Auch ein extrem kalter Winter ist unwahrscheinlich. Die aktuelle saisonale Prognose der EU-Klimaschutzbehörde Copernicus ist für Dezember, Januar und Februar relativ eindeutig. Diese Berechnung vergleicht saisonale Vorhersagen mehrerer Datenzentren, einschließlich derjenigen des Europäischen Zentrums für mittelfristige Wettervorhersage (ECMWF) und des UK Met Office. klima.copernicus.eu Aktuelle Saisonvorhersage des Copernicus-Klimadienstes für Dezember, Januar und Februar: Fast überall soll es milder als normal werden.

Mild, aber mit Vorbehalt

In weiten Teilen Europas, darunter auch Österreich, sollen die Temperaturen um 0,5 bis ein Grad über dem Durchschnitt der Jahre 1993 bis 2016 liegen. Noch milder werden die Winter in Skandinavien, den baltischen Staaten und Russland eingeschätzt. Die Genauigkeit dieser langfristigen Vorhersagen ist im Gegensatz zu normalen Wettervorhersagen für die nächsten Tage begrenzt, aber die Richtung ist klar. Da es sich bei den Werten um einen Drei-Monats-Durchschnitt handelt, schließt die Prognose auch im Flachland mehr Kälte und stärkeren Schneefall nicht aus. Schließlich kann in drei Monaten viel passieren. Saisonale Vorhersagen spiegeln Klimatrends in einem größeren Gebiet und über einen längeren Zeitraum wider und sagen keine einzelnen Ereignisse für einen bestimmten Ort voraus.

Das Mikroklimaproblem

Zudem nimmt Österreich mit seiner besonderen Topografie durch die Alpen eine Sonderstellung gegenüber Ländern mit einheitlicher Landschaft wie Deutschland und Polen ein. Gerade im Winter sorgen die Alpen dafür, dass sich bestimmte Täler und Becken vom allgemeinen Wetter abkoppeln und ein eigenes Mikroklima entwickeln können. Wetter

Grüße zum Winterwochenende

Kalte Luft ist schwerer als warme Luft und konzentriert sich an den tiefsten Stellen, und das sind die Täler und Becken. Es braucht nicht viel mehr als eine Schneedecke und ein paar klare Nächte, dann sind es zum Beispiel außerhalb der Alpen an kalten Polen wie Radstadt (Salzburg), Defereggen (Osttirol) und Zeltweg (Steiermark) regelmäßig minus 15 Grad in Leeds, Bregenz und Wien kann frostfrei sein.

Entscheidend ist die Strömungsrichtung

Wie kalt oder mild ein Winter in Mitteleuropa wird, wird durch die Richtung der vorherrschenden Luftströmung bestimmt. Durch den Golfstrom, die „Wärmepumpe und Erwärmung“, ist es in Europa deutlich milder als in vergleichbaren Breiten in Nordamerika und Russland. Die Meere in ganz Europa, von der Ost- und Nordsee bis zum Atlantik und Mittelmeer, sind derzeit Mitte November bis zu vier Grad wärmer als normal. Auch bei saisonalen Vorhersagen spielen die Ozeane eine wichtige Rolle, Modelle berechnen Wassertemperaturen und Wasserströmungen, um den langfristigen Energieaustausch zwischen Ozean und Atmosphäre abzuschätzen. Wassertemperatur im Mittelmeer am 08.08.2022 und 09.09.2022 (Tagesmittel in 0,5 m Tiefe) nach dem Modell „Global Ocean 1/12° Physics Analysis and Forecast“ des Copernicus Maritime Service Kommt die Luft jedoch direkt aus Russland nach Österreich, also mit östlicher Strömung, gibt es auch im Flachland immer wieder Kältewellen und Dauerfrost. Die kalte Luft am Freitag in Ostösterreich ist ein solcher Fall, wenn auch nicht allzu schwerwiegend. Russland hat ein kontinentales Klima und kühlt im Herbst schnell ab, wenn die Sonne untergeht. Die Kälte in Russland hat bereits begonnen, sich zu bilden, in Sibirien werden seit Tagen unter minus 20, teilweise sogar unter minus 30 Grad gemessen.

Die Winter werden immer milder

Allerdings wäre ein milder Winter keine wirkliche Überraschung, sondern nur eine logische Konsequenz – Stichwort Klimakrise. Von allen Jahreszeiten war der Winter in Österreich der wärmste. Die letzten Flachlandwinter waren bereits mehr als drei Grad wärmer als die 1960er Jahre, der bisher wärmste Winter war 2006/2007, gefolgt von 2019/2020. Besonders kalt war dagegen der Winter 1962/1963, als der Bodensee, der Attersee und der Traunsee letztmals vollständig zufroren. In diesem Winter lag in Innsbruck und Graz von Mitte November bis Mitte März durchgehend Schnee.

Überraschungen sind noch möglich

50 Prozent des durchschnittlichen Energieverbrauchs eines Haushaltes in Österreich werden zum Heizen verwendet. Ein milder Winter hilft, Energie zu sparen, und das Ziel „Mission 11“ der Bundesregierung lässt sich leichter erreichen. Der Energieverbrauch soll um elf Prozent gesenkt werden. Vieles deutet auf einen milden Winter 2022/23 hin, Überraschungen sind dennoch möglich. Auch in einem relativ milden Winter kann es zumindest regional viel schneien. Im Winter vor zwei Jahren waren Osttirol und Oberkärnten fast vollständig mit Schnee bedeckt. Im vergangenen Jahr hatte das Klagenfurter Becken lange Zeit Schnee und Dauerfrost. Die EU-Klimaschutzbehörde Copernicus prognostiziert für dieses Jahr ein vergleichsweise trockenes Westeuropa von Frankreich bis Deutschland, aber eine überdurchschnittlich feuchte Mittelmeerregion. Ein Teil dieser Niederschläge im Süden wird wohl seinen Weg nach Österreich finden mit dem einen oder anderen Tiefpunkt in Italien.