Von: Carolyn Gehrmann Aufteilung Verursacht der Coronavirus-Impfstoff die schmerzhafte Hautkrankheit Gürtelrose? Über die möglichen Nebenwirkungen kursieren in Fachkreisen unterschiedliche Meinungen. Die neuen Daten sprechen jedoch gegen einen Zusammenhang. Bremen – Viele Ärzte hatten auf häufige Fälle von Gürtelrose nach Impfungen gegen das Coronavirus aufmerksam gemacht. Sie hatten festgestellt, dass viele ihrer Patienten nach der Impfung nicht nur an der als Herpes Zoster bekannten Hautkrankheit erkrankten, sondern auch deutlich jünger waren. Normalerweise werden Menschen erst im Alter krank. In letzter Zeit häufen sich jedoch Gürtelrose-Fälle bei jüngeren Menschen, daher sollten auch sie auf die Warnzeichen achten.
Gürtelrose als Nebenwirkung der Coronavirus-Impfung: Auffallend viele jüngere Patienten
Laut Dermatologin Esther Freeman von der Harvard Medical School waren die Patienten im Schnitt 46 Jahre alt, wie sie im Journal of the European Academy of Dermatology and Venereology schrieb. Auch bei anderen Wissenschaftlern ist der Verdacht aufgekommen, dass dies an einer Impfung liegen könnte. Viele Menschen machen sich daher zunehmend Sorgen, dass sie als Nebenwirkung der Impfung eine Gürtelrose entwickeln könnten. Es gab auch viele Hinweise darauf, dass es keinen Zusammenhang zwischen der Impfung und der Hautkrankheit gab. Ob der Coronavirus-Impfstoff Gürtelrose auslöst, ist wissenschaftlich umstritten. Eine Studie dementiert nun einen Zusammenhang. © Sebastian Kahnert/dpa/dpa-tmn
Entwarnung: Neue Studie sieht keinen Zusammenhang zwischen Covid-Impfung und Gürtelrose
Eine neue Studie der University of California bringt jetzt Klarheit. Das Team um Arzt Nisha Acharya kommt zu dem Schluss, dass die Impfung nicht zu einem erhöhten Gürtelrose-Risiko führt. Für die Analyse wurden die Behandlungsdaten von rund zwei Millionen US-Bürgern ausgewertet. Ziel war es, sich ein Bild davon zu machen, wie oft Menschen im ersten Monat nach der Covid-Impfung wegen Gürtelrose zum Arzt gingen. Das Ergebnis: so oft wie gewohnt.
Kann der Coronavirus-Impfstoff Gürtelrose verursachen? Der Experte sieht keinen Zusammenhang
Selbst Experten hierzulande gehen nicht davon aus, dass die Impfung eine Gürtelrose verursacht. „Ich sehe keinen kausalen Zusammenhang“, sagt Hartmut Hengel, Leiter des Beratungslabors für Varizella-Zoster-Viren am Institut für Virologie des Universitätsklinikums Freiburg, gegenüber der Süddeutschen Zeitung.
Ursache der Gürtelrose ist Experten zufolge ein geschwächtes Immunsystem – ähnlich wie bei einer Coronavirus-Infektion
Herpes zoster wird durch den Windpocken-Erreger Varicella zoster verursacht. Die meisten Erwachsenen tragen das Virus in sich, weil es lebenslang im Körper bleibt. In den Nervenzellen, den Ganglien, „überwintern“ sie sozusagen und schlagen meist dann zu, wenn das Immunsystem schwächelt. Dies geschieht bei älteren Menschen oder Menschen, die aufgrund einer Krebsbehandlung immungeschwächt sind. Werden die Erreger geweckt, wandern sie entlang der Nervenbahnen zur Haut und verursachen dort den unangenehmen Ausschlag. In Medizinerkreisen sind viele der Meinung, dass die Krankheit eher durch eine Coronavirus-Infektion als durch eine Impfung ausgelöst wird. Denn eine Covid-Erkrankung fordert das Immunsystem zu sehr und hat daher viele Spätfolgen wie Langzeit-Covid, Hirnnebel oder Erschöpfungssyndrom. Eine Studie aus den USA konnte zeigen, dass eine Coronavirus-Infektion das Risiko, an Gürtelrose zu erkranken, tatsächlich erhöht.
Kein erhöhtes Gürtelrose-Risiko laut Studie des Paul-Ehrlich-Instituts
Das Paul-Ehrlich-Institut, das für die Zulassung von Impfstoffen und Medikamenten zuständig ist, ist dieser Frage in einer eigenen Studie nachgegangen. Sie kam zu dem Schluss, dass auch in Deutschland kein erhöhtes Gürtelrose-Risiko im Zusammenhang mit der Coronavirus-Impfung bestehe. Auch wenn das Thema seit Beginn der Pandemie immer wieder öffentlich diskutiert wird.
Theoretisch, sagen Experten, könnte eine Impfung ein Weckruf für den Windpocken-Erreger sein
Henri-Jacques Delecluse, der am Deutschen Krebsforschungszentrum zu Herpesviren forscht, erklärt gegenüber der Süddeutschen Zeitung, dass Herpes zoster auch bei Menschen mit intaktem Immunsystem auftreten kann, wenn der Erreger der Windpocken durch einen Reiz wieder zum Leben erweckt wird. Theoretisch könnte dieser Reiz auch von einer Impfung gegen das Coronavirus ausgehen, da der Impfstoff über bestimmte Rezeptoren Zellen des Immunsystems aktiviert, die auch bei der Reaktivierung von Varizella-Zoster-Viren eine Rolle spielen. Sollte ein Zusammenhang bestätigt werden, sei die Gürtelrose dennoch eine sehr seltene Nebenwirkung, betont der Experte. In jedem Fall lohnt es sich für Menschen bis 60 Jahre mit Vorerkrankungen wie Diabetes oder Asthma, sich gegen Gürtelrose impfen zu lassen, unabhängig davon, was der letztendliche Auslöser ist. Die Impfung wird von Hausärzten durchgeführt und von den Krankenkassen übernommen. Wenn Sie Symptome einer Gürtelrose bemerken, wird empfohlen, so bald wie möglich einen Arzt aufzusuchen, da die Behandlung mit antiviralen Mitteln innerhalb der ersten 72 Stunden durchgeführt werden sollte. Bei jüngeren Menschen ist die Erkrankung oft ein Warnzeichen dafür, dass das Immunsystem geschwächt ist. Mögliche Gründe dafür können andere ärztlich abzuklärende Erkrankungen oder Stress sein.