Als die Schweizerische Nationalbank (SNB) am Donnerstag überraschend den Leitzins von minus 0,75 auf minus 0,25 Prozentpunkte anhob, mussten viele Eigenheimbesitzer um ihr Eigenheim zittern. Die Hypothekenzinsen sind in den letzten Monaten bereits gestiegen. Nun gewinnt der Anstieg der Hypothekenzinsen an Fahrt.

Neue Zinserhöhung im Herbst?

Festhypotheken haben längst die 3%-Schwelle überschritten. Infolgedessen haben viele Hausbesitzer in letzter Zeit kurzfristige Saron-Hypotheken aufgenommen. Dabei handelt es sich um variable Hypothekendarlehen mit kurzen Laufzeiten. Da der Saron täglich neu berechnet wird, wirkt sich auch der Leitzinsentscheid der SNB aus. Im Moment liegt Saron noch unter einem Prozent. Weil sie sich aber stark auf den Leitzins stützt, steht nun ein Zinssprung um einen halben Prozentpunkt an. Und das Ende des Weges ist noch lange nicht zu Ende, warnt Immobilienexperte Donato Scognamiglio, 52, vom Beratungsunternehmen Iazi gegenüber der Sonntagszeitung: . “Viele Hausbesitzer werden ein Problem haben.” Die SNB werde den Leitzins voraussichtlich im September erneut anheben, sagte der 59-jährige SNB-Vorsitzende Thomas Jordan diese Woche. Dies könnte auch die Zinssätze für Saron-Hypotheken um 3 % oder mehr erhöhen.

Hausbesitzer von der Bank überwacht

Die SNB schätzt in ihrem Financial Stability Report, dass bei einem Hypothekarzins von 3 Prozent 20 Prozent der Eigenheimbesitzer die Barrierefreiheitsregeln ihrer Bank nicht mehr einhalten werden. Bei einer Wohneigentumsquote von rund 40 Prozent betrifft dies mehr als 600.000 Menschen! Steigen die Zinsen, übersteigen die Wohnkosten plötzlich ein Drittel des Einkommens. Wer seine Hypothekenschulden brav weiter abbezahlt, wird zwar von der Bank überwacht, muss aber nicht sofort Angst vor der eigenen Wohnung haben. Wer jedoch ausfällt, ist in schlechter Verfassung. Im schlimmsten Fall droht der Wohnungsverlust.

Fallende Hauspreise

Neben den Zinsen macht sich Hausbesitzer auch Sorgen um das Preisniveau. Denn während es bei Immobilien seit Jahren nur eine Richtung gibt (oben), hat sich dieser Trend zuletzt umgekehrt. Schweizweit sind die Immobilienpreise im ersten Quartal um 0,4% gefallen, wie die Sonntagszeitung unter Berufung auf Daten des Bundesamtes für Statistik berichtet. Je nach Wohnort fällt der Rückgang sogar noch deutlicher aus: In Glarus, Davos GR und Zermatt VS beispielsweise sind die Preise um mehr als vier Prozent gefallen. In Zürich, Genf, Basel und Bern hingegen steigen die Preise weiter. Die SNB erwartet eine noch stärkere Preiskorrektur. „Die Zinswende läutet das Ende der Spekulation mit freiem Geld ein. „Die Zeit der absurd hohen Preise ist vorbei“, sagte Donato Scognamiglio der Sonntagszeitung.

Auch Mieter sind betroffen

Unangenehm wird es aber nicht nur für Hauseigentümer – sondern letztlich auch für Mieter. Sie profitieren überhaupt nicht von fallenden Immobilienpreisen. Im Gegenteil: Langfristig führt ein höherer Leitzins auch zu einem Anstieg des Referenzzinssatzes – und damit zu höheren Mieten. Bis es so weit ist, wird es voraussichtlich noch zwei bis drei Jahre dauern. (sfa)