Ein spanisches Gericht hat gefordert, dass die in Boudry NE entführten Kinder von Madrid nach Spanien zurückgebracht werden. Die Schweizer Justiz weigert sich jedoch, den Argumenten eines spanischen Richters zu folgen.

1/3 Verónica Saldaña und ihre Kinder wurden Anfang Juni 2021 von der spanischen Polizei in Boudry NE ausfindig gemacht. Telemadrid.es Die beiden achtjährigen Zwillinge I. und J. wurden im Juli 2021 von ihrer Mutter entführt. Miliz Saldaña sagte dem Gericht immer, dass ihr Ex die Kinder sexuell missbrauchen würde. Sie konnten nicht aussagen, weil sie Autisten waren. Laut Zeugen ist nichts davon wahr. Telemadrid.es Das Vorgehen der Schweizer Justiz hat in Spanien für grosse Empörung gesorgt: Das Bezirksgericht Montagnes et du Val-de-Ruz in La Chaux-de-Fonds hat vorsorglich entschieden, ein spanisches Gerichtsurteil zu ignorieren und Verónica Saldaña in das Sorgerecht für ihre Kinder zurückzugeben. Vor einem Jahr hatte die Mutter im Streit mit ihrem Ex-Mann ihre achtjährigen Zwillinge aus Pozuelo, einem Vorort von Madrid, entführt. Vor knapp zwei Wochen hat die Schweizer Polizei auf Ersuchen der spanischen Behörden die beiden Jungen aus einer Wohnung in Boudry im Kanton Neuenburg entlassen und in einem Pflegeheim untergebracht. Der Vater der Kinder, José Manuel Ortiz, war in die Schweiz gereist, um seine Kinder abzuholen. Gegen seine Ex Verónica Saldaña lag sogar ein Haftbefehl aus Spanien vor. Doch ein Schweizer Gericht hat nun eingeräumt, dass es “Verwechslungen” mit Angaben aus Spanien gegeben habe, und ein Parallelverfahren im Sorgerechtsstreit angeordnet.

Die Mutter engagierte einen umstrittenen Anwalt

Ein Dokument des Schweizer Gerichts, das der spanischen Zeitung „El Mundo“ vorliegt, besagt, dass zunächst kein Grund bestehe, die Mutter von den Kindern zu trennen. Die Rechtslage zwischen den Eltern in Spanien ist laut Gerichtsakten “unklar”. Für das Gericht in La Chaux-de-Fonds ist die Tatsache, dass Saldaña den Vater daran hindert, die Kinder zu sehen, kein Grund, Kinder, die kein Französisch sprechen, in Pflegefamilien zu geben. Während Ortiz nun dringend einen Anwalt in der Schweiz für seinen Fall sucht, feiern Saldaña und ihr Anwalt Olivier Peters ihren Erfolg. Peters ist kein Unbekannter in Spanien: 2018 half der Anwalt der katalanischen Politikerin Anna Gabriel, Spanien zu verlassen und nach Genf abgeschoben zu werden. Gabriel drohen im Zusammenhang mit der Unabhängigkeitserklärung Kataloniens im Oktober 2017 bis zu 30 Jahre Haft.

Die Kinder müssen zurück nach Spanien

Olivier Peters ist auch der Anwalt, der vom spanischen Staat vor dem Straßburger Gerichtshof für Menschenrechte wegen unmenschlicher und erniedrigender Behandlung der ETA-Mitglieder Igor Portu und Martín Sarasola verurteilt wurde. Die beiden Männer verübten im Dezember 2006 einen Bombenanschlag auf dem Flughafen von Madrid, bei dem zwei Menschen getötet wurden.
Die spanische Justiz bereitet nun eine neue Klage im Fall Saldaña-Ortiz vor: Das Familiengericht Pozuelo hat ein Verfahren eingeleitet, um dem Schweizer Gericht mitzuteilen, dass das Sorgerecht für die Kinder ausschliesslich beim Vater liege. Erst dann wäre die Schweiz verpflichtet, die Kinder nach Spanien zurückzugeben. Hast du Probleme mit deinen Eltern oder Kindern?