Die Richter stehlen Wickis Sieg Der überragende Florian Gnägi und eine höchst umstrittene Entscheidung gegen Joel Wicki zeichnen den jüngeren Schwarzsee-Schwinget aus. Gepostet: 19:59 Uhr | Aktualisiert: vor 59 Minuten Marcel W. Perren (Text) und Sven Thomann (Fotos) Die ersten Bergkranzfeste dieser Saison werden von eklatanten Fehlentscheidungen des Ressorts und der Richter überschattet. Am vorletzten Sonntag war Berns Protagonist Michael Lederman eine der Topfiguren auf dem Stoos. Während seiner Zeit als Gast in der Zentralschweiz musste sich der 21-Jährige als sogenannter Nicht-Schweizer mit fünf Eidgenössischen Schwingern messen. Sieben Tage später steht der Sieger aus dem Berner Mittelland, der die Schiedsrichter an seiner Seite hat, im Duell mit dem stärksten Spieler der Zentralschweiz am Schwarzsee. Die Rede ist von Ledermanns erstem Schritt gegen Joel Wicki (25). Obwohl der Luzerner nach dem Schnitt auf der Trennscheibe noch fünf Klammern in der Handfläche hat, wirft er den zweifachen Kranzfest-Sieger unwiderstehlich ins Sägemehl. Der unsichere Feldschiedsrichter sucht den Sichtkontakt zu seinen beiden Kollegen am Spielfeldrand. Die Herren am Schiedsrichtertisch gaben sich die Hand – Ledermann war in ihren Augen nicht wie vom Reglement vorgeschrieben, mit zwei Dritteln seiner Schultern im Sägemehl. In diesem Sinne stehen die „Referenzen“ mehr oder weniger alleine da, zumal die Fotos der Blick-Fotografen eine ganz andere Sprache sprechen. “Meiner Meinung nach hat Joel in dieser Situation gewonnen. „Aber natürlich akzeptieren wir es, wenn die Richter anders entscheiden“, sagte Wicki-Coach Dany Hüsler sportlich.

Kommt bald die Varsity VAR-Hose?

Die Funktionäre des Eidgenössischen Schwinger-Verbandes wollen sich zu dieser Szene nicht öffentlich äußern. Aus der ESV-Zentrale ist allerdings durchgesickert, dass es hochrangige Funktionäre gibt, die sich bei Bergsteigerfesten und Bundesspielen wie dem Fußball künftig die Unterstützung eines Video-Schiedsrichters wünschen. Stellt sich die Frage, ob Joel Wicki am Schwarzsee gewinnen würde, wenn gestern eine „enge VAR-Hose“ im Einsatz war? Fakt ist: Nach der umstrittenen Ledermann-Bande wirbeln die Entlebucher den 2-Meter-Mann Severin Schwander und den zweifachen Brünig-Sieger Bernhard Kämpf als Schüler durch die Luft. Gegen Curdin Orlik und Kilchberg-Sieger Fabian Staudenmann muss sich der Finalist aus der letzten Eidgenossenschaft mit der „Prognose“ begnügen.

Gnägis Meisterwerk

Die Interpretation von Florian Gnägi ist absolut makellos. Mit Marcel Bieri aus Zug, Lario Kramer aus Freiburg und seinem BKSV-Teamkollegen Curdin Orlik (in der Finalrunde) besiegte der 34-jährige Berner Seeland drei Schweizer und sicherte sich damit seinen 11. Sieg beim Kronenfest und die 105. Krone. In dieser Situation dürfte auch das 125-kg-Stück Ende August in Pratteln eine wichtige Rolle spielen.