12.11.2022, 18:25 Uhr

Aktionen von Klimaaktivisten sind zunehmend verpönt – und das bei Vergleichen der CSU mit linken RAF-Terroristen. Ex-Bundesinnenminister Baum hält das für eine “dumme Sache”. Es warnt aber auch Aktivisten und verweist auf die Verfassung. Der FDP-Politiker und ehemalige Bundesinnenminister Gerhart Baum forderte Verhältnismäßigkeit bei den Protesten junger Klimaaktivisten. „Hier sind junge Leute, die eine bemerkenswerte Motivation haben“, sagte Baum dem Deutschlandfunk. Aber man muss ihnen auch sagen: “Hier gibt es kein Widerstandsrecht, es gibt nur die Verfassung.” Die Verfassung und der Verfassungsgerichtshof betrachteten das Versammlungsrecht als notwendiges Funktionselement der Demokratie. Aber es muss anteilig ausgeübt werden. Dass Klimaprotestierende ihrem Handeln mitunter eine “neue Dimension” beimessen, nannte Baum kritisch zu sehen. Einen Vergleich von Aktivisten mit linken RAF-Terroristen, wie er kürzlich von CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt gezogen wurde, wies er jedoch zurück. “Das ist Quatsch, das hat nichts mit der RAF zu tun.” Auch die Gesetzesverschärfung und die Sicherungsverwahrung in Bayern als Reaktion auf die Proteste lehnte Baum ab. “Lass uns aufpassen, nicht zu übertreiben, lass uns nüchtern sein. Aber du musst der Jugend sagen, dass du deiner Sache mehr schadest als nützt.”

Straßensperren in Deutschland seit Monaten

Klimaaktivisten der Gruppe „Last Generation“ blockieren seit Monaten Hauptverkehrsstraßen und kleben am Asphalt. Sie wollen damit ihre Forderung nach einem entschiedeneren Kampf gegen den Klimawandel unterstreichen. Zuletzt beschmierten sie auch die Parteizentrale in Berlin und bespritzten ein Monet-Gemälde im Barberini-Museum in Potsdam mit Brei. Die Gefahr einer Klimakatastrophe werde nach Jahren des Nichtstuns endlich erkannt, sagte Baum. Er verstehe die Ungeduld junger Menschen, aber sie sei schwer umzusetzen. „Es geht auch um die Leistungsfähigkeit unserer Gesellschaft und unserer Wirtschaft. Um all dies in Einklang zu bringen, bedarf es einer Veränderung unserer Lebensweise. Wir müssen aus unserer bequemen Normalität ausbrechen.“