Bundesfinanzminister Robert Hubeck (52, Grüne) sieht in der Kürzung der Gaslieferungen einen wirtschaftlichen Angriff auf Deutschland. Das ist eine neue Dimension. „Der Angriff wird mit Energie als Waffe durchgeführt“, sagte er in einer dynamischen Rede zum Tag der Industrie (TDI) am Dienstag (21. Juni) in Berlin. Kreml-Despot Wladimir Putin, 69, will Ängste schüren, auch Armut. “Diese Strategie darf nicht erfolgreich sein.” Der Grünen-Politiker warnte vor dramatischen Auswirkungen auf die Wirtschaft: „Die Gasproblematik könnte durch die Corona-Pandemie noch verschärft werden! Diese Tatsache muss berücksichtigt werden.“ Denn bei einem Versorgungsengpass droht eine schwere Rezession, denn ohne ausreichend Gas funktionieren viele Industrieprozesse nicht.

“Ab heute haben wir ein Problem”

Habeck geht derzeit davon aus, dass die Versorgungssicherheit gewährleistet ist. Der Speichergrad in Deutschland liegt derzeit bei 58,1 Prozent. Doch die Lage sei “angespannt”, bestätigte der Bundesnetzdienst. „Stand heute haben wir ein Problem“, sagte Klaus Müller, Leiter Netzservice, am Dienstag am Rande einer Energiekonferenz in Essen. Damit meinte er die bereits reduzierten Lieferungen aus Russland und die geplante Wartung der Ostseepipeline Nord Stream 1. „Die Reduzierung um 60 % bei Nord Stream 1 ist dramatisch.“ Wie es nach der Wartung weitergeht, weiß Müller nicht. Der Leiter des Netzdienstes rief Verbraucher und Industrie zum Energiesparen auf.
Das Bundeskriminalamt will gemeinsam mit der Industrie kurzfristig Sofortmaßnahmen für die sogenannte Gasknappheit erarbeiten. Laut einem am Dienstag von der Behörde veröffentlichten Dokument gibt es bereits eine Toolbox, die helfen kann, den Industriegasverbrauch zu senken. Diese Werkzeuge müssen nun vervollständigt werden. „Der Bundesnetzdienst steht in engem Kontakt mit Industrie und Energiewirtschaft.“