Seine Erklärung: Aufgrund schlechter Rahmenbedingungen verzichten derzeit viele Tierhalter oder reduzieren die Zahl der Mastschweine. „Das führt zwangsläufig dazu, dass es in den kommenden Monaten weniger Ware geben wird.“ Und dass die Preise wieder stark steigen werden. „Ob das 20, 30 oder 40 Prozent sein werden, lässt sich heute noch nicht beziffern – aber es wird noch einmal deutlich steigen.“ Die Verantwortung sieht die Branche vor allem bei der Politik. „Die jetzige Bundesregierung möchte die Tierhaltung abschaffen und die Ernährung in Deutschland auf Gemüse und Haferflocken umstellen“, sagt Kelliger mit Blick auf Äußerungen von Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne). Nach seiner Idee soll die Viehhaltung hierzulande um 50 Prozent reduziert werden, um Themen wie Tierwohl und Klimaschutz voranzutreiben. Quelle: Infografik WELT Dadurch fehlt es den Tierhaltern an der nötigen Unterstützung und vor allem Perspektive. Zumal es keine Fortschritte bei den Rechten zum Bau neuer und verbesserter Ställe gibt. “Parteiprogramme werden grob redigiert”, kritisiert Kelliger. Die gesellschaftliche Realität sieht ganz anders aus. Lesen Sie auch Eurojackpot-Aktion online Die Fleischindustrie bestreitet nicht, dass die vegetarische bzw. vegane Ernährung in den letzten Jahren an Popularität gewonnen hat. „Fakt ist aber auch, dass immer noch über 90 Prozent der Menschen in Deutschland Fleisch kaufen und essen“, sagt Kelliger und verweist auf Analysen von Verkaufsberichten der Verbraucherforscher GfK. Entsprechend wichtig ist die heimische Produktion. Aber Deutschland bewegt sich derzeit in eine ganz andere Richtung. Und das sieht Kelliger als gefährlich an – weil neue Abhängigkeiten entstehen. Lesen Sie mehr über Fleisch “Wir sind jetzt an einem Punkt angelangt, an dem wir abschätzen können, wann wir kein Fleisch mehr liefern können.” Aber Deutschland macht die gleichen Fehler bei der Energieversorgung. Und tatsächlich kommt ein immer größerer Anteil an Fleisch und Wurstwaren aus dem Ausland. „Deutschland ist mittlerweile der größte Fleischimporteur in Europa“, sagt Gereon Schulze-Althoff, VDF-Vorstandsmitglied und Senior Director Nachhaltigkeit und Qualität beim Schlachthof Tönnies. Als solcher sieht er die Branche an einem Wendepunkt: „Es besteht die große Gefahr, neben der Energiekrise direkt in eine Nahrungsmittelkrise zu stürzen.“ Angesichts der aktuellen geopolitischen Lage muss die Politik wirklich verstehen, wie wichtig das Thema Autarkie ist. „Allerdings geben wir unsere Marktposition bei Fleisch und Fleischwaren leichtfertig auf“, kritisiert Schulze-Althoff.
Scharfe Kritik an Özdemir
Die Begründung für Tier- und Klimaschutz des Landwirtschaftsministers Özdemir hält er für völlig falsch. „Das sind ideologische Konzepte aus der Vergangenheit. Gegenwart und Zukunft sehen sehr unterschiedlich aus.”
Die Bedingungen in Deutschland hätten sich längst deutlich verbessert, sagt Schulz-Althoff und beruft sich auf Zahlen des Umweltbundesamtes, wonach die Landwirtschaft im Jahr 2021 zwei Prozent weniger Treibhausgase ausgestoßen habe und letztlich sogar die größte nationale Klimaverbesserung gewesen sei.
Auch andere Experten schätzen Deutschland als einen der effizientesten Tierproduktionsstandorte der Welt ein. „Eine Folge der weiteren Reduzierung der Viehbestände in Deutschland ist die Verlagerung der Fleischproduktion an Orte mit weniger Klimaschutz“, sagt Schulze-Althoff. Aber das würde dem Klima deutlich weniger helfen.
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Gleichzeitig weist der Manager auf die notwendige Kreislaufwirtschaft in der Landwirtschaft hin. “Für den Gemüseanbau in Deutschland braucht man Dünger.”
Und dafür gibt es zwei Möglichkeiten: einerseits Kunstdünger, der auf Basis von Erdgas und Erdöl hergestellt wird und neuerdings selten und teuer ist – und andererseits natürlicher Dünger aus der Tierhaltung.
„Aber wenn es an Gülle und Gülle mangelt, wird in Deutschland eine auf fossilen Energieträgern basierende Landwirtschaft entstehen“, erklärt Schulze-Althoff. Kein Fleisch, kein Gemüse: Das ist die Devise der Fleischindustrie.
Ausländische Staaten können in die Verletzung eingreifen
Ausländische Anbieter wurden bereits vermittelt. „Europäische Marktteilnehmer sehen die Ziele der deutschen Agrarpolitik ungläubig“, sagt die Branche. In Spanien zum Beispiel wird die Schweineproduktion seit langem stark ausgeweitet, teilweise mit staatlicher Unterstützung für Schweinehalter. Und auch in einigen anderen Ländern werde die Branche von den jeweiligen Regierungen unterstützt, so der Verband der Fleischwirtschaft. Zumal die Konkurrenz die zuletzt schwache Nachfrage hierzulande für vorübergehend hält. Genau wie VDF. „Die Verbraucher achten auf ihr Geld“, erklärt Branchensprecher Kelliger den Rückgang um mindestens zehn Prozent oder umgerechnet 80.000 Tiere pro Woche zwischen Januar und August. Quelle: Infografik WELT Das würden auch Veränderungen innerhalb der Branche zeigen. „Bei Wurst zum Beispiel sehen wir Wachstumsraten von 20 bis 30 Prozent für Sorten im Einstiegspreisbereich.“ Diese Preisstellung bestätigt auch das „Fleischbranchen-Echo der Branche“ der Unternehmensberatung Ebner Stolz und der Mediengruppe dfv, einer Umfrage unter den 100 umsatzstärksten Unternehmen der deutschen Fleisch- und Wurstindustrie. Nur 89 % der Teilnehmer berichten von einer Nachfrageverschiebung hin zu günstigeren Produkten. „Gelbwurst, Brühwurst und Leberwurst ersetzen in vielen Einkaufswagen Spezialitäten oder höherwertige Produkte“, heißt es in der Studie, die WELT vorliegt. Lesen Sie auch Gleichzeitig sehen nur 33 % der Befragten den Wunsch der Verbraucher nach Produkten aus besserer Tierhaltung. Dieser Anspruch steht nicht nur hinter dem Kundenwunsch nach Regionalität, sondern auch hinter dem Thema nachhaltige Verpackung. Als größte Herausforderung für die kommenden Monate sehen die Fleisch- und Wurstanbieter derzeit die Inflation und die daraus resultierende Konsumzurückhaltung. Die Hauptbelastungsfaktoren sind hohe Energiekosten, aber auch gestiegene Rohstoffpreise, Logistikkosten – und sinkende Verfügbarkeit. Und das wird laut Westfleisch-Sprecher Kelliger in den kommenden Monaten weiter zunehmen. “Fleisch wird dann nicht mehr so verfügbar sein wie früher.” Hier können Sie sich unsere WELT-Podcasts anhören Zur Anzeige der eingebetteten Inhalte ist Ihre widerrufliche Einwilligung zur Übermittlung und Verarbeitung personenbezogener Daten erforderlich, da die Drittanbieter der eingebetteten Inhalte diese Einwilligung benötigen [In diesem Zusammenhang können auch Nutzungsprofile (u.a. auf Basis von Cookie-IDs) gebildet und angereichert werden, auch außerhalb des EWR]. Indem Sie den Schalter auf „on“ stellen, erklären Sie sich damit einverstanden (jederzeit widerrufbar). Dies umfasst auch Ihre Zustimmung zur Übermittlung bestimmter personenbezogener Daten an Drittländer, einschließlich der USA, gemäß Artikel 49 Absatz 1 Buchstabe a DSGVO. Hier finden Sie weitere Informationen dazu. Ihre Einwilligung können Sie jederzeit über den Schalter und über den Datenschutz unten auf der Seite widerrufen.