Christoph Blocher hat im Frühjahr die Neutralitätsinitiative angekündigt. Der Startschuss für die Neutralitätsinitiative ist gefallen. Die Initiative will der Schweiz weitgehend verbieten, Verteidigungsbündnissen beizutreten und Sanktionen zu akzeptieren oder zu verhängen. Bis Mai 2024 haben die Initiatoren Zeit, die dafür nötigen 100.000 Unterschriften zu sammeln. Der Text der Volksinitiative und der Einzugstermin wurden am Dienstag im Bundesanzeiger veröffentlicht. „Ewige und bewaffnete Neutralität“ muss in der Verfassung verankert werden.

Friedenskonsolidierende Missionen sind weiterhin möglich

Gemäss dem vorgeschlagenen Artikel 54a kann die Schweiz keinem Militär- oder Verteidigungsbündnis beitreten. Ausgenommen ist die Zusammenarbeit mit solchen Bündnissen im Falle eines direkten militärischen Angriffs auf die Schweiz. Die Ausbildung mit ausländischen Partnern bliebe laut Kommission aber zulässig und friedenserhaltende Einsätze des Militärs könnten weiterhin parlamentarisch genehmigt werden. Der Schweiz sind «nichtmilitärische Zwangsmassnahmen» gegen kriegführende Staaten untersagt. Sie darf sich daher nicht mehr an Sanktionen beteiligen und selbst keine Sanktionen verhängen. Gemäss der Initiative soll die Schweiz die EU-Sanktionen gegen Russland nach dem Anschlag in der Ukraine nicht übernehmen. Ausgenommen vom Verbot sind jedoch die Verpflichtungen der Schweiz gegenüber der UNO. Die Schweiz soll auch mit eigenen Massnahmen verhindern können, dass Sanktionen von anderen Staaten umgangen werden.

Die Schweiz sollte die Vermittlerin sein

Die Initianten wollen zudem in der Verfassung verankern, dass die Schweiz ihre dauernde Neutralität zur Vermeidung und Lösung von Konflikten nutzt. Sie soll als Vermittler zur Verfügung stehen und gute Beziehungen zu allen Staaten pflegen. Die Kommission sieht Neutralität als Mittel zur Förderung des Friedens. Den Vorsitz des Initiativkomitees führt der Solothurner SVP-Nationalrat Walter Wobmann. Die Schweiz verfalle zunehmend in eine Politik der Phrasen, die einfach wiederholen, was derzeit international üblich sei, sagte Wobmann am Dienstag vor Medien in Bern. Diese „Wir schwimmen nur“-Politik beleidigt andere Staaten. Besonders beunruhigt ist der Ausschuss über die Verabschiedung von EU-Sanktionen gegen Russland. Die ganze Welt – von US-Präsident Joe Biden bis zum russischen Präsidenten Wladimir Putin – habe erkannt, dass die Schweiz nicht mehr neutral sei, behauptet das Initiativkomitee.

Blocher sitzt nicht im Gremium

In den letzten Monaten und Wochen hatte sich vor allem Altbundesrat Christoph Blocher (82) für die Neutralitätsinitiative eingesetzt. Blocher ist kein Mitglied des Initiativkomitees. Hinter der Initiative steht der Verein Neutrality Initiative. unterstützt durch den neu gegründeten Verein Pro Schweiz. Pro Schweiz wurde im Oktober im Beisein von Blocher gegründet. Neben der Kampagne für eine unabhängige und neutrale Schweiz (AUNS) beteiligten sich die Organisation «Nein zur schleichenden EU-Mitgliedschaft» und die «Union der Unternehmer gegen die EU-Mitgliedschaft» an diesem Verein. Auch SVP-Fraktionschef Thomas Aeschi (43) und der ehemalige SVP-Nationalrat Hans-Ueli Vogt (52), einer der Anwärter auf den Sitz des zurückgetretenen Bundesrats Ueli Maurer (71), haben Sitze in der Parteivorstandsinitiative. . Auch der proschweizerische Bundespräsident Stephan Rietiker (66) ist Mitglied des Gremiums.

Bundesrat v

Heute schreibt die Bundesverfassung vor, dass Bundesrat und Parlament Massnahmen zur Wahrung der Neutralität der Schweiz treffen müssen. Die Rechte und Pflichten eines neutralen Staates werden durch das Neutralitätsgesetz nach der Haager Konvention von 1907 geregelt, wie das Auswärtige Amt schreibt. Der Bundesrat hält es nicht für angebracht, eine weitergehende Verankerung der grundsätzlichen Inhalte der Neutralität in der Verfassung und auch in den Gesetzen zu schreiben. Dies würde den sicherheits- und aussenpolitischen Spielraum der Schweiz einschränken. Die aktuelle Neutralitätspolitik wurde 1993 eingeführt und ist seitdem in Kraft. Gemäss Bundesrat bietet die bisherige Praxis genügend Spielraum, um auf die Auswirkungen des Krieges in der Ukraine zu reagieren. Eine von Außenminister Ignazio Cassis (61) vorgenommene Neudefinition im Sinne einer „kooperativen Neutralität“ lehnte er ab. (SDA)