Mit 400 Flüchtlingen ist das Flüchtlingscamp in Spielfeld in der Steiermark an seine Kapazitätsgrenze gestoßen. ©APA/ERWIN SCHERIAU
Die Situation in Spielfeld in der Südsteiermark spitzt sich zu. Mit 400 Flüchtlingen stieß das Asylzentrum dort an seine Kapazitätsgrenze. Dazu hat die schleppende Versorgung mit Flüchtlingen geführt.
„Die Polizei leistet hier hervorragende Arbeit, aber das kann kein Dauerzustand sein“, kritisierte Landeshauptmann Christoph Drexler (ÖVP) am Donnerstag in einer Lokalschau. Am Morgen waren mehr als 400 Flüchtlinge in vier großen Zelten untergebracht. Er appellierte an die Bundesregierung und die EU: „Der Strom muss abgestellt werden.“
Mit 400 Asylsuchenden in Spielfeld war die Kapazitätsgrenze erreicht
Nach den Flüchtlingsbewegungen im Jahr 2015 und der Einrichtung des sogenannten Grenzmanagements, das dann schnell in Vergessenheit geriet, hätte kaum jemand gedacht, dass so viele Flüchtlinge in Spielfeld Zuflucht finden würden. Die Einreiserouten führen kaum über den Grenzübergang von Slowenien, sondern hauptsächlich von Ungarn ins Burgenland. Dort gibt es die Sachbearbeiter und Erstaufnahmestellen an den Meldestellen längst nicht mehr. So werden Ankommende nach Spielfeld geschickt – teilweise mit öffentlichen Verkehrsmitteln.
Die Zahl der Flüchtlinge stieg im Laufe des Sommers allmählich an
Im Frühjahr seien noch etwa 75 Flüchtlinge in Spielfeld gewesen, im Laufe des Sommers seien die Zahlen sukzessive gestiegen, teilte die Polizei mit. Mehr als 300 wurden seit Ende Oktober auf dem Spielfeld untergebracht, inzwischen sind es 400. Die meist jungen Männer werden am Spielfeld registriert und warten dann ein paar Tage, höchstens zehn, bis sie in eine geeignete Unterkunft und Grundversorgung aufgenommen werden eines der neun Bundesländer. Während also täglich Flüchtlinge getrennt werden, kommen ständig neue Menschen aus dem Burgenland.
Die Wartezeit verbringen die Menschen in Zelten
Die Menschen verbringen ihre Zeit damit, in den Zelten zu warten oder sich die Beine zu vertreten – das steht ihnen frei, betonte die Exekutive. Eine Ortsbegehung ergab, dass sich viele Menschen vor den Zelten und im Bereich des alten Grenzübergangs unter der Autobahn die Zeit vertreiben. Doch das sorgt auch in Spielfeld und den Nachbargemeinden für Angst bei der Bevölkerung. Bisher gab es laut Polizei jedoch keine diesbezüglichen kriminellen Vorfälle. Sie versuchen mit verstärkten Streifen Präsenz zu zeigen.
Drexler: Flüchtlingszelte können nicht dauerhaft sein
Für Drexler war nach dem Besuch der Einsatzorte klar, dass dies kein Dauerzustand sein konnte: „Ich wende mich an die Bundesregierung: Wir müssen Lösungen schaffen. Aber noch wichtiger ist, dass auf europäischer Ebene anerkannt wird, dass es auf Dauer nicht gehen kann, wenn jemand Asyl in Österreich sagt, ist das automatisch im System. Wir müssen den rechtlichen Rahmen des Asylsystems analysieren.” Drexler sagte, es werde immer deutlicher, „dass das Asylsystem missbraucht wird und in seiner jetzigen Form versagt hat. Wenn Österreich, umgeben von EU-Staaten, die zweitmeisten Asylsuchenden in der gesamten EU hat, dann kann es so nicht weitergehen denn niemand sollte sich ein Land aussuchen können, in dem er um Asyl nachsuchen möchte.“
Jemand will sich weiterhin um Bezirke in der Steiermark bemühen
Man wolle weiter versuchen, Bezirke in der Steiermark zu finden, „aber wenn man immer wieder neue Sachen in den Topf wirft, geht der aus“, warnte der Landeshauptmann. Kurzfristig wird die Polizei in Spielfeld nun – wie schon 2015 – von sozialen Organisationen wie Caritas und dem Roten Kreuz unterstützt. Die Gespräche fanden am Donnerstagnachmittag statt. Für die Betreuung bis zur Überweisung in die Grundversorgung ist jedoch nicht das Land zuständig, sondern die Bundesanstalt für Pflege und Betreuung (BBU). Die Szenen in Spielfeld seien Sache des Bundes, betonte Sozialverwaltungsministerin Doris Kampus (SPÖ). Erst wenn der Bund Flüchtlinge der Grundversorgung in der Steiermark zugeteilt hat, übernimmt das Land die Betreuung. „Die Situation hier in Spielfeld ist inakzeptabel“, sagte er.
Der Vorsitzende der Landespartei FPÖ kritisierte Drexlers Auftritt
Der Vorsitzende der FPÖ-Landespartei, Mario Kunasek, kritisierte den Auftritt von Drexler und Kampus in Spielfeld: „ÖVP und SPÖ schaffen in der Steiermark ständig neue Bezirke und sind nicht bereit, das bestehende 15a-Abkommen zur Unterbringung von Asylbewerbern zu akzeptieren zwischen Bund und Ländern zurücktreten. Stattdessen standen Campus und Drexler in den vergangenen Jahren stets auf der Seite des willkommenen Klatsches. Die aktuelle PR-Show dieser beiden Politiker ist pure Heuchelei. Notwendig ist ein Ende der ÖVP-geführten Bundesregierung und eine Trendwende auf Landesebene, um diese Asylbewerberwelle einzudämmen.ÖVP, SPÖ und Grüne konnten und wollen die Situation 2015 nicht bewältigen nicht einmal im Jahr 2022″.