“Siedlung in Martini”
Der Martinstag war für die Bauern der wichtigste Tag, um ihre Schulden zu begleichen. Bevor es Banken gab, liehen sich Bauern Geld von Privatpersonen. Alle Schuldverträge wurden mit einer „Martini-Vergleichsklausel“ ausgestattet. „Für die Bauern war der Martinstag ein gefürchteter Tag, nicht nur ein Feiertag“, beschreibt Thöny. Außerdem kehrten am Martinstag traditionell Saisonarbeiter und schwäbische Kinder nach Hause zurück.
Martins Versteck: Der Verrat der Gänse eine Legende
Ein Teil der Schulden wurde am „Doomsday“ auch mit Gänsen bezahlt. Daher die Tradition der Gänse-Martinis. Dass der heilige Martin durch das Schnattern der Gänse verraten wurde, als er sich in einem Stall vor seinen bevorstehenden Pflichten als Bischof versteckte, ist eine erst später entstandene Legende. mehr zum Thema
“Lüt im alto Häß” auf dem Dornbirner Martinimarkt
Martinimarkt als “Marketingstrategie”
„Davor gab es also Martini-Märkte“, bestätigt Thöny. Allerdings nicht in der Form, wie wir sie heute kennen. Martini-Märkte mit Spaßcharakter gibt es erst seit Ende des 20. Jahrhunderts. Das sei eine Marketingstrategie, sagt Petra Zudrell vom Stadtmuseum Dornbirn. Den Dornbirner Martinimarkt etwa gibt es in seiner jetzigen Form erst seit 1974. Veranstaltungen beziehen sich aber oft auf mittelalterliche Bräuche und nutzen diese für Marketingzwecke, sagt Zudrell.
Saint Martin als einer der beliebtesten Heiligen
„Martin ist einer der beliebtesten Heiligen überhaupt“, beschreibt der Historiker und Theologe Thöny. In vielen Kirchen finden sich Darstellungen von ihm: „Er war eine Identifikationsfigur für Adel und Bürger“, sagt Thöny. Das macht ihn besonders beliebt. Einerseits rief die Geschichte von Martin, der seinen Mantel mit einem Bettler teilte, Sympathie hervor. Auf der anderen Seite gilt Sankt Martin als Schutzpatron der Viehzucht und aller landwirtschaftlichen Tätigkeiten. Auch Viehmärkte am Martinstag seien in diesem Zusammenhang zu sehen, erklärt Thöny die Geschichte der Martinimärkte.
Der Begriff “Kapelle” wurde nach Saint Martin benannt
Auch das Wort “Kapelle”, die Bezeichnung für kleinere Kirchen, geht auf den Heiligen Martin und seinen Mantel zurück. Der lateinische Begriff „cappa“ lässt sich nicht nur mit „Mütze“, sondern auch mit „Kapuzenmantel“ übersetzen. Der Kapuzenmantel, der angeblich von Saint Martin geteilt wurde, gilt als eine der wichtigsten Reliquien. An der Stelle, an der dieses Heiligtum bewacht wurde, wurde ein Gebäude – eine Kapelle – errichtet. Pixabay
Kerzenlichtumzüge mit langer Geschichte
Eine lange Tradition haben die sogenannten Laternenumzüge, die noch heute vor allem in Kindergärten stattfinden. Der Leichnam des heiligen Martin soll nach seinem Tod per Schiff nach Tours gebracht worden sein – begleitet von Lichtern. Kerzenlicht-Litaneien sind ein alter Brauch, der noch heute weit verbreitet ist. „Solche Prozessionen gibt es überall dort, wo Sankt Martin verehrt wird“, betont Thöny.
Der Ursprung des Karnevals hat nichts mit Sankt Martin zu tun
Thöny betont, dass der Karnevalsbeginn, der ebenfalls am 11. November gefeiert wird, nichts mit dem Martinstag zu tun habe. Der traditionelle deutsche Karneval beginnt erst nach Dreikönigstag. Das Läuten der Faschingsglocke im November ist eine Tradition aus Deutschland, die sich in Österreich eingebürgert hat.