ÖSTERREICH. Der jüngste Chat-Fall schlug Wellen und zeigte bereits erste Folgen: Presseredakteur und Verleger Rainer Nowak hat seine Tätigkeit bis auf Weiteres ausgesetzt, während ORF-TV-Chefredakteur Matthias Schrom am Mittwoch seinen Rücktritt bekannt gab. Als ob das nicht genug wäre, sind jetzt weitere explosive Botschaften ans Licht gekommen. Der frühere FPÖ-Vizekanzler Heinz Christian Strache ist erneut einer der Protagonisten. In den nun öffentlich gewordenen Gesprächen tauschte er sich allerdings nicht mit Schrom aus, sondern über die FPÖ-WhatsApp-Gruppe unter anderem mit dem damaligen Vorsitzenden des ORF-Stiftungsvorstands und FPÖ-Politikers Norbert Steger. Die Nachricht zeigt, dass Strache, der damals mit seiner FPÖ an der Regierung war, 2018/2019 eine Medienagenda für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk verfolgte.

FPÖ träumte von „totalen Personalrollen“

Laut dem Bericht, in dem die Finanz- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) die brisanten Chat-Nachrichten nun veröffentlicht hat, richtete der damalige FPÖ-Generalsekretär Harald Vilimsky im April 2018 eine FPÖ-WhatsApp-Chatgruppe im ORF ein. Darin versammelte er liberale Aktivisten, darunter auch der damalige Vizekanzler und Parteichef Heinz-Christian Strache, Johann Gudenus, der FPÖ-Medienreferent Hans-Jörg Jenewein und der spätere Vorstandsvorsitzende der ORF-Stiftung Norbert Steger, wie das Nachrichtenmagazin Profil berichtet. Gemeinsam diskutierten sie, wie man unerwünschte ORF-Journalisten loswerden kann. Generell träume man von „totalen personellen Veränderungen“, um nicht mehr kritisch über die FPÖ zu schreiben. Dabei ging es auch um eine „Reform des ORF“ und die Absetzung des damaligen ORF-Intendanten Alexander Wrabetz.

Stöger: “Dafür sollte jemand strafrechtlich verfolgt werden”

Besonders brisant war die Tatsache, dass das damalige ORF-Vorstandsmitglied Norbert Steger zum Nachrichtenteam gestoßen ist. Eigentlich sollten die Vorstandsmitglieder unabhängig sein, aber die Nachrichten zeigen etwas anderes. „Ohne Personal wird kein PP-Beitrag sachlicher oder freundlicher“, zitiert ZIB2 eine Mitteilung von Steger als Beispiel. Es heißt auch: “Jemand muss strafrechtlich verfolgt werden.” Für den Redaktionsvorsitzenden des ORF, Dieter Bornemann, wurde in den Nachrichten eine rote Linie überschritten. Dies sei demokratiepolitisch gefährlich und zeige, „dass die Gremien im ORF dringend reformbedürftig sind“, erklärte Bornemann gegenüber der ZIB2. Mehr zum Thema: ORF-Chefredakteur Matthias Schrom tritt zurück „Presse“-Chefredakteur Nowak legte das Feature auf Eis