Drohender Handelskrieg: USA profitieren von Sanktionen – in Europa wächst die Wut
Neben Russland leidet Europa am meisten unter den Sanktionen. Jetzt locken die USA europäische Firmen mit riesigen Subventionen ins Land. Europa ist verärgert. 1/7 Europa ersetzt russisches Gas und Öl durch US-Lieferungen. Reuters Aufgrund der hohen Energiepreise machen US-Lieferanten einen Gewinn von 200 Millionen Dollar pro Tanker. Reuters Hohe Energiepreise sind schlecht für die europäische Wirtschaft. Doch nun hat auch US-Präsident Joe Biden ein riesiges US-Hilfspaket angekündigt. Reuters
Darum geht es
Sanktionen gegen Russland treffen auch Europa hart. Nun planen die USA ein Gesetz gegen Europa. Experten zufolge droht ein Handelskrieg.
Der Krieg in der Ukraine scheint das globale Machtgefüge zu verändern. Auf Tiktok häufen sich Videos, in denen die USA als Hauptnutznießer des Krieges auf Kosten Europas identifiziert werden. Viele beschuldigen die USA, Gaspipelines in der Ostsee angegriffen zu haben. Jetzt will Amerika mit massiven Subventionen gegen europäische Firmen vorgehen. Alles Verschwörungstheorien oder gar Putin-Propaganda? Wer für den Angriff verantwortlich ist, ist noch unklar. Allerdings ersetzen die USA zunehmend Russland als europäischen Erdgaslieferanten durch Flüssiggastankerlieferungen zu Wucherpreisen am Spotmarkt (siehe Kasten).
200 Millionen Dollar Gewinn pro Tanker
US-Lieferanten machen es sich zur Lebensaufgabe, Gas nach Europa zu liefern. Laut “Business Insider” machen sie dank der höheren lokalen Preise pro Tanker Gewinne von bis zu 200 Millionen US-Dollar. Europa verhandelt derzeit mit US-Lieferanten über langfristige Lieferungen zu besseren Preisen für bis zu 25 Jahre. Aber wegen des Überseetransports und der aufwändigen Verflüssigung des Gases bleiben die Kosten deutlich höher als in den USA. Die US-Wirtschaft hat bereits einen Vorteil gegenüber der EU-Konkurrenz, sagt der französische Finanzminister Bruno Le Maire dem Handelsblatt. Er sagt auch, dass die Hunderte von Milliarden Dollar an Anti-Inflationsgesetzen in den USA, zum Beispiel für Elektroautos, zu Lasten Europas gehen.
drohender Absturz
Die Subventionen sind bis zu zehnmal höher als das von der EU erlaubte Maximum. Sie warnt vor einem Crash und drastischen Folgen für die Arbeitsmärkte. Abgesehen von China sollte man das Feld nicht einfach den USA überlassen. Einige große Unternehmen, die in Europa investieren wollten, sind bereits zwischen Europa und den USA hin- und hergerissen. Neben Russland leide Europa am meisten unter den Sanktionen und den Folgen der Energiekrise, sagt Matthias Geissbühler, Chief Investment Officer von Raiffeisen Schweiz, auf 20 Minuten. „Insgesamt sind die USA als Netto-Energieexporteur deutlich besser aufgestellt und als Industriestandort attraktiver geworden“, sagt Geissbühler. Hohe Energiepreise machen es der europäischen Schwerindustrie fast unmöglich, weiterhin in Europa zu produzieren. Viele von ihnen dürften laut Geissbühler in die USA oder andere Länder auswandern.
„Joe Biden verschärft Handelskonflikt“
Der Raiffeisen-Experte sagt zum Subventionsgesetz: „US-Präsident Joe Biden setzt den America-First-Ansatz seines Vorgängers Donald Trump fort und nennt es nur anders.“ Unter Biden hat sich der Handelskonflikt etwa mit dem Exportverbot für Chips nach China verschärft. Laut Focus bauen jetzt vor allem deutsche Autohersteller in den USA. In der Schweiz ist die Migrationsgefahr laut Geissbühler jedoch weniger gross. Abgesehen von Nischenplayern hat ein Großteil der Industrie bereits die Produktion in günstigere Länder verlagert und forscht und entwickelt oft nur dort. Die französische Zeitung „Le Figaro“ berichtet nun über das Gespenst des Handelskriegs. Die EU-Staaten fordern die USA auf, mehrere Maßnahmen aus dem Gesetz zu streichen. Andernfalls sollte über eine Vergeltung nachgedacht werden. Eine Task Force soll nun vermitteln. Geissbühler warnt vor den Folgen eines möglichen Handelskriegs. “Das wäre schlecht für die Weltwirtschaft, unterm Strich würden alle verlieren.” Statt Strafrennen empfiehlt er, den Standort attraktiver zu machen, etwa durch Bürokratie- und Steuerabbau.
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