In einer gemeinsamen Erklärung am Montag kündigten Premierminister Naftali Bennett (50) und Außenminister Yair Lapid (58) an, dass sie am kommenden Montag über einen Gesetzentwurf zur Auflösung der Knesset abstimmen würden. Das bedeutet, dass voraussichtlich im Oktober Wahlen stattfinden werden. Lapid wird zunächst Ministerpräsident. Israel steht nun vor seiner fünften Wahl in dreieinhalb Jahren.

Dünne Koalition

Bei den Knesset-Wahlen am 23. März 2021 gab es erneut keine klare Mehrheit unter den Parteien in Israel. Nachdem der amtierende Ministerpräsident Benjamin Netanjahu, 72, keine Koalition bilden konnte, wurde Bennett am 13. Juni zum israelischen Ministerpräsidenten ernannt. Zwischen den Parteien bzw. Parteibündnissen von Yesh Atid, Chosen LeIsra’el, Jamina, Avoda, Jisra’el Beitenu, Tikva Chadasha, Meretz und Ra’am wurde eine Einigung erzielt. Ροι Schwierige Bedingungen: Im Fall der von Bennett geführten Regierung war es jedoch keineswegs ein klares Thema. 60 Abgeordnete der Knesset stimmten für die Regierung, 59 dagegen. Damals entschieden sich Bennett und Lapid für eine Rotation, wonach die beiden abwechselnd an der Spitze der Regierung stehen wollten. In den Monaten unmittelbar nach der Regierungsbildung 2021, vor allem aber im April und Mai 2022 zerbrach die Koalition immer mehr – auch durch den Austritt von Abgeordneten aus der Koalition. Zuletzt, im April, stellten die Spannungen zwischen Israelis und Palästinensern die Koalition auf eine harte Probe. Nach Zusammenstößen rund um den Tempelberg in Jerusalem hat die arabische Ra’am-Partei damit gedroht, sich aus der Koalition zurückzuziehen, falls die Regierung weiterhin hart gegen palästinensische Demonstranten vorgeht. Am 6. April 2022 trat der Abgeordnete Idit Silman, ein ehemaliger Führer der Regierungskoalition, aus der Yamina-Fraktion aus und schloss sich der oppositionellen Likud-Partei von Benjamin Netanjahu an. Damit verlor die Regierung ihre knappe Mehrheit. Aus Regierungskreisen hieß es am Montag zur Regierungskrise, alle “Bemühungen zur Stabilisierung der Koalition” seien “ausgeschöpft”.