion damit, dass laut verschiedenen Umfragen die Mehrheit der Bürger in Deutschland die “Sprache der Geschlechter” ablehnt, manche von ihnen als bevormundend empfinden. Die Sprache der Geschlechter sei „ein Eliteprojekt einer kleinen Minderheit“, so Zippel. Die SPD-Abgeordnete Cornelia Klisch bezeichnet eine geschlechtersensible Sprache als „legitimes Mittel, um die Gleichstellung der Geschlechter zum Ausdruck zu bringen“. Die CDU verkennt, dass sich Sprache ständig weiterentwickelt. Finanzminister Benjamin-Immanuel Hoff (Linke) sagte, die Landesregierung halte sich an die Regeln, die unter anderem das Gleichstellungsgesetz oder die Rechtsprechung vorgeben. Geschlechtergerechte Sprache ist laut Hoff wie eine Frauenquote. “Es muss gekämpft werden.” Bei Gender geht es darum, mit einer geschlechterbewussten Sprache die Gleichbehandlung aller Geschlechter und Identitäten zum Ausdruck zu bringen. Dabei werden unter anderem Geschlechtssterne, Doppelpunkte, Unterstriche oder kurze Sprechpausen verwendet.