Wer eine Zone in Wien haben wollte, musste an den vom damaligen Stadtrat Christoph Chorherr (Grüne) gegründeten Verein „S2Arch“ oder an das afrikanische Schulprojekt „Ithuba“ spenden. Das sagte Oberstaatsanwalt Roman Reich zu Beginn des Prozesses am Wiener Landesgerichtshof und warf dem ehemaligen Planungsbeauftragten Amtsmissbrauch und Bestechung vor. “Das Leben ist nicht so einfach”, konterte Chorherrs Verteidiger Richard Soyer. Ja, sein Mandant hätte 2011 (da traten die Grünen in die Wiener Stadtregierung ein) in Rente gehen sollen und nicht erst 2018 als Verbandspräsident. Ja, der Kunde arbeitet mit namhaften Herstellern „auf Namen“. Unabhängig davon vertrete er jedoch nur „die städtebaulichen Interessen der Stadt“. Auch die neun weiteren Angeklagten, darunter der Industrielle Michael Tojner, der Investmentbanker Wilhelm Hemetsberger, der Investor René Benko sowie die Immobilienentwickler Erwin Soravia und Günter Kerbler, fordern Freispruch. Ihnen wirft die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) Machtmissbrauch und Bestechung bei verschiedenen Beteiligungsformen vor. Der Grund: An Bauprojekten in Wien, wie dem umstrittenen „Heumarkt-Projekt“ (Tojner), den Wohntürmen „Triiiiple“ (Soravia), Projekten in der Seestadt Aspern (Kerbler) oder dem Hauptbahnhof ( Benko). Und: Alle haben an „S2Arch“ oder „Ithuba“ gespendet. Vorwürfe, die Verteidiger empörten. „Entscheiden Sie, ob der Homo Oeconomicus nicht mehr Gutes tun kann“, appellierte Norbert Wess, Verteidiger von Soravia, an die zwölf Schöffen. Ähnlich wie Stefan Prochaska, der Benko vertritt: „Ich bin seit 30 Jahren im Geschäft und habe so etwas noch nie gelesen“, betonte WKStA, dass der Investor nie hinterfragt wurde. Und er sagte: “Man kann Herrn Benko vieles vorwerfen, aber nicht, dass er nicht intelligent ist.” Es sollte heißen: „Warum sollte ein vernünftiger Mensch etwas für ein Projekt spenden, dessen Rahmenbedingungen bereits vorgegeben sind?“ Ausgangspunkt: Es gilt die Unschuldsvermutung. Die Prognose: Ab heute Montag werden die Angeklagten zu Wort kommen. Die “Presse” berichtet live: