122 Hochwasservideos wurden ausgeschlossen Mainz – Der nächste Hochwasserskandal! Mehr als ein Jahr nach der Katastrophe im Ahrtal (134 Tote) tauchten plötzlich 122 neue Videos und 21 Dateien aus dem Überschwemmungsgebiet auf. Das dem Innenministerium unterstellte Department of Supervision and Services (ADD) übergibt sie an die Untersuchungskommission – und spricht von einem “Missverständnis”.
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Die Videos wurden in der Nacht des Hochwassers am 14. Juli 2021 aufgenommen, und für Unternehmen vom 16. Juli werden einige wahrscheinlich doppelt gespeichert. Nach Angaben der ADD seien die Akten „in der Vergangenheit bei Aktenlieferungen an den Landtag versehentlich übersehen worden“.
Dies wird in den Videos gezeigt
Dabei handelt es sich hauptsächlich um Videos, die die Polizeihubschrauberstaffel ab dem 16. Juli 2021 bei Luftfahndungen im Einsatzgebiet erstellt hat. Diese Videos wurden von Mitarbeitern eingereicht und überprüft und bildeten die Grundlage für regelmäßige Lagebeurteilungen und Einsätze durch Zivilschutzbeamte und -assistenten.
Das Ausmaß der Verwüstung war bereits in der Flutnacht gegen 22 Uhr in früheren Aufnahmen der Polizeihubschrauberstaffel sichtbar. Auch dieses Video ist erst vor wenigen Wochen aufgetaucht
Foto: Polizei
Auch Videos von Drohnen und Erkundungsteams sowie Dateien von Geodatenanwendungen sind aufgetaucht.
Neu sind auch vier Handyvideos “unbestimmter Herkunft”, aufgenommen am Nachmittag und frühen Abend der Jahrhundertflut, die unter anderem überflutete Straßen und Abwasserkanäle zeigen.
“Das erschüttert das Vertrauen in die Landesregierung”
Zur Erinnerung: Ex-Innenminister Roger Lewentz (59, SPD) stolperte über Videos von ebenfalls verschwundenen Hubschraubern und musste zurücktreten.
Ex-Innenminister Roger Lewentz (SPD) stolperte über Aufnahmen eines aus dem Nichts auftauchenden Polizeihubschraubers und musste im Oktober zurücktreten
Foto: Frank Rumpenhorst/dpa
CDU-Oppositionsführer Christian Baldauf (55) zeigte sich fassungslos: „Das erschüttert einmal mehr das Vertrauen in die Bereitschaft der Landesregierung, den Sachverhalt rund um die Flutkatastrophe aufzuklären.“
Der Ministerpräsident schweigt zum Hochwasserausfall
Plus: Die CDU schickte im Oktober einen Fragenkatalog zum Hochwasserausfall an Ministerpräsidentin Malu Dreyer (61, SPD). Jetzt kam die Antwort – nichts!
Ministerpräsidentin Malu Dreyer (Mitte) hat das Ahrtal seit dem Hochwasser mehrfach besucht – bisher aber wenig über das Scheitern in der Unglücksnacht gesagt
Foto: picture alliance / Geisler-Fotopress
Oppositionsführer Baldauf: “Er beantwortet leider keine unserer Fragen, sondern verweist auf eine spätere Stellungnahme gegenüber der Untersuchungskommission.” Was ihn noch mehr belastet: „Er bringt immer noch kein Wort der Entschuldigung über ihre Lippen. ”
Ministerpräsidentin Malu Dreyer wird voraussichtlich Anfang 2023 erneut vor dem Hochwasser-Untersuchungsausschuss erscheinen.
Der Taktiktisch mit den Opfern des Ahr-Hochwassers BILD-Leser klagen: Hier läuft einiges schief
Quelle: BILD 15.07.2022