Agrarhaushalt: Geplante Zahlungen von 2,94 Milliarden Euro für 2023 Für die Sektoren Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft sind für das Jahr 2023 Zahlungen in Höhe von insgesamt 2,94 Milliarden Euro geplant. Gegenüber dem Vorjahr bedeutet dies einen Rückgang um 82,9 Mio. Euro oder 2,7 %. Grund dafür sind Änderungen in den Zuständigkeiten des Ministeriums, die 2022 anstehen. So werden 2023 beispielsweise Tourismus, Telekommunikation, Breitbandausbau, Bergbau und öffentliche Verwaltung in andere Haushaltskapitel aufgenommen. Das geht aus der Analyse des Haushaltsdienstes des Parlaments hervor Nach Bereinigung dieser Sektoren für 2023 werden die Zahlungen um 64,6 Millionen Euro oder 2,2 % steigen. Grundsätzlich bestimmt die Gemeinsame Agrarpolitik (GAP) der EU einen großen Teil des heimischen Agrarhaushalts. Insgesamt entfallen rund 65 % der für 2023 veranschlagten Mittel auf die EU-Förderprogramme, die zu mehr als 80 % aus EU-Mitteln finanziert werden, und bei den Mitteln für den Europäischen Fonds für regionale Entwicklung EFRE sollen diese um 74,8 % steigen Millionen Euro im Folgejahr. Weitere Erhöhungen der Zahlungen gegenüber 2022 betreffen beispielsweise die Kofinanzierung von Ländlicher Entwicklung (+25 Mio. €), Internationale Nahrungsmittelhilfe (+20 Mio. €), Gewässerschutztechnik (+14 Mio. €) als sowie der Zentrale Dienst und das land- und forstwirtschaftliche Schulwesen (zusammen +22,1 Mio. €). Demgegenüber sind für den Forstfonds (-79,9 Mio. Euro) und für die Siedlungswasserwirtschaft (-20,5 Mio. Euro) geringere Haushaltsmittel vorgesehen. Totschnig: Die Sicherheit der Lebensmittelversorgung ist ein zentrales Anliegen Der Haushalt berücksichtige die aktuellen Herausforderungen und fokussiere auf die Sicherung der Lebensgrundlagen, sagte Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig. Die Sicherheit der Lebensmittelversorgung ist von zentraler Bedeutung. Die Landwirtschaft steht dabei im Mittelpunkt und wird daher mit zusätzlichen Ressourcen unterstützt. Totschnig erklärte, dass die Landwirte Planungsstabilität und -sicherheit brauchen, die die neue GAP ab 2023 bringe. International seien die Mittel für die internationale Nahrungsmittelhilfe aufgestockt worden. Zum Schutz der Bevölkerung in den Regionen würden gezielte Maßnahmen zum Schutz vor Überschwemmungen und Wäldern ergriffen, sagte die Ministerin. Auch die Mittel für regionalpolitische Maßnahmen werden zur Stärkung der Regionen aufgestockt. ÖVP: Investition in die Zukunft der Landwirtschaft Angesichts einer Weltbevölkerung von 8 Milliarden Menschen sei die Bereitstellung von Nahrung und Energie eine zentrale Aufgabe der Landwirte, betonte Johannes Schmuckenschlager (ÖVP) die Bedeutung der Versorgungssicherheit. Die Landwirtschaft steht vor enormen Herausforderungen, darunter Klimawandel, Klima- und Umweltschutz, aber auch Digitalisierung und Automatisierung. Die Bundesregierung unterstützt die Landwirtschaft bei dieser Transformation und diesem Wandel mit Haushaltsmitteln. Der Haushalt gebe Menschen im ländlichen Raum Zukunftsperspektiven, begrüßten Josef Hechenberger (ÖVP) und Andreas Kühberger (ÖVP). Irene Neumann-Hartberger (ÖVP) und Klaus Lindinger (ÖVP) glauben, dass Ausgleichszahlungen es Unternehmen ermöglichen, trotz ihrer kleinen Struktur wettbewerbsfähig zu bleiben und sie für die Zukunft zu sichern. Investitionen in die Landwirtschaft seien Investitionen in die Zukunft, begrüßte Carina Reiter (ÖVP) insbesondere Maßnahmen für Junglandwirte. Johann Weber (ÖVP) verwies auf die steigenden Schülerzahlen im landwirtschaftlichen Schulbereich und dessen moderne, offene und zukunftsorientierte Ausbildung. SPÖ: Reduzierung von Pestiziden und Maßnahmen für mehr Tierschutz und Kleinbetriebe Cornelia Ecker (SPÖ) kritisierte die Bundesregierung dafür, dass sie eine für die Belange der kleinbäuerlichen Landwirtschaft notwendige Politik nicht betreibe, darunter auch fehlende Maßnahmen zur Reduzierung von Pflanzenschutzmitteln. Der Abgeordnete forderte in einem Entschließungsantrag eine österreichische und europäische Forschungsstrategie für milde Alternativen zu konventionellen chemisch-synthetischen Pflanzenschutzmitteln sowie deren rechtsverbindliche Reduzierung in Europa. Ecker zeichne ein “Horrorszenario”, das es in der Realität nicht gebe, antwortete Nikolaus Berlakovich (ÖVP) und verwies auf milde Pflanzenschutzmaßnahmen. Dietmar Keck (SPÖ) plädierte für eine Überprüfung der Tierschutzsubventionen und kritisierte anhand aktueller Beispiele unzureichende Kontrollen. Die Rahmenbedingungen für die Landwirtschaft werden prekärer und der Beruf sei kein „Wunschberuf“ mehr, kritisierte Elisabeth Feichtinger (SPÖ). Die Kürzung von Mitteln für soziale Dienste sei nicht sachlich gerechtfertigt, da diese Mittel zur Förderung oder Schaffung von Arbeitsplätzen, sozialer Infrastruktur, Gleichberechtigung und Lebensqualität verwendet würden, sagte Feichtinger. Jeder zweite Bauernhof sei seit den 1970er-Jahren verschwunden, beklagte Klaus Köchl (SPÖ) die Förderung von „Ackerbau“ und Großgrundbesitzern gegenüber Kleinbetrieben. Die Maßnahmen der Bundesregierung hätten diesen Strukturwandel in der Landwirtschaft abgeschwächt, konterte Leonhard Eßl (ÖVP). FPÖ: Liberales Hilfspaket für landwirtschaftliche Betriebe Der Agrarhaushalt sei ein „großes Desaster“, sagte FPÖ-Landwirtschaftssprecher Peter Schmiedlechner. Per Entschließungsantrag forderte er die Umsetzung eines Hilfspakets zugunsten der heimischen Landwirte, das die Revision der GAP, die Befreiung von Sozialversicherungsbeiträgen, die Abschaffung der AMA-Vermarktungsabgaben und die Aussetzung der Wertschöpfung beinhalten würde Steuer und Mineralölsteuer für alle landwirtschaftlichen Betriebe und einen Agrargipfel zur Ernährungssouveränität. Kleine Unternehmen würden eliminiert und größere würden weiter wachsen, kritisierte Gerald Hauser (FPÖ) die derzeitige Finanzierungspolitik. Er beanstandete Herdenschutzmaßnahmen, da diese nicht greifen würden, und forderte im Gegenzug die Entfernung der Wölfe. Der Ukraine-Russland-Krieg habe gezeigt, wie abhängig Österreich von anderen Ländern sei, forderte Alois Kainz (FPÖ) mehr Versorgungssicherheit. Er befürwortete auch mehr Unterstützung für Gewächshausbetriebe und mehr Mittel für die städtische Wasserwirtschaft. Walter Rauch (FPÖ) kritisierte die Nutzung landwirtschaftlicher Flächen zur Energiegewinnung als Widerspruch zur angestrebten größeren Versorgungssicherheit. Er stellte auch die Frage, warum Hackschnitzel im Gegensatz zur Atomkraft auf europäischer Ebene nicht als nachhaltig eingestuft werden. Grüne: Mehr Biolandbau und weniger Landverbrauch Der Klimawandel ist eine große Herausforderung für die Landwirtschaft. Um dem entgegenzuwirken, brauche es neues Denken und Handeln für eine nachhaltige Landwirtschaft, forderte Olga Voglauer (Grüne) mehr ökologischen Landbau und begrüßte „deutlich mehr“ Haushaltsmittel für diesen Sektor. Österreich verbrauche zu viel Fläche und spiele damit in der traurigen Oberliga, argumentierte Astrid Rössler (Grüne). Der Flächenverbrauch von derzeit 12 Hektar pro Tag solle daher auf 2,5 Hektar reduziert werden, forderte Rössler. Dies sollte in der Bodenstrategie und auch als Wirkungsziel des Agrarhaushalts verankert werden. NEOS: Im ländlichen Haushalt gibt es keine Visionen Karin Doppelbauer (NEOS) sah im Agrarhaushalt keine Visionen, Strategien und Innovationen. Daher würde es die Zukunftschancen der Landwirte nicht verbessern, wenn Doppelbauer die Lenkungswirkung dieser Maßnahmen verlieren würde, die die Landwirtschaft positiv in die Zukunft führen würden. (Fortsetzung Nationalrat) pst HINWEIS: Der Haushaltsservice des Parlaments bietet volkswirtschaftliche Analysen zur Finanzpolitik und Vorschläge des Bundesministeriums der Finanzen. Das interaktive Visualisierungstool des Budget Service bietet Details zum Haushalt 2023, zu Änderungen im Vergleich zu den Vorjahren und zur Entwicklung der aktuellen Haushaltsausführung. Dort erhalten Sie einen schnellen und transparenten Überblick über die relevanten Budgetdaten. HINWEIS: Nationalrats- und Bundesratssitzungen können auch per Livestream verfolgt werden und stehen als Video-on-Demand in der Mediathek des Parlaments zur Verfügung.

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