In Bayern gilt die Selbstisolationspflicht ab kommenden Mittwoch (16. November) nicht mehr. Wer positiv auf das Coronavirus getestet wurde, darf künftig die eigene Wohnung verlassen, muss aber draußen eine Maske tragen, sagte Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holeczek (CSU). Allerdings gilt nach wie vor der Grundsatz: „Wenn du krank bist, bleib zu Hause.“
Wann die Aufhebung in anderen Ländern in Kraft tritt, ist noch nicht klar. Allerdings soll es bald soweit sein. Details würden derzeit ausgearbeitet, sagte er. Was auch dort klar scheint: Die generelle Isolationspflicht soll durch passgenaue Maßnahmen ersetzt werden, etwa eine eingeschränkte Maskenpflicht und dringende Empfehlungen.
Weniger Standards, mehr Eigenverantwortung
Die vier Länder begründen ihre Entscheidung unter anderem mit reduzierten Infektionsraten, wirksamen Impfungen, einer Grundimmunität in der Bevölkerung von über 90 Prozent, sehr seltenen schweren Erkrankungen und wirksamen antiviralen Medikamenten. „Es ist an der Zeit, den Menschen wieder mehr Eigenverantwortung zu übertragen“, sagte der baden-württembergische Gesundheitsminister Manfred Lutza (Grüne).
Gefährdete Personengruppen, die keinen ausreichenden Immunschutz aufbauen konnten, werden nach Angaben der Bundesländer weiterhin geschützt. So blieben beispielsweise Arbeits- und Betretungsverbote für Corona-Infizierte dort bestehen, wo sich gefährdete Gruppen befinden, etwa onkologische Stationen in Krankenhäusern oder Pflegeeinrichtungen.
Länder gegen RKI-Einrichtung
Unabhängig davon empfiehlt das Robert-Koch-Institut (RKI) weiterhin, für Infizierte fünf Tage Isolation anzuordnen. Das RKI empfiehlt zudem, die Isolation nur zu beenden, wenn ein (Selbst-)Test negativ ausfällt.
Begutachtung durch Gesundheitsminister Lauterbach
Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) kritisierte die Entscheidung. Es ist völlig unverständlich, warum Länder das bisher Erreichte aufs Spiel setzen wollen. Die Entscheidung war falsch. „Das kommt zu einem unpassenden Zeitpunkt und findet nicht die Zustimmung der Bundesregierung“, sagte Lauterbach. Es gibt keinen medizinischen Grund für den Verzicht auf die Isolationspflicht. Wir müssen weiterhin dafür sorgen, dass die Fallzahlen nicht steigen. Es gebe immer noch etwa 1.000 Todesfälle durch eine Covid-Infektion pro Woche und dem Land stehe eine Winterwelle mit möglicherweise ansteckenderen Varianten des Virus bevor, warnte Lauterbach. Außerdem sollen die Menschen sicher sein können, dass sie sich bei der Arbeit nicht anstecken.