Auch CDU-Generalsekretär Mario Czaja bekräftigte seine Kritik am Ampelkonzept. „Das sogenannte Bürgergeld ist eigentlich eine Ausgrenzung von Bürgern: Anstatt Arbeitslosen vom ersten Tag an bei der Jobsuche zu helfen, setzt die Scholz-Regierung falsche Anreize und reduziert Anreize.“
Grünen-Chef Nuripur: Die Union hat es eilig und wird zur „Partei“
Die Ampelparteien wiederum revanchierten sich: „Die Union wird zu einer reinen Oppositionspartei. Sie hetzt mit falschen Zahlen gegen eine wichtige Reform“, sagte Grünen-Chef Omid Nuripour der „Bild am Sonntag“. Die Ko-Vorsitzende der grünen Fraktion, Britta Hasselman, warnte vor Ausgrenzung. Sie fordert alle Akteure auf, diese wichtige Gesellschaftsreform konstruktiv und kritisch zu begleiten, sagte Hasselmann der Deutschen Presse-Agentur. „Blockieren um des Blockierens willen, wie einzelne Unionspolitiker in den vergangenen Wochen gezeigt haben, ist inmitten dieser Krise weder konstruktive noch verantwortungsvolle Politik.“ Den Vorwurf, die Unionsländer wollten aus parteipolitischen Gründen Bürgergelder blockieren, wies Söder im Bundesrat zurück. Gegenüber der ARD betonte er, Bayerns Position sei keine Ausgrenzung, sondern die Wahrnehmung von Grundrechten.
SPD-Politiker: Die Union hat das Geld der Bürger “zweifellos verloren”.
Die SPD rief die Länder erneut zur Zustimmung auf. „Die Ministerpräsidenten stehen jetzt vor der Wahl: Entweder sie stehen zu ihrer staatspolitischen Verantwortung und sorgen dafür, dass viele Menschen Sicherheit, neue Chancen und Perspektiven haben. Oder sie setzen den Kurs der letzten Wochen fort und spielen die schwächste Gesellschaft gegeneinander aus“, sagte die stellvertretende SPD-Fraktionsvorsitzende Dagmar Schmidt der Nachrichtenagentur dpa. „Ich befürchte, dass Friedrich Mertz und die Union ihre Argumente verloren haben“, sagte er ebenfalls. Die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) forderte die Union auf, ein mögliches schnelles Vermittlungsverfahren zu unterstützen. Er hoffe, „dass in den Verhandlungen Parteitaktiken beiseite gelegt werden und eine Lösung gefunden wird, die viele Menschen in einer schwierigen Zeit ab Januar entlasten könnte“, sagte er der „Rheinischen Post“. Klarheit bis Ende November ist wichtig, damit das Arbeitsamt alles vorbereiten kann, um das Bürgergeld ab Januar auszuzahlen.
Auch linke Politiker stehen der Union kritisch gegenüber
Auch Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow kritisierte das Verhalten von CDU und CSU: „Weil sich die Union nicht als Opposition im Deutschen Bundestag durchsetzen konnte, müssen nun alle Bürgergeldempfänger in Geiselhaft genommen werden. Mann“, sagte der Linke-Politiker der Deutschen Presse-Agentur. Der Union geht es nicht um echte Lösungen in dieser Frage, sondern um parteipolitisches Ego. Co-Chefin der Linken Janine Wissler sprach sogar von “sozialer Kälte”.
Bürgergeld: Regelsatzerhöhung, mehr Weiterbildung, „Vertrauenszeit“
Die aktuelle Bürgergeldregelung sieht eine Anhebung des Regelsatzes von 449 Euro für Alleinstehende auf 502 Euro vor. Ziel der Reform ist es, die Vermittlung von Arbeitslosen in den Arbeitsmarkt zu erleichtern, auch durch mehr Qualifizierung und Weiterbildung. In einer zunächst sechsmonatigen „Treuhandphase“ sollen Leistungen nur in Ausnahmefällen gekürzt werden. Das Gesetz soll derzeit am 1. Januar 2023 in Kraft treten. Wenn ein Vermittlungsausschuss ins Spiel kommt, könnte dieser Termin noch weiter verschoben werden. Bundesfinanzminister Christian Lindner sagte dem “Redaktionsnetzwerk Deutschland”, man könne über alles verhandeln. Der FDP-Chef zeigt sich daher offen für Änderungen im Vermittlungsverfahren. Die Bundesagentur für Arbeit hatte bereits davor gewarnt, dass die Aufstockungszahlung zu Jahresbeginn nicht garantiert sei, wenn bis Ende November nicht klar sei. Mit Informationen von dpa, Reuters und AFP