Männer haben mehr Kontakte
Für ihre Studie befragten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler 548 Männer und Frauen im Alter zwischen 20 und 44 Jahren, die aus Syrien und Afghanistan nach Österreich geflüchtet waren. Für den qualitativen Teil der Studie wurden anschließend geschlechtergetrennte Fokusgruppendiskussionen mit syrischen Flüchtlingen durchgeführt. Demnach verbringen geflüchtete Frauen weniger Zeit mit anderen in der Aufnahmegesellschaft als Männer: Etwa sieben von zehn Frauen und fast neun von zehn Männern haben mehrmals pro Woche oder öfter Kontakt zu familienfremden Personen in ihrer Muttersprache oder auf Deutsch .
Frauen mit Kindern bauen Kontakte aus
Aber Frauen mit Kindern hatten regelmäßige soziale Kontakte, sowohl innerhalb als auch außerhalb ihrer ethnischen Gemeinschaft. Verheiratete Mütter (53 Prozent) berichteten von mehr Kontakten auf Deutsch als kinderlose verheiratete Frauen (47 Prozent) – ein Befund, der bei verheirateten Männern (51 Prozent der Väter und 70 Prozent der kinderlosen Männer mit häufigen Kontakten) nicht zu finden war. „Frauen mit Kindern profitieren von Einladungen zu Kindergeburtstagen, Sportvereinen oder Arztterminen, die sich positiv auf die Sprachkenntnisse und eine größere Vertrautheit mit dem Gastland auswirken“, so Buber-Ennser in einer Pressemitteilung. Die Familie bindet viele Ressourcen der Frauen, gleichzeitig würden Kinder aber auch die Chancen auf regelmäßige soziale Kontakte im Gastland erhöhen.
Hohe Relevanz für die Kinderbetreuung
Die Studie bestätige auch, dass eine flächendeckende, niederschwellige Kinderbetreuung für geflüchtete Frauen “besonders wichtig” sei, sagt Kohlenberger. Neben Kontakten in den Betreuungseinrichtungen beim Bringen und Abholen der Kinder oder bei Elternabenden und Veranstaltungen ermöglicht die außerbetriebliche Kinderbetreuung auch die Teilnahme am Sprachunterricht und an gesellschaftlichen Veranstaltungen. Wenn jedoch keine Kinderbetreuung zur Verfügung steht, sind die Ressourcen von geflüchteten Frauen, soziale Kontakte aufzubauen und zu pflegen, aufgrund der ungleichen Verteilung der Betreuungsarbeit begrenzt. Um mehr Flexibilität bei der Kombination von Sprachunterricht, Jobsuche und Kinderbetreuung zu ermöglichen, empfehlen Wissenschaftler, in virtuelle Angebote zu investieren.