In verschiedenen Gegenden hat es seit fast vier Monaten nicht mehr geregnet, so niedrig war der Pegel des Flusses Po zuletzt vor 70 Jahren. Nun hoffen die italienischen Behörden auf Hilfe aus dem Norden.
1/8 Der Pegelstand des Flusses Pados ist derzeit so niedrig wie seit 70 Jahren nicht mehr. REUTERS Grund dafür ist eine Dürre, die fast vier Monate anhält. REUTERS Andere Flüsse, wie der Sangone, der später in den Po mündet, führen überhaupt kein Wasser. REUTERS In Norditalien wird die Lage angesichts der seit fast vier Monaten andauernden Dürre immer prekärer. Der Fluss Pados, der aus den Kotischen Alpen entspringt und in das gleichnamige Meeresgebiet nahe der Gemeinde Adria mündet, hatte zuletzt vor 70 Jahren einen solchen Niedrigwasserstand. Die Angst vor Massenerntenausfällen in den Regionen Lombardei, Emilia-Romagna und Piemont, die einen Großteil der italienischen Agrarprodukte produzieren, wächst weiter.
Auch in der Schweiz herrscht Mangel
Der Präsident des „Consorzio della Bonifica Parmense“, des Konsortiums für die Landwirtschaft in der Region Parma, äußert diese Besorgnis. „Die Mais-, Tomaten- und Futterernte ist in Gefahr. All diese Kulturen sind wichtig für die Wirtschaft hier. «Weiden sind auch wichtig für die Ernährung von Kühen, aus deren Milch Parmesan gewonnen wird», sagt Francesca Mantelli gegenüber SRF. Bei der Suche nach Überbrückungslösungen orientiert sich die Wasserstandsüberwachungsbehörde des Po auch an den nördlichen Nachbarn. Meuccio Berselli, Generalsekretär für das Po-Einzugsgebiet, hofft auf Hilfe aus der Schweiz: „Wir bitten unsere Schweizer Freunde, den Pegel des Lago Maggiore zu unterstützen. „Das soll durch Stauseen in den Alpen geschehen“, sagte Berselli. Der See, der sich größtenteils auf italienischem Boden befindet und sich auch in der Schweiz über zehn Kilometer erstreckt, versorgt normalerweise die Poebene mit Wasser. Aber auch an den Ufern des Lago Maggiore macht sich die vorherrschende Hitze verbunden mit etwas Regen schnell bemerkbar: Der See ist derzeit nur zu etwa 22 % gefüllt und an der Küste erstrecken sich lange Sandstrände.
„Die schlimmste Krise aller Zeiten“
Aus diesem Grund fließt laut Doriana Bellani nur die Hälfte des Wassers aus dem See nach Italien, als es wirklich braucht. Der Italiener ist für die Regulierung des Lago Maggiore zuständig und gibt den Staudämmen im Raum Varese die entsprechenden Weisungen. In seinen 46 Berufsjahren hat er einige heiße Zeiten erlebt. „Aber das ist mit Abstand die schlimmste Krise von allen, ich habe den Lago Maggiore noch nie mit einem so niedrigen Wasserstand gesehen“, sagt Belani. Laut einem SRF-Korrespondenten entnehmen die italienischen Behörden jedoch immer noch mehr Wasser, als zufließt. Laut Doriana Bellani braucht der See, der schon oft die Poebene gerettet hat, jetzt die gleiche Hilfe. Er sieht die einzigen Möglichkeiten entweder in den lang ersehnten Starkregen oder mit Hilfe aus dem Ausland. Ob die Wasserburg Europa, wie sie auch Schweiz genannt wird, ihrem südlichen Nachbarn wirklich helfen wird, ist allerdings fraglich. Denn auch in der Schweiz ist das Wasser aufgrund der hohen Temperaturen knapp und die Tanks derzeit zu weniger als einem Drittel gefüllt. Gemäss Belani bleiben nur noch wenige Tage, um entweder auf starke Unwetter oder Hilfe aus der Schweiz zu hoffen.