Warum weniger Shoppingtouristen Geld im Ausland ausgeben Glaubt man den deutschen Lokalmedien, dann boomt der kommerzielle Tourismus wieder. Eine Langzeitstudie der Universität St. Gallen sagt das Gegenteil. Blick hat die Ergebnisse der Studie. 1/6 Die langen Schlangen an der Grenze zu Konstanz (im Bild), Weil am Rhein und Co. regelmässig von Schweizer Touristen fürs Einkaufen kritisiert. (Dateibild) Ulrich Rotzinger Leiter Volkswirtschaftslehre “Nur noch 27 Parkplätze frei!” wird auf dem elektronischen Bildschirm am Grenzübergang nach Constantia (D) angezeigt. Die sechs grossen Parkplätze und Häuser in der Hochburg der Schweizer Einkaufstouristen erstickten an einem Samstagnachmittag regelrecht. Menschenmassen drängten in die Innenstadt, das Einkaufszentrum Lago war in der Hand der Schweizer. Und in deutschen Lokalmedien wie der „Badischen Zeitung“ spekulieren Händler, dass die Schweizer in gleicher Zahl wie bisher nach Konstanz, Weil am Rhein, Metzingen und Co. kommen werden. Aber offensichtlich ist dies nur eine Momentaufnahme und der Schein trügt. Gemäss einer neuen Langzeitstudie der Universität St. Gallen verliert der Schweizer Detailhandel in diesem Jahr «nur» CHF 8,43 Milliarden durch den Einkaufstourismus. 2017 waren es noch 9 Milliarden, in den Vorjahren wurden mehr als 10 Milliarden Franken gehandelt.
Einkaufstouristen haben Angst, Bekannte zu treffen
Märkte in Nachbarländern wie Vorarlberg in Österreich oder Baden-Württemberg in Deutschland sind der Studie zufolge rückläufig. Die Schweizer geben im Ausland im Durchschnitt weniger in Geschäften aus und gehen seltener dorthin, sagt Retail-Experte Thomas Rudolph vom Center for Research in Retail Management der Universität St. Gallen. „Gute Ware für weniger Geld“ ist nach wie vor die Hauptmotivation für den kommerziellen Tourismus. Ein deutscher Zollbeamter stempelt die Ausfuhrdokumente von Schweizer Einkaufstouristen. (Dateibild) Stiftung Kommerzieller Tourismus in Zahlen Der Schweizer Detailhandel verliert dieses Jahr 8,43 Milliarden Franken durch den Einkaufstourismus. Gegenüber 2017 betrug der Rückgang über alle Branchen hinweg 10 Prozent – Online-Shopping aus dem Ausland nicht mitgerechnet. 50-Franken-De-minimis-Grenze für Projekte: Ab dem 1. Januar 2020 stempelt der deutsche Zoll nur noch Ausfuhrbescheinigungen für Warenkörbe ab 50 Franken, mit denen Schweizerinnen und Schweizer ihre deutsche Mehrwertsteuer zurückfordern können. Im Durchschnitt geben die Schweizer 216 Franken pro Einkauf in ausländischen Geschäften aus. Das sind durchschnittlich 30 Franken weniger als vor fünf Jahren. Einkaufstouristen gehen 4,8 Mal pro Jahr ins Ausland, ein Minus von 0,4 Prozentpunkten. Eine Mehrwertsteuerbefreiungsgrenze von 50 Franken beim Einkauf – aktuell bei 300 Franken pro Person – könnte den grenznahen Einkauf um ein gutes Drittel reduzieren. Ein deutscher Zollbeamter stempelt die Ausfuhrdokumente von Schweizer Einkaufstouristen. (Dateibild) Stiftung Der Schweizer Detailhandel verliert dieses Jahr 8,43 Milliarden Franken durch den Einkaufstourismus. Gegenüber 2017 betrug der Rückgang über alle Branchen hinweg 10 Prozent – Online-Shopping aus dem Ausland nicht mitgerechnet. 50-Franken-De-minimis-Grenze für Projekte: Ab dem 1. Januar 2020 stempelt der deutsche Zoll nur noch Ausfuhrbescheinigungen für Warenkörbe ab 50 Franken, mit denen Schweizerinnen und Schweizer ihre deutsche Mehrwertsteuer zurückfordern können. Im Durchschnitt geben die Schweizer 216 Franken pro Einkauf in ausländischen Geschäften aus. Das sind durchschnittlich 30 Franken weniger als vor fünf Jahren. Einkaufstouristen gehen 4,8 Mal pro Jahr ins Ausland, ein Minus von 0,4 Prozentpunkten. Eine Mehrwertsteuerbefreiungsgrenze von 50 Franken beim Einkauf – aktuell bei 300 Franken pro Person – könnte den grenznahen Einkauf um ein gutes Drittel reduzieren. Die Gründe für den Rückgang liegen auf der Hand: Rekordhöhen der Inflation im Euroraum wirken abschreckend und geben Anlass zu einer Überprüfung. «Viele kaufen wieder verstärkt in der Schweiz ein», heisst es in der Studie. Abschreckend wirkt auch die ab 2020 geltende Mindestgrenze von 50 Franken: Erst ab einem höheren Betrag pro Einkauf kann die deutsche Mehrwertsteuer zurückerstattet werden. Die Studie nennt weitere Hindernisse: Wartezeiten an der Grenze, überfüllte Züge oder die Gefahr, Freunde und Bekannte zu treffen. Ist es den Schweizern heute peinlicher, in Euro einzukaufen als noch vor einigen Jahren? Diese Frage beantwortet die Studie nicht. Was ist eine Ausfuhrgenehmigung? Die Schweizer können in Deutschland zollfrei einkaufen. Für jeden Job in einem Geschäft im Nachbarland bekommst du die Mehrwertsteuer zurückerstattet. Sie zahlen im Laden den vollen Preis und erhalten dafür eine Ausfuhrgenehmigung. Wird diese später vom Zoll abgestempelt, kann die Umsatzsteuer mit der Ausfuhrbescheinigung zurückgefordert werden. In Deutschland gilt ab dem 1. Januar 2020 eine Untergrenze von 50 € pro Einkauf. Das bedeutet, dass die Schweizer die Mehrwertsteuer erst ab einem Einkaufswert von 50 Euro erstatten. Die Schweizer können in Deutschland zollfrei einkaufen. Für jeden Job in einem Geschäft im Nachbarland bekommst du die Mehrwertsteuer zurückerstattet. Sie zahlen im Laden den vollen Preis und erhalten dafür eine Ausfuhrgenehmigung. Wird diese später vom Zoll abgestempelt, kann die Umsatzsteuer mit der Ausfuhrbescheinigung zurückgefordert werden. In Deutschland gilt ab dem 1. Januar 2020 eine Untergrenze von 50 € pro Einkauf. Das bedeutet, dass die Schweizer die Mehrwertsteuer erst ab einem Einkaufswert von 50 Euro erstatten. Interessant in diesem Zusammenhang: Die Zahl derjenigen, die heute im Ausland online einkaufen, steigt im Vergleich zu vor fünf Jahren. In Schweizer Franken gerechnet stieg der Online-Shopping-Tourismus um 20%. Tendenz weiter steigend.