„Es sind Dinge passiert, die nicht hätten passieren dürfen“, entschuldigte sich Friedrich Sandner, Aufsichtsratsvorsitzender der „Presse“-Muttergesellschaft Styria Media Group, bei der Leserschaft. Mit dem ehemaligen Generalsekretär Thomas Schmid führte Nowak jahrelang rege Gespräche, in denen Artikel und die Position des ORF-Intendanten besprochen wurden. „Es ist verständlich, dass die Unsicherheit groß ist“, räumte Sandner ein.
„Zuverlässigkeit ist unser höchstes Gut“
Gleichzeitig verzichtete der Aufsichtsratsvorsitzende der Steiermark auf pauschale Urteile: „Man muss etwas differenzierter hinsehen.“ Rainer Novak ist ein exzellenter Journalist, der viel erreicht hat, aber in diesem speziellen Fall die roten Linien überschritten hat. Deshalb wäre es ihm lieber gewesen, wenn Novak die Entscheidung zum Rücktritt nicht zu diesem frühen Zeitpunkt getroffen hätte, betonte Sandner: „Mir wäre es lieber, wenn wir eine ordentliche Untersuchung durchführen könnten.“ tvthek
“In der Mitte”, um nach oben zu schauen
ORF-Hörfunkdirektorin Ingrid Thurnher kommentierte den Rücktritt von ORF-TV-Chefredakteurin Schrom: „Ich werde sicher nicht rechtfertigen, was da passiert ist. Sie müssen die Tatsache, dass eine Grenze überschritten wurde, klar verurteilen.” Gleichzeitig muss jedoch berücksichtigt werden, dass Schrom von seinen Kollegen geschätzt und seine Arbeit als einwandfrei bezeichnet wurde. Aber: „Zuverlässigkeit ist unser höchstes Gut. Und wenn wir sie nicht mit klaren Maßnahmen und Regeln erkämpfen, dann können wir nicht anders.“ 2019 sprach Schrom als ORF2-Chefredakteur mit FPÖ-Chef und damaligem Vizekanzler Heinz-Christian Strache über den Inhalt des ORF-Berichts und FPÖ-Personalanfragen. Thurnher sagte, der ORF habe einen strengen Verhaltenskodex und ein ORF-Gesetz, das befolgt werde. Zudem hat die Redaktion seit einigen Monaten eine überarbeitete Redaktionssatzung, die die Unabhängigkeit der Redaktion sicherstellt. Sie selbst habe während ihrer Tätigkeit als Journalistin “keine Beeinträchtigung dieser Unabhängigkeit erlebt”.
Deutschland anders als Österreich
Die ehemalige Chefredakteurin des „Standard“ Alexandra Föderl-Schmid versuchte, die Diskrepanz in Österreich zu ihrem aktuellen Engagement in Deutschland („Süddeutsche Zeitung“) zu beschreiben: „Ich war Chefredakteurin der „Süddeutschen“ . „Seit zwei Jahren hatte ich bisher keine. Ich erhielt einen Anruf von Politikern mit Interventionsversuchen“, sagte der langjährige Journalist. In Österreich riefen Politiker kurz vor Mitternacht an, wenn ihnen ein Artikel nicht gefiel. öffentliche Diskussion
Wie abhängig sind die Medien von der Politik?
Er verwies auch auf den Vorstand der ORF-Stiftung, der überwiegend mit Politikern besetzt ist. Die Teilnehmer waren sich einig, dass das Gremium reformiert und entpolitisiert werden muss. Die Zusammensetzung des Gremiums sei ein “Skandal”, sagte Andreas Kohler, stellvertretender Chefredakteur der Salzburger Nachrichten. Die Politik mischt sich zu sehr in den ORF ein. Santner von der Styria Media Group warnte davor, dass ein Gremium mit 35 Personen sowieso nicht funktionieren könne. Auf politischer Seite meldete sich grüne Mediensprecherin Eva Blimlinger zu Wort und stimmte in den Chor der Reformforderungen ein. Die Ausschüsse sollten reformiert werden. Gleichzeitig verwies er auf von der Regierung bereits eingeleitete Projekte, die die Unabhängigkeit der Medien stärken könnten. Er verteidigte, dass die Mitgliedschaft im Presserat nicht als Kriterium für die Medienförderung aufgenommen worden sei, und sagte, er wolle keine „Verstaatlichung der Selbstkontrolle“.
Scheuba: Die Fokussierung auf Autoritarismus greift zu kurz
Kolumnist Florian Scheuba fand, dass die Debatte um das Verhältnis von Journalisten und Politikern nicht ausreiche. “Wir haben einen Werbekorruptionsskandal, der zum Rücktritt eines Bundeskanzlers geführt hat (Sebastian Kurz, Anm. d. Red.)”, sagte Seumba. Angesichts der Werbeaffären um die Tageszeitung Österreich, die ÖVP und die Meinungsforscherin Sabine Beinschab sagte er: „Es war schlimmer als autoritär zu sein. “Das ist nicht Pressefreiheit, das ist Erpressungsfreiheit.” Die österreichischen Medien sollen reagieren: „So sind wir nicht.“ mehr zum Thema
Die Parteien fordern eine Reform der ORF-Kommission
Die anwesenden Journalisten betonten jedoch, dass in den Redaktionen gute Arbeit geleistet werde. Aber die Politik schafft die Rahmenbedingungen, zum Beispiel durch Medienförderungen und Gesetze zur Verbreitung von Werbung. Blimlinger wies darauf hin, dass die Grünen der Werbung eine Obergrenze setzen möchten. Doch die österreichische Zeitung Link (VÖZ) „will kein Cover“.
ORF.half: umstritten
VÖZ war am Ende der Show noch einmal ein Thema. ORF-Intendant Roland Weißmann hat vor wenigen Wochen das Angebot an die Verlage unterzeichnet, das Textangebot auf ORF.at, der „Blauen Seite“, zu halbieren. Im Gegenzug erwartet er eine Konzession für die vom ORF geforderte digitale Modifikation. ORF-Hörfunkdirektor Thurnher sagte, diese Änderung sei notwendig, um auch die jungen Zielgruppen zu erreichen. “Wir brauchen die Möglichkeiten, die wir jetzt nicht haben.”
IM MITTELPUNKT: Macht und Nähe – wie abhängig sind die Medien von der Politik?
Die geleakten Chat-Nachrichten aus den Ermittlungsakten machen es der Medienbranche nun schwer, sich zu erklären. Der Chefredakteur von ORF-TV, Matthias Schrom, trat wegen der kompromittierenden SMS an den damaligen FPÖ-Vizekanzler Heinz-Christian Strache zurück. Und auch “Presse”-Chefredakteur und -Herausgeber Rainer Novak hat nach Gesprächen mit dem damaligen Generalsekretär im Finanzministerium Thomas Schmidt, in denen auch mögliche Positionen besprochen wurden, seinen Rücktritt erklärt. Welche Regeln gibt es für den Umgang zwischen Politikern und Journalisten? Wo hört notwendige Privatsphäre auf, wo fängt „Eigentum“ an? Gibt es einen Unterschied zwischen Österreich und Deutschland? Wie können die politischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen verbessert werden, um die Abhängigkeit der Medien von der Politik zu verringern? Was bedeutet das für die Unabhängigkeit der Berichterstattung? Und wie kann das verlorene Vertrauen in Politik und Medien wiederhergestellt werden? Die Journalistin Föderl-Schmid kritisierte dagegen die „Austauschbarkeit“ zwischen ORF und VÖZ. Er konnte nicht verstehen, warum das Textangebot auf der „Blauen Seite“ halbiert werden musste. Auch die ORF-Site gehört den Tarifzahlern. Koller von den „Salzburger Nachrichten“ war anderer Meinung: „Ich lese auch gerne die ORF-Artikel, aber die ‚Blaue Seite‘ ist ein Problem. Sie stellt viele Inhalte kostenlos zur Verfügung, die wir als private Medien online verkaufen wollen. “ Grünen-Sprecherin Blimlinger entgegnete, die Printmedien hätten “wirklich genug Zeit”, sich “ohne Atemnot” Gedanken darüber zu machen, wie sie auf ORF.at reagieren könnten. Kohler entgegnete: „Dass der ORF gewisse Grenzen einhalten muss, liegt auf der Hand.“ Blimlinger konterte: „Nein, das ist nicht offensichtlich. Es geht darum, die öffentlich-rechtlichen Rundfunkdienste zu stärken, damit sie in alle Sektoren kommen können. „Verhandlungen würden ohnehin parallel laufen – sowohl mit privaten Medien als auch mit dem ORF.