Für eine ausführliche Analyse nahmen auch WIFO-Experte Oliver Fritz und Thomas Reisenzahn von der Prodinger Tourismusberatung an der Gremiendiskussion teil. Die Abgeordneten nahmen einstimmig den Tourismusbericht zur Kenntnis, der wichtige Branchenzahlen für 2021 sowie Berichte über Maßnahmen zur Unterstützung des Coronavirus von Dezember 2021 bis April 2022 enthält. Die Abgeordneten stimmten auch einstimmig für die Vorlage des Tourismusberichts auf einer bevorstehenden Plenarsitzung für Rat. Im Zuge der intensiven Diskussion im Gremium wurde im Rahmen einer möglichen Untersuchung auch die genauere Auseinandersetzung mit den verschiedenen Fragestellungen in der Branche erwogen. Die Zahlen für den Tourismus aus dem internationalen Teil wurden um die Hälfte reduziert Laut Tourismusbericht 2021 ist insbesondere der internationale Tourismussektor in Österreich mit fast 50 Millionen Übernachtungen ausländischer Gäste im Vergleich zu 2019 deutlich zurückgegangen, nämlich um 55,7 % (III-671 dB). Infolge der Pandemie hat der Inlandstourismus an Bedeutung gewonnen. Demnach gab es für 2021 rund 79,6 Millionen Übernachtungen und 22,1 Millionen Besucherankünfte, womit sich die Zahlen auf die Preise von 1969 und 1988 abgeflacht hätten und nur noch halb so hoch seien wie vor der Krise, gemessen am Höhepunkt 2019 Aus dem Bruttoinlandsprodukt (BIP) Österreich repräsentierte 2021 4,1 % oder 16,6 Milliarden Euro im Tourismus, der besonders von der Corona-Pandemie betroffen war. 2019 lag der Anteil am BIP noch bei 7,6 % oder über 30,3 Milliarden Euro. Staatssekretärin Kraus-Winkler wies darauf hin, dass die langfristige Dominanz des internationalen Sektors im Inlandstourismus von 73,8 % (2019) auf 62,8 % im Jahr 2021 zurückgegangen sei. Aufgrund von Reisewarnungen und Lockdowns gingen die nominalen Exporte in den Inlandstourismus um 38,6 % zurück. im Jahr 2021. Betrachtet man nur den Sommer 2021, sieht die Situation deutlich besser aus. Im Jahr 2021 gab es gegenüber 2020 ein Plus von 28,3 % bei den Ankünften. Der Städtetourismus sei laut Kraus-Winkler teilweise noch immer von einem Einbruch der Fernreisemärkte geprägt. Zudem sei die Bilanz des Wintertourismus von November bis April 2022 “besser als befürchtet”. Für 2022 insgesamt wird derzeit von einem Minus von 10 bis 12 % gegenüber 2019 und laut Kraus-Winkler dem Sommer selbst ausgegangen. könnte dieses Jahr wieder starten das Jahr 2019 steht vor der Tür. Fritz: Die Pandemie hat den Tourismus nachhaltig verändert WIFO-Experte Oliver Fritz kommt aus einer aktuellen Umfrage zu dem Schluss, dass im Tourismus derzeit so viel Optimismus herrscht wie schon lange nicht mehr. Es bleibt abzuwarten, ob die Inflation dies abmildert, aber auch, wie sich der Boom des Inlandstourismus in einen Schub für Seereisen umwandelt und ob das Coronavirus im Herbst und Winter wieder zum Thema wird. Ohnehin habe die Pandemie den Tourismus nachhaltig verändert, etwa im Hinblick auf die verstärkte Nutzung von Online-Formularen statt Geschäftsreisen, war der Experte überzeugt. Aus Sicht von Fritz wäre es an der Zeit, die Wirksamkeit der bisherigen Corona-Hilfen zu evaluieren, um einen Plan für etwaige weitere Bedarfe zu erstellen. Auf Nachfrage etwa von Franz Hörl (ÖVP) sagte der Experte, es gebe keine ernsthaften Hinweise auf eine Überfinanzierung, sondern nur Hinweise. Reisenzahn: Kostensteigerungen in Unternehmen Thomas Reisenzahn von der Prodinger Tourismusberatung stellte unter anderem einen Nächtigungsvergleich zwischen Österreich und der Schweiz vor, wonach während der Lockdowns, die es nur in Österreich und nicht in der Schweiz gab, die Schweiz bei den Nächtigungen weit vor Österreich lag. Für Unternehmen ist es nun wichtig, die enormen Kostensteigerungen, beispielsweise bei Energie, aufzufangen. Aus Expertensicht sollte den Unternehmen unter anderem die Möglichkeit gegeben werden, den Verkehrswert der Immobilie aufzuwerten, die Betriebsszenarien zu ermöglichen und die Lohnbuchhaltung zu reformieren. Darüber hinaus befürwortete Reisenzahn zusätzliche Einkommensmöglichkeiten, beispielsweise in der Altersvorsorge, um die Arbeitskraft einzusetzen. Die Eigenkapitalquote, die der Ausschussvorsitzende Gerald Hauser (FPÖ) diskutierte, ist laut Reisenzahn aus seiner Sicht das wichtigste Schlüsselelement. herausfordernden Arbeitskräftemangel Staatssekretärin Kraus-Winkler sagte, der Arbeitskräftemangel sei derzeit die größte Herausforderung und habe höchste Priorität. Gegenüber Julia Seidl (NEOS) räumte er ein, dass es nicht genügend Beweise gebe, um die Arbeitszeit zu reduzieren. Die hohe Nachfrage könnte aber auch damit zusammenhängen, dass Stunden fehlen, wenn die meisten Arbeitnehmer Teilzeit arbeiten oder keine Überstunden machen wollen. Eine Umlenkung der Rot-Weiß-Rot-Karte helfe zwar teilweise, aber es brauche andere Lösungen für das Gesamtproblem, sagte Kraus-Winkler auf Nachfragen von Melanie Erasim (SPÖ). WIFO-Experte Fritz sagte zum Thema Arbeitszeitverkürzung, es fehle an Daten, um genau feststellen zu können, ob die 3- oder 4-Tage-Woche Teil des Problems des Arbeitskräftemangels sei. Auf Fragen von Hermann Weratschnig (Grüne) begründete er dies unter anderem auch demographisch, es würden aber viele Faktoren eine Rolle spielen, etwa die Kinderbetreuung oder die Wohnung, so Fritz. System von Satellitenkonten und Tourismusindikatoren Basierend auf Erhebungen für das Jahr 2020 wurde mit dem touristischen Satellitenkonto der touristische Gesamtverbrauch der in- und ausländischen Gäste errechnet, der bei 21,3 Milliarden Euro lag (-43,9 %). Im Jahr 2020 entfielen davon 55,3 % auf internationale Reisen, 43 % auf Inlandstourismus und 1,7 % auf Zweitwohnsitze. Das WIFO schätzt, dass der nominelle Tourismusumsatz in Österreich im Jahr 2021 auf knapp 20,8 Milliarden Euro gesunken sein dürfte. Staatssekretärin Kraus-Winkler sieht eine der Aufgaben der nahen Zukunft darin, das Indexsystem kontinuierlich zu verbessern und international vergleichbar zu machen. Auf Nachfrage von Barbara Kraus-Winkler (Grüne) sagte WIFO-Experte Oliver Fritz, für viele Indikatoren sei bzw. sei es wichtig, die regionale Ebene zu erfassen. Die Transformation in eine nachhaltige Tourismusbranche erfordert ein dichtes Indexsystem als Datenbank zur Steuerung des Modus. COVID-19 Referenzen: Förderung aus dem Corona Crisis Management Fund Die Abgeordneten billigten einstimmig die Berichte über die Verwendung der Mittel des COVID-19-Krisenbewältigungsfonds für Dezember 2021 (III-556 dB) und für Januar bis April 2022 (Januar 2022: III-588 dB, Februar 2022: III-615 dB, März 2022: III-639 dB, April 2022: III-663 dB). So wurden für das Pilotangebot „Safe Hosting“ für das Jahr 2022 30,5 Mio. € aus dem COVID-19-Krisenmanagementfonds für den Tourismussektor bereitgestellt, 100 Mio. € im Jahr 2020 und 108 Mio. € im Jahr 2021. Bis zum 30. April 2022 wurden hieraus 169 Mio. € ausgezahlt. Mit zwei Schutzwänden sollen die durch die Pandemie verursachten Schäden an Veranstaltungen aller Branchen – Tagungen, Messen, Märkte, Kulturveranstaltungen und Sportveranstaltungen – abgemildert werden. Mit 30. April 2022 wurden im Zusammenhang mit dem Schutzschild I insgesamt 12 Mio. € an die Österreichische Hotel- und Tourismusbank als Geschäftsstelle abgeführt. Für den Schutzschirm II betrug die überwiesene Summe 3,4 Mio. €. Zum 30.04.2022 gingen für das Investitionsprogramm Gastgarten-Offensive zur Schaffung und Verbesserung von Außenbewirtschaftungsflächen 8 Mio. € Fördermittel an die Abwicklungsstelle ÖHT. (Final Tourism Committee) mbu
Fragen & Kontakt:
Pressedienst der Parlamentarischen Direktion für parlamentarische Korrespondenz Tel. +43 1 40110/2272 [email protected] www.facebook.com/OeParl www.twitter.com/oeparl