Stand: 14.11.2022 20:08 Uhr
Im Streit um die Einkommen der Bürger ist nun der Vermittlungsausschuss an der Reihe. Wer sitzt im Ausschuss, wie werden Verhandlungen geführt – und wie lange dauern sie? Von Dietrich Karl Mäurer, ARD-Hauptstadtstudio
Der Bundesrat hat die Einkünfte der Bürgerinnen und Bürger gesperrt. Der Gesetzentwurf erreichte im Bundeshaus nicht die erforderliche Mehrheit. Mehrere Landesregierungen unter Führung oder Beteiligung der Union verweigerten ihre Zustimmung. Logo MDR Dietrich Karl Mäurer ARD-Hauptstadtstudio Die Abkehr vom Hartz-IV-System ist aber noch nicht endgültig gescheitert: Bund und Länder wollen nun im Vermittlungsausschuss einen Kompromiss suchen.
Wie geht es ab hier weiter?
Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD) rechnet mit einer schnellen Lösung. Er kündigte dem Bundesrat an, dass die Bundesregierung “heute den Vermittlungsausschuss einberufen wird”. Der Ausschuss könnte bereits nächste Woche tagen. «Mit dem guten Willen aller Beteiligten» könne an der nächsten Bundesratssitzung am 25. November ein Kompromiss gefunden und beschlossen werden, sagte Hale.
Was ist die konkrete Arbeit der Vermittlungskommission?
Bei Meinungsverschiedenheiten zwischen Bundestag und Bundesrat über ein Gesetz kommt die Einigungskommission ins Spiel. Das Gremium müsste dann einen Kompromiss suchen, etwa wenn ein bereits vom Bundestag verabschiedetes Gesetz keine Mehrheit in der Länderkammer findet, wie es bei den Bürgereinkommen der Fall ist.
Wie wird der Ausschuss gebildet?
Der Vermittlungsausschuss besteht aus 32 Mitgliedern. Bund und Länder sind gleichermaßen stark vertreten. Jede Landesregierung entsendet für jedes der 16 Mitglieder des Bundesrates ein Mitglied. Die 16 Bundestagsabgeordneten wiederum werden nach der Stärke der Fraktion verteilt. Union und SPD haben derzeit jeweils vier Sitze im Vermittlungsausschuss, die Grünen drei, FDP und AfD je zwei und die Linkspartei einen. Die Zusammensetzung dauert in der Regel eine Wahlperiode. Der Ausschuss wurde in diesem Legislativbezirk noch nicht gebildet, da noch kein Verfahren stattgefunden hat.
„Beide Seiten müssen handeln“, Gabor Halasz, ARD Berlin, zum Ausfall der Bürgergelder
tagesschau24 16:00 Uhr, 14.11.2022
Wie arbeitet die Vermittlungskommission?
Der Vermittlungsausschuss kann ein Gesetz nicht allein behandeln, sondern nur, wenn Bundesrat, Bundestag oder Bundesregierung ihn für ein konkretes Gesetzgebungsvorhaben anruft. Dafür gibt es Regeln. Beispielsweise kann der Bundesrat für jedes Gesetz, mit dem er nicht einverstanden ist, die Vermittlungskommission anrufen. Diese Möglichkeit haben Bundesregierung und Bundestag nur, wenn der Bundesrat die Verabschiedung eines Gesetzes ablehnt, das der ausdrücklichen Zustimmung des Bundesrates bedarf.
Welche Fristen gelten für die Befassung des Ausschusses?
Hat der Bundestag ein Gesetz beschlossen, mit dem der Bundesrat nicht einverstanden ist, hat die Länderkammer drei Wochen Zeit, um den Vermittlungsausschuss anzurufen. Es gibt keine Frist für Parlament und Bundesregierung, aber Sie sollten sich innerhalb einer angemessenen Frist an die Kommission wenden.
Wie laufen die Sitzungen des Vermittlungsausschusses ab?
Die Sitzungen finden im Bundesratsgebäude in Berlin statt. Sie sind nicht öffentlich und es gilt der Grundsatz der Vertraulichkeit. Teilnehmen dürfen nur Vorstandsmitglieder oder deren Stellvertreter, Mitglieder der Bundesregierung, der Hauptgeschäftsführer, Mitarbeiter der Geschäftsstelle und zwei Personen des Stenographischen Dienstes.
Die Teilnahme weiterer Personen kann durch das Komitee zugelassen werden, bisher jedoch nur in Ausnahmefällen. Zur Wahrung der Geheimhaltung wird der Mitgliederkreis so klein wie möglich gehalten, sodass jeder Ausschusssitz nur viermal in einer Legislaturperiode wechseln kann.
Wie oft tagt der Vermittlungsausschuss?
Es gibt keinen festgelegten Meeting-Kalender für die Meetings. Die Vermittlungskommission tritt nur auf Einladung des Präsidenten zusammen, frühestens fünf Tage nachdem eine oder mehrere Gesetzesentscheidungen an das Gremium verwiesen wurden. Wie lange eine Mediation dauert, ist nicht festgelegt. Allerdings sollte ein Verfahren so aufgesetzt werden, dass es noch in der laufenden Wahlperiode abgeschlossen werden kann.
Wann gilt eine Mediation als abgeschlossen?
Wenn das Gremium beschließt, einen Vergleich zu empfehlen, kann das Verfahren beendet werden. Bundestag und Bundesrat müssen dem Kompromiss zustimmen. Wird die Empfehlung vom Landtag oder den Parlamenten der Länder abgelehnt, ist das Gesetz gescheitert. Bei der Vermittlung über Bürgereinkommen ist ein Deal noch in diesem Jahr nicht auszuschließen.
Was war die letzte erfolgreiche Mediation?
Im vergangenen September, kurz vor der Bundestagswahl, gelang dem Vermittlungsausschuss fast in letzter Minute eine Einigung. Damals war es eine Ganztagesbetreuung an der Grundschule. Bund und Länder einigten sich schließlich darauf, dass der Rechtsanspruch ab 2026 kommen soll und wie er finanziert werden soll. …