16.11.2022, 21:45 Uhr

Bis 2030 will der Leuchtturm sechs Millionen Wärmepumpen in Gebäuden installiert haben. Doch es gibt viele Probleme: zu hohe Stromkosten, zu wenig Pumpen und zu wenig Facharbeiter. Finanzminister Habeck sucht gemeinsam mit der Industrie nach Lösungen. Wärmepumpenbesitzer sollen durch geplante Energiepreisbremsen nicht benachteiligt werden. Bundesfinanzminister Robert Habeck hat dazu eine Sonderregelung angekündigt. Um die Installation von Wärmepumpen in Deutschland zu beschleunigen, müssen zudem Produktionskapazitäten ausgebaut und mehr Fachkräfte eingestellt werden. Das teilte das Finanzministerium nach einem „Wärmepumpen-Gipfel“ unter anderem mit Vertretern aus Industrie und Handel mit. Wegen gestiegener Energiekosten plant die Bundesregierung eine Gas- und Strompreisbremse. Die technische Umsetzung von Preisbremsen ist laut Habeck anspruchsvoll. Allerdings müssen die entsprechenden Gesetze wie geplant bis Mitte Dezember von Bundestag und Bundesrat verabschiedet werden. Als ersten Schritt haben Bundestag und Bundesrat im Dezember eine Einmalzahlung für Erdgaskunden beschlossen. Die Gaspreisbremse, die spätestens im März für Privathaushalte und kleine und mittlere Unternehmen in Kraft treten soll, sieht – ebenso wie die Strompreisbremse – einen staatlich geförderten Grundverbrauch vor. Diese soll ab Januar gelten.

“Keine Strafe für gewünschtes Verhalten”

Mit Blick darauf, dass es eine geförderte Quote bezogen auf das Bezugsjahr 2021 geben soll, sagte Habeck: „Wenn Sie eine Wärmepumpe installiert haben, also Erdgas gespart und entsprechend mehr Strom verbraucht haben, dann werden Sie gem die Logik für politisch wirklich wünschenswertes Verhalten – also weg von fossilen Brennstoffen’. Es wird also eine Sonderregelung geben, die dies berücksichtigt. Wie das konkret aussehen soll, ist allerdings offen. Laut Bundesverband Wärmepumpen haben viele Kunden, die gerade erst eine Wärmepumpe installiert haben, große Bedenken, dass die Strompreisbremse die Heizkosten nicht deckt. Verbrauch aus dem Vorjahr konnten sie nicht ausweisen, da sie im Vorjahr mit Erdgas oder Öl geheizt hätten. Dieser höhere Stromverbrauch wird dann im Zweifel nicht durch die Strompreisobergrenze abgedeckt. Es wurde auch gesagt, dass der Erdgaspreis begrenzter sein sollte als der Strompreis. Aufgrund der höheren Investitionskosten für den Einbau der Wärmepumpe sei zu befürchten, dass sich potenzielle Investoren wieder von der Wärmepumpe distanzieren, heißt es in einem Dokument. Hambeck sagte, die Gaspreisbremse bedeute nicht, dass die Gaspreise so günstig seien wie 2021, aber sie entferne den „Überlastungsdruck“. Die Abkehr von fossilen Brennstoffen ist nach wie vor sinnvoll. Der Minister räumte ein, dass die Investition in eine Wärmepumpe teurer sei als fossile Alternativen wie Gaskessel. Allerdings bezuschusst der Bund den Einbau von Wärmepumpen mit bis zu einem Drittel der Anschaffungskosten. Habeck sprach sich auch dafür aus, die im Koalitionsvertrag vorgesehene “Super-Abschreibung” für Investitionen in Klimaschutztechnik zu nutzen. Im Gebäudebereich sollen die CO2-Emissionen reduziert werden. Wärmepumpen beziehen einen Großteil der Energie zum Heizen aus der Umgebung, wie Luft und Grundwasser. Um die Wärme nutzbar zu machen, benötigen sie Strom für Motor und Pumpe. Strom muss aus erneuerbaren Energiequellen stammen.

Große Ziele, langes Warten

Martin Sabel, Hauptgeschäftsführer des Wärmepumpen-Bundesverbandes, sagte, eine neue Heizungsanlage halte 15 bis 20 Jahre.  Die langfristige Perspektive spricht definitiv für die Wärmepumpe.  Das Ziel der Bundesregierung sind sechs Millionen Wärmepumpen bis 2030. Heute sind es laut Habeck 1,4 Millionen.  Allerdings ist die Nachfrage deutlich gestiegen.  Laut Habeck sollen in diesem Jahr 230.000 neue Wärmepumpen installiert werden.  Im vergangenen Jahr waren es rund 150.000.  Ab 2024 sollen es 500.000 neue Wärmepumpen pro Jahr sein, so das Ziel der Bundesregierung.

Laut Habeck wird die Industrie sie produzieren können, wurde auf dem Gipfel deutlich. Sabel sagte, dass es derzeit Wartezeiten von etwa einem halben Jahr gibt – wenn es schlecht läuft, ein Jahr. Ein Eckpunktepapier des Gipfels besagt, dass es einer stärkeren europäischen Zulieferindustrie bedarf, um die Produktionskapazitäten in Deutschland und Europa auszubauen. Eine europäische Plattform für transformative Technologien könnte einen Ansatz bieten. Angesichts des Fachkräftemangels soll die Attraktivität des Handwerks mit neuen Qualifikationen im Bereich Wärmepumpen und Erneuerbare Energien gesteigert werden. Dies gilt sowohl für die Ausbildung als auch für die Weiterbildung. Der Markt für Wärmepumpen sei derzeit noch stark auf Neubauten und Einfamilienhäuser fokussiert. „Wärmepumpen im Bestand und insbesondere in größeren Gebäuden dürften daher ein zentrales Thema im Jahr 2023 sein.“