Dies spiegelt sich vor allem im Bildungsniveau der Mütter wider. Während 57 Prozent der zwischen 1933 und 1937 geborenen kinderreichen Frauen noch ein niedriges Bildungsniveau aufwiesen, verfügt heute jede zweite Mutter von drei oder mehr Kindern über ein durchschnittliches und jede fünfte Mutter über ein hohes Bildungsniveau. Der Anteil der Hochgebildeten unter diesen sogenannten kinderreichen Müttern hat sich innerhalb einer Generation mehr als verdreifacht.
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Einen gewissen Exotenstatus haben sie dennoch. Anders als in kinderreichen Ländern wie Irland oder Finnland ist die kleine Familie in Deutschland immer noch der Normalfall. Von den rund 8,25 Millionen Familien mit Kindern unter 18 Jahren hatten im Jahr 2021 nur 1,3 Millionen Familien drei oder mehr Kinder.
40,7 Prozent der Familien haben ein Kind, 43,5 Prozent zwei, zwölf Prozent drei, 2,7 Prozent vier und nur ein Prozent fünf oder mehr Kinder. Die meisten Großfamilien leben in Baden-Württemberg, Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen. In Ostdeutschland überwiegen noch mehr Kleinfamilien.
Quelle: Infografik WELT
Die Forscher fanden einen klaren Zusammenhang zwischen Familiengröße und kulturellem Hintergrund. Kinderreiche Eltern haben einen überproportional hohen Anteil an Zuwanderern – der Anteil steigt mit der Zahl der Kinder. 36,4 Prozent der Familien mit einem Kind haben einen Migrationshintergrund, 50,5 Prozent der Familien mit drei Kindern und 74,1 Prozent der Familien mit fünf Kindern.
Ein Drittel gilt als einkommensschwach
Familien mit vielen Kindern stehen finanziell weitaus schlechter da als kleine – was laut Bertelsmann-Expertin Sarah Menne einfach in der Natur der Sache liegt: Denn kinderreiche Mütter können wegen der hohen Kinderbetreuung nicht so viel arbeiten wie andere Frauen. , ihre Familien haben oft ein geringeres Einkommen. “Und das sollte für mehr Köpfe reichen.” Lesen Sie auch Das Ergebnis: Fast ein Drittel aller Familien mit drei oder mehr Kindern gelten als einkommensschwach. knapp 18 Prozent beziehen Leistungen nach dem Sozialgesetzbuch. In allen Bundesländern haben Familien mit drei oder mehr Kindern ein fast dreimal so hohes Armutsrisiko wie Familien mit zwei Kindern. Besonders schwierig ist die Situation für Alleinerziehende mit drei oder mehr Kindern: Mehr als 86 Prozent von ihnen sind auf Sozialtransfers angewiesen. Ein Blick auf die Erwerbsbeteiligung von Müttern und Vätern aus kinderreichen Familien zeigt, wie aufwändig es ist, viele Kinder zu versorgen und zu erziehen und einen großen Haushalt zu organisieren. Die durchschnittliche Erwerbsquote von Müttern mit mindestens einem Kind in Kita liegt bei 46,7 Prozent – bei Müttern mit mehreren Kindern jedoch nur bei 34,6 Prozent. Lesen Sie auch Die Erwerbsbeteiligung kinderreicher Väter ist mit 77 Prozent geringer als die anderer Väter (82,7 Prozent). Mit zunehmendem Alter des jüngsten Kindes erhöhen Eltern mit mehr Kindern ihre Erwerbstätigkeit, aber gerade Mütter arbeiten oft nur noch in Teilzeit. Insgesamt ist die Erwerbsquote von Müttern mit vielen Kindern deutlich niedriger als die von Müttern aus Kleinfamilien. Ihr Einkommen ist in den vergangenen zwei Jahrzehnten trotz guter Bildung nur unterdurchschnittlich gewachsen.
Ständige Sorge um Geld und Wohnung
Um die Lebenswirklichkeit und die Bedürfnisse kinderreicher Familien besser zu verstehen, führten Familienforscherin Sabine Andresen von der Goethe-Universität Frankfurt und ihr Team 20 Tiefeninterviews. Es sei deutlich geworden, dass die Sorge um finanzielle Probleme und ausreichend bezahlbaren Wohnraum kinderreiche Familien ständig begleite, sagte Andresen. Auch viele kinderreiche Familien klagten über Stigmatisierung im Alltag. In jüngerer Zeit etwa während der Pandemie, als vielen Familien mit mehreren Kindern vorgeworfen wurde, im Supermarkt zu hamstern, obwohl sie ihren normalen Wocheneinkauf im Einkaufswagen erledigten. Lesen Sie auch „Großfamilien sind mit vielen Vorurteilen konfrontiert. Ihre enormen Leistungen für die Gesellschaft werden übersehen“, betonte Andresen. Wer hingegen drei oder mehr Kinder großzieht, sorgt dafür, dass der Generationenvertrag solidarisch organisierter sozialer Sicherungssysteme funktioniert. „Ohne die Sorgearbeit der Eltern, insbesondere der Mütter, die häufig auf den Beruf und damit auf eine ausreichende Altersvorsorge verzichten, wäre dies nicht möglich“, sagte Andresen. „Allein deshalb schulden wir diesen Familien eine gezielte Förderung, mehr Wertschätzung und die Überwindung von Klischees.“ Auch die Bertelsmann Stiftung engagiert sich für die Einführung von Leitplänen zur Kindersicherheit durch die Bundesregierung. Kurzfristig sind angesichts stark steigender Verbraucherpreise vor allem für kinderreiche Familien schnelle und unbürokratische Entlastungen gefragt. Bei Angeboten und Vergünstigungen für Familien sollten die besonderen Bedürfnisse dieses Familientyps stärker berücksichtigt werden, so die Studie: „Familientickets, ob für Zoo, ÖPNV, Schwimmbad, Vereine, sollten nicht limitiert werden für eine bestimmte Anzahl von Kindern. Dieses enge Familienverständnis muss endlich überwunden werden.” Hier können Sie sich unsere WELT-Podcasts anhören Zur Anzeige der eingebetteten Inhalte ist Ihre widerrufliche Einwilligung zur Übermittlung und Verarbeitung personenbezogener Daten erforderlich, da die Drittanbieter der eingebetteten Inhalte diese Einwilligung benötigen [In diesem Zusammenhang können auch Nutzungsprofile (u.a. auf Basis von Cookie-IDs) gebildet und angereichert werden, auch außerhalb des EWR]. Indem Sie den Schalter auf „on“ stellen, erklären Sie sich damit einverstanden (jederzeit widerrufbar). Dies umfasst auch Ihre Zustimmung zur Übermittlung bestimmter personenbezogener Daten an Drittländer, einschließlich der USA, gemäß Artikel 49 Absatz 1 Buchstabe a DSGVO. Hier finden Sie weitere Informationen dazu. Ihre Einwilligung können Sie jederzeit über den Schalter und über den Datenschutz unten auf der Seite widerrufen.