Noch deutlicher wird der Trend, wenn wir einen Zwei-Wochen-Zeitraum betrachten: Die Preise haben sich im Vergleich zu den am 7. Juni bekannt gegebenen Zahlen mehr als verdoppelt. Die Krankenhauseinweisungen stiegen von 107 auf 251, die Neuinfektionen von 10.289 auf 24.704. BAG-Sprecher Simon Ming: „Seit Anfang Juni beobachten wir einen deutlichen Anstieg des Infektionsgeschehens, sowohl was die Fallzahlen, die Positivitätsrate als auch die relative Viruslast im Abwassermonitoring betrifft.“

Die Kantone sollten reagieren

Obwohl die Zahl der Corona-Patienten in den Schweizer Spitälern und Intensivstationen wieder steigt, ist dort von einer Überbelegung derzeit keine Rede. Der Prozentsatz der Patienten mit Coronavirus liegt sowohl in den Krankenhäusern insgesamt als auch auf den Intensivstationen im niedrigsten einstelligen Bereich. „Angesichts der weit verbreiteten Immunität der Bevölkerung und der Saisonalität von Sars-CoV-2 erwarten wir keine Überlastung des Gesundheitssystems“, sagte Ming. In der aktuellen Normallage sind die Kantone für die Anordnung allfälliger Massnahmen zuständig. Neue Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie stehen laut der Konferenz der Gesundheitsmanager (GDK) derzeit nicht zur Diskussion. Derzeit gebe es keine Anzeichen dafür, dass das Gesundheitswesen von dieser Sommerwelle besonders betroffen sein werde, sagte GDK-Sprecher Tobias Bär der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Die Lage werde aber weiterhin beobachtet und Massnahmenempfehlungen für die Kantone im Falle einer angespannten epidemiologischen Lage in der ganzen Schweiz oder auf nationaler Ebene geprüft, so Bär weiter. Gleichzeitig betont er, dass nur die Kantone Massnahmen ergreifen können und nicht die deutsche EZ.

In Deutschland machen Länder Druck

Auch in Deutschland, wo die Fallzahlen steigen, werden angesichts der bevorstehenden Herbstwelle Rufe laut, möglichst bald eine gesetzliche Grundlage für härtere Maßnahmen gegen das Coronavirus zu schaffen. „Dazu gehören insbesondere die Maskenpflicht in Innenräumen, 3G/2G-Zugangsregeln, Testpflichten, Personenobergrenzen und Kontaktbeschränkungen“, heißt es in einem Vorschlag von vier Bundesländern an die Bundesregierung. In der Schweiz gibt es derzeit kaum Aufrufe zur Wiedereinführung von Corona-Massnahmen. Vor wenigen Tagen sagte die ehemalige Taskforce-Chefin Tanja Stadler, 41, gegenüber Blick, dass mehr als eine Million Menschen in der Schweiz von der aktuellen Welle infiziert werden könnten. „Mit den derzeit verfügbaren Varianten müssen wir keine Überbelegung der Intensivstationen mehr befürchten“, sagte Stadler. Ehemaliger Arbeitsgruppenchef: Diese Corona-Szenarien sind im Herbst möglich (01:19)

“Keine allgemeinen Schutzmaßnahmen erforderlich”

Ähnlich äußerte sich der Tessiner Epidemiologe Andreas Cerny, 66: «Ich glaube nicht, dass generelle Schutzmassnahmen im Moment nötig sind. Eine weitere Erhöhung kann eine vierte Impfung erfordern. Im Moment würde ich die Betonung auf Maßnahmen sehen, die besonders gefährdete Personen betreffen.“ Laut Cerny sollen sie gefährliche Situationen vermeiden und dort die Maske tragen. “Sie müssen auch den Booster ersetzen, wenn Sie ihn noch nicht erhalten haben.” Laut Cerny ist der Anteil der Patienten mit Coronavirus, die zusätzlich auf die Intensivstation müssen, heute deutlich geringer als früher. „Das liegt weniger am Virus als vielmehr daran, dass ein Großteil der Bevölkerung geimpft oder genesen ist.“

BAG will vor den Sommerferien informieren

Aufgrund der wachsenden Zahl von Coronaviren wird Twitter immer wieder zum Tragen von Masken geraten. So schreibt etwa die Genfer Virologin Isabella Eckerle, 42: «Wenn Sie sich nicht wie Covid-19 fühlen, raten wir Ihnen, eine Indoor-Maske (FFP2) zu tragen. Nach Aufhebung der Massnahmen appelliert das BAG an folgende Grundprinzipien : impfen, Maske tragen, mehrmals täglich lüften. Laut BAG-Sprecher Ming wird derzeit die Impfstrategie für den Herbst vorbereitet. Deshalb informieren das BAG und die Eidgenössische Impfkommission (Ekif) vor den Sommerferien über den aktuellen Stand der Impfempfehlungen für Herbst und Winter.