Sie hat die grösste Dahabeya am Nil: Katharina Németh aus Basel. Katja Richard Herausgebergesellschaft Die Sehnsucht nach Osten schlief bei Katharina Németh (56) schon früh ein. Mit zwanzig Jahren sang er in der Band Touch El Arab und erreichte 1988 mit dem Song «Muhammar» die Top Ten der Schweizer Charts. Blick bezeichnete die Basler Youngsters als «die verrückteste Band der Schweiz». Németh lacht: „Aus dem Traum, Rockstar zu werden, wurde aber nichts.“ Stattdessen habe sie Psychologie studiert, etwas “verrückt und unkonventionell” sei ihr Leben gewesen. Erst als Tauchlehrerin, dann aus Liebe zog es sie immer wieder nach Ägypten, heute besitzt sie die längste Dahabeya auf dem Nil, ein Traditionssegler für Luxuskreuzfahrten zwischen Luxor und Assuan. Bequem entlang Afrikas Wasserstraßen durch die vergangenen 4000 Jahre Geschichte: Dahabeya-Kreuzfahrt.

Sehnsucht nach Ägypten

Németh reiste 1999 zum ersten Mal in einem Tauchurlaub im Sinai ans Rote Meer und verliebte sich in Land und Leute. Er spürt es bis heute jedes Mal, wenn er aus dem Flugzeug steigt: «In der ersten Stunde auf ägyptischem Boden lache ich mehr als in der Schweiz in einer ganzen Woche.» Anstatt sich die Sorgen ihrer Patienten anzuhören, taucht Németh als Tauchlehrerin nicht nur in Ägypten, sondern auch in Südostasien in die Stille ein. Ein halbes Jahr arbeitet er auf einem Tauchschiff in Mikronesien. Er wird dann zurück in das Land der Pharaonen geschleppt, verliebt sich und heiratet. Die Ehe scheitert, die Liebe zum Land bleibt. Er lernt Arabisch, kauft eine Wohnung in Hurghada im Beduinenviertel und pendelt von Allschwil BL hin und her. “Einmal, als ich zurückkam, waren die Schafe direkt bei mir, und das im vierten Stock.” Denn so freundlich die Menschen dort auch sind, die Währung hat eine Kehrseite: „Es gibt viele Rassen. Verlässliche Freunde zu finden ist nicht einfach.”

Für Pharaonen, Könige und Touristen

In Mohamed Youssef (50) hat er einen Geschäftspartner gefunden, dem er voll und ganz vertraut. „Er stammt aus einer angesehenen Scheichfamilie, lernte Englisch in England und lebte und arbeitete mehrere Jahre in Europa“, sagt Németh. Mit 15 Jahren rettete er seine eigene Feluke und reiste mit Touristen von Luxor nach Assuan. Sein großer Traum war es, eines Tages seine eigene Dahabeya zu besitzen. Die eleganten Doppeldeckerboote mit flachem Boden wurden zuerst für die Pharaonen gebaut, dann für ägyptische Berühmtheiten und königliche Familien, die es genossen, in ihrer Freizeit auf dem Nil zu kreuzen. Segelreisen waren im 19. Jahrhundert auch bei Europäern beliebt. Für Németh gibt es nach wie vor keinen besseren Weg, als das alte Ägypten in der Wasserader Afrikas zu entdecken: „In absoluter Stille geht man durch 4.000 Jahre Geschichte“, sagt er. Der Vorteil einer Dahabeya: Sie hält dort, wo größere Kreuzfahrtschiffe nicht anlegen können. Das Flachsegelschiff kann fast überall ankern – vor allem dort, wo größere Dampfer nicht hinkommen.

Bad und Bett für Schweizer

Heute gewinnt Slow Travel, also verspätetes Reisen, wieder an Popularität. Es gibt etwa 160 Dahabeyya verschiedener Ränge im Nil. Es gibt also viel Konkurrenz, aber der Standard, der dem Schweizer Publikum besonders wichtig ist, fehlt laut Katharina meistens. „Das fängt beim Badezimmer und den Betten an“, sagt Katharina. „Die Qualität, das Design, die Hygiene und der Service müssen stimmen.“ Als sie 2018 beschloss, gemeinsam mit Mohamed ihre eigene Dahabeya zu bauen, hatte sie hohe Ziele: „Ich wollte das schönste und beste Schiff auf dem Nil.“ Während sich Mohamed um die Baugenehmigung und alles Technische kümmerte, war Katharina komplett in das Projekt vertieft. „Ich habe die Pläne der Innenräume des Schiffes gezeichnet und alle Möbel in den Kabinen und auf dem Sonnendeck entworfen.“ Von der Pergola bis zur Bar, von den Kissen bis zum Vorhangstoff – alles ist von ihr entworfen. Suite mit allem Komfort und eigenem kleinen Balkon – bei der Einrichtung wurde nicht gespart.

Nur das Beste ist gut genug

Bei der Ausstattung der „Queeny of the Nile“ hat er nicht gespart: Der Bau des Boutique-Schiffes kostete mehr als 1 Million Schweizer Franken. Ob sie die schönste ist, liegt im Auge des Betrachters: Mit 56 Metern Länge ist sie die größte Dahabeya am Nil. Das Traumschiff konnte sich die Baslerin dank einer Erbschaft leisten. “Mein Banker hat damals den Kopf geschüttelt, das war nicht gerade die sicherste Geldanlage.” Aber sie wollte etwas Eigenes schaffen. Etwas, von dem sie ein Einkommen hat und wo sie selbst viel reisen kann, anstatt in ihrer Arztpraxis zu sitzen. Doch gerade als die stolze Barkasse im Herbst 2019 ihre Jungfernfahrt unternahm, schlug die Pandemie zu. Katharina: “Zuerst dachte ich, es wäre der größte Fehler meines Lebens, jetzt habe ich das Geld meines Vaters verschwendet.” Das Badezimmer wie zu Hause – Standard für Schweizer Reisende. Mittlerweile ist die Reiselust wieder gestiegen und laut diversen Reiseveranstaltern gehört auch Ägypten zu den beliebten Reisezielen. Da es viele Pakete und Flüge gibt, ist die Reise kurz und die Formalitäten einfach. Und wer auf Kreuzfahrt geht, ist ab Corona lieber auf einem kleinen Schiff mit viel Komfort: Die Queeny verfügt über zehn großzügige Kabinen mit Panoramafenstern und zwei Suiten mit eigenem kleinen Balkon. An Deck gibt es Sonnenliegen, eine Bar und eine Lounge mit viel Platz, 15 Mitarbeiter kümmern sich um das Wohl der Gäste. Katharina blickt zuversichtlich in die Saison und hat bereits neue Ideen im Kopf: „Eine zweite Dahabeya. Oder eine Tauchjacht im Roten Meer. Aber zuerst muss Queeny etwas Dampf aufbauen.”