13.11.2022 5:33 Uhr
Mit Staus und Kunstverschmutzung erwarten die Aktivisten der „letzten Generation“ viel von der Gesellschaft. Von der CSU kommt die Warnung vor einem „RAF-Klima“. Auch Parteichef Söder möchte bundesweit Demonstranten vorsorglich ins Gefängnis schicken. Bayerns Ministerpräsident und CSU-Chef Markus Söder widersetzt sich nicht der Warnung, Klimaaktivisten könnten zur „Klima-RAF“ werden. “Bei einer großen Bewegung besteht immer die Gefahr, dass ein kleiner Kern aggressiver und radikaler wird”, sagte er den Zeitungen der Mediengruppe Funke auf die Frage, ob “Klima-RAF” auch seine Wortwahl sei. „Alexander Dobrindt hat auf ein Phänomen hingewiesen und davor gewarnt, was sich daraus entwickeln könnte. Die große Mehrheit der Deutschen hält Straßensperren für falsch.“ CSU-Landesgruppenchef Dobrindt forderte kürzlich, eine “Klima-RAF” zu verhindern. An diesem Vergleich hält Dobrindt trotz der Kritik fest. Die linksextreme Rote Armee Fraktion (RAF) war zwischen den frühen 1970er und den 1990er Jahren aktiv und ermordete bei ihren Terroranschlägen und Geiselnahmen mehr als 30 Menschen. Die Aktivisten der „Last Generation“ nutzen unter anderem Straßenblockaden, um auf ihre Sache – den Kampf gegen den Klimawandel – aufmerksam zu machen. Sie fordern ein Tempolimit auf den Autobahnen und die Wiedereinführung des 9-Euro-Tickets im öffentlichen Nahverkehr. Die Gruppe lehnt Gewalt gegen Menschen ab.
Ein Terrorismusforscher hält den Vergleich für absurd
Der Hamburger Politologe und Terrorismusexperte Wolfgang Kraushaar bezeichnete im “Spiegel” die Vergleiche zwischen der RAF und der RAF als “sehr absurd”. „Vorläufer des RAF-Terrors waren zwei Anschläge auf Kaufhäuser in Frankfurt am Main auf dem Höhepunkt der Unruhen von 1968. Unter den Tätern waren Gudrun Enslin und Andreas Baander, die späteren RAF-Chefs“, sagte Krausaar. Ein solcher Vorläufer sei in der “letzten Generation” nicht erkennbar, sagte er dem Nachrichtenmagazin. Der Forscher glaubt nicht, dass der Protest der Gruppe Wirkung zeigt. „Klar ist, dass das Ziel, die Erderwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen, nicht erreicht wird. Aktivisten, die auf der Straße bleiben oder ein Gemälde beflecken, können daran nichts ändern“, sagte Kraushaar. In Bayern kann die Polizei Personen nach einer landgerichtlichen Entscheidung bis zu 30 Tage in Sicherungsverwahrung nehmen, zweimal hintereinander. Ursprünglich als Mittel gegen islamistische Bedrohungen eingeführt, wird das Gesetz nun auch auf Klimaaktivisten angewandt. Ein Dutzend sitzt derzeit in Haft, „um weitere Verbote und angekündigte Straftaten zu verhindern“. Ministerpräsident Söder wünscht sich eine bundesweite Anwendung der bayerischen Regelung: „Wir brauchen deutschlandweit eine klare Linie“, sagte Funke den Blättern.
Buschmann will erhöhte Strafen erwägen
Nach den Protesten vor den Museen, bei denen die Demonstranten Lebensmittel mit Kunst beschmierten, erwägt Bundesjustizminister Marco Bussmann eine Verschärfung des Strafrechts. Der FDP-Politiker sagte der Zeitung „Bild am Sonntag“, sein Ministerium werde den Umgang der Justiz mit Angriffen auf Kulturschätze genau beobachten. „Wenn ich zu dem Schluss komme, dass der gesetzliche Rahmen nicht ausreicht, werde ich handeln. Ich werde mein Haus sorgfältig prüfen, ob wir hier ein rechtliches Defizit haben“, sagte Bushman. Buschmann sagte Anfang November der „Bild“: „Wer Kunstwerke wirft, kann wegen Sachbeschädigung bestraft werden. Das Sperren einer Straße kann als Nötigung geahndet werden geprüft werden.“ Neben Geldstrafen sieht das Gesetz in bestimmten Fällen auch Freiheitsstrafen vor. Diese Gesetze müssen auch durchgesetzt werden. Buschmann sagte nun der „Bild am Sonntag“, dass in einer offenen Gesellschaft jeder seine Anliegen vortragen, Dinge kritisieren und protestieren dürfe. Das ist nicht nur gesetzlich vorgeschrieben, sondern macht eine vielfältige Gesellschaft aus. „Aber darum geht es nicht, Essen auf die Kunst zu werfen“, sagte er.