Diese Ankündigung gehe “in die falsche Richtung”. Videoclips sind „eine nützliche und notwendige Ergänzung zu Nachrichtenmaterial. Texte sind und bleiben jedoch das Grundmaterial für Qualitätsjournalismus und für die Übermittlung von Informationen, Wissen und Meinungsbildung“, betonte das Gremium unter Vorsitz der Kommunikationswissenschaftlerin Irene Neverla in seiner heutigen Sendung.
„Ohne wirklich nachvollziehbaren Grund“
Dem ORF drohe dadurch „ein Qualitäts- und Attraktivitätsverlust beim Publikum bzw. bei den Nutzern. Eine starke Kernfunktion des ORF wird hier ohne sachlich nachvollziehbaren Grund und zu Lasten der Stellung des ORF im Gesamtgefüge der österreichischen Medienlandschaft beschnitten. In der Sendung verwies der Beirat auch auf Ankündigungen geplanter Programmänderungen, auch auf Ö1 und FM4, und auf die „Gefahr, dass die geplante Halbierung von Blue Page Text nur eine von vielen Einschnitten in der Gemeinwohlproduktion des ORF darstellt“. Der Gemeinwohlbeirat berät die Aufsichtsbehörde KommAustria gemäß ORF-Gesetz wissenschaftlich. Die heutige Stellungnahme erfolgte auf Initiative des Beirats und nicht im Auftrag der KommAustria.
Ausgehandeltes Angebot und Überprüfung
ORF, Zeitungsverleger und Politiker kämpfen seit langem für einen digitalen Roman. Im Fokus stehen Online- und Social-Media-Möglichkeiten, die derzeit durch das ORF-Gesetz stark eingeschränkt sind (Stichwort: Aufhebung der begrenzten siebentägigen Möglichkeit, Beiträge nach Einreichung online anzuzeigen). Laut Weißmann wollte er mit seinem halben Angebot die festgefahrenen Verhandlungen wieder aufnehmen. Aber es hat auch Kritik von vielen Seiten auf sich gezogen, zuletzt vom Behindertenrat. Betriebsrat und Redaktion von ORF.at sehen die geplante Einschränkung des Textangebots von ORF.at als rufschädigend für den Ruf des ORF.at “als öffentlich-rechtliches Medium mit gesetzlichem Auftrag zur Erbringung wesentlicher Dienste”.