Am Tag der Staatstrauer warnte Joachim Gauck (82) davor, sich von Kreml-Despot Wladimir Putin (70) einschüchtern zu lassen. Obwohl Russland über ein Nukleararsenal verfügt, muss Deutschland seine Unterstützung für die Ukraine verstärken – und darf russischen Drohungen nicht nachgeben. Auffällig: Gauck unterschied sich in Ton und Inhalt deutlich von seinem Nachfolger Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier (66), der als Außenminister weiterhin wegen seiner Russland-Politik in der Kritik steht.

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Gauck: Deutschland muss “Putins mörderische Machenschaften” stoppen!

In seiner Rede im rheinland-pfälzischen Sinzig machte Gauck deutlich, dass Russland wegen seiner Atomwaffen “auch für uns eine unmittelbare Bedrohung darstellt”. Zurückhaltung ist jedoch keine Option. Stattdessen. Gauck forderte, “alles bis zum Äußersten zu tun, um Putins mörderischem Treiben ein Ende zu bereiten”. Der ehemalige Bundespräsident machte deutlich, dass Deutschland sein Potenzial noch nicht ausgeschöpft habe und die Ukraine noch stärker unterstützen könne. Bürger und Politiker sollten sich „immer wieder“ fragen: „Was können wir noch tun, um den Angegriffenen zu helfen?“ Er hat seit Jahren eine klare Haltung zu Russland: Alt-Bundespräsident Joachim Gauck Foto: Thomas Frey/dpa

Die Differenzen zu Steinmeier waren nicht zu übersehen

Der amtierende Bundespräsident sagte am 28. Oktober, Russlands Krieg gegen die Ukraine mache uns zwar Sorgen, mahnte aber zur Vorsicht. “In diesem Krieg geht es um uns”, sagte Steinmeier. Aber es sei “ebenso wichtig”, dass Deutschland “keinen Krieg befinde” und “nicht will, dass sich das ändert”. Eine „Ausweitung des Krieges“ muss verhindert werden. Auch interessant Fakt ist: Gauck und Steinmeier fahren seit Jahren einen fast entgegengesetzten Kurs zu Russland. ▶︎ Als Putin 2014 die Krim völkerrechtswidrig annektierte und einen verdeckten Krieg in der Ostukraine begann, warnte Gauck, der Kreml habe seine Zusammenarbeit mit dem Westen „beendet“. Er warnte vor Zugeständnissen an Russland: Das würde “oftmals nur den Appetit der Aggressoren steigern”. ▶︎ Ganz anders Steinmeier: 2015 erklärte er, es gebe Sicherheit „nur mit und nicht gegen Russland“ und sprach davon, Russland in die europäische Sicherheitsarchitektur einzubinden. Steinmeier hielt an der Pipeline Nord Stream 2 fest, bis Russland in die Ukraine einmarschierte. Bundespräsident Steinmeier am Sonntag im Bundestag Foto: Annette Riedl/dpa
Dieser Unterschied besteht heute noch! ▶︎ Zu Russlands Angriff am 24. Februar 2022 sagte Gauck, sie seien „mit Entsetzen aufgewacht, als uns allen klar wurde: Russland greift die ganze Ukraine an“. Drinnen: Gauck stellt klar, dass Russland den Krieg nicht im Februar begonnen, sondern die gesamte Ukraine angegriffen habe. Russland befindet sich seit 2014 im Krieg in der Ostukraine. ▶︎ Steinmeier hingegen versucht, die Zeit vor dem 24. Februar als Zeit des Friedens darzustellen – womöglich, um sein eigenes politisches Versagen in ein anderes Licht zu rücken. „Sie haben auf internationale Zusammenarbeit gesetzt und sich an die Spielregeln gehalten“, sagte Steinmeier. „Dann kam der 24. Februar. Am 24. Februar hat Putin nicht nur die Regeln gebrochen und das Spiel war vorbei.”

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Melnik lobt Gauk: „Ein echter Staatsmann“

Anders als sein Nachfolger macht Gauck deutlich, dass sich Russlands Krieg auch gegen Deutschland richtet. „Russland verschweigt nicht, dass es gegen unsere Demokratie, gegen unsere Lebensweise, gegen unsere Freiheit kämpft“, sagte Gauck. Und die Bundesrepublik müsse alles tun, um dazu beizutragen, “Russland in seinem imperialen Wahn zu stoppen”. Lobt Gaucks Rede: Der ehemalige ukrainische Botschafter Andriy Melnyk Foto: Christian Spritz
In der Ukraine wurde Gaucks Rede sofort aufgezeichnet. Der frühere Botschafter der Ukraine in Deutschland, Andriy Melnyk (47), sagte gegenüber BILD: Gauk sei „ein echter Politiker mit Rückgrat“ und „initiativ und visionär, gerade gegenüber diesem monströsen Russland“. Melnyk sagte weiter, Bundeskanzler Olaf Scholz (64, SPD) sei „gut beraten“, „endlich dem moralischen Aufruf von Joachim Gauck zu folgen und Putins Kriegsverbrecher in die Schranken zu weisen: auch indem er die Ukraine mit allen verfügbaren Waffen aus Deutschland versorgt, um sie zu vertreiben Russen, Eindringlinge so schnell wie möglich.“