Die Budgeterhöhung wurde von allen Fraktionen allgemein gelobt. Die Opposition kritisierte den Verlauf der Reform des Zentraldienstes, die Bewertung des aktuellen Haushalts auf Basis des Bruttoinlandsprodukts für 2021 und die Berechnung der Rentenzahlungen. Verteidigungsminister Tanner und die Koalitionsfraktionen waren erfreut über das „Rekordbudget“ und die nationalen Verteidigungsinvestitionen, die dies ermöglichten. Die Budgeterhöhung schafft die Grundlage für eine Steigerung der Investitionen um 66 % auf 711,8 Mio. € und eine Steigerung der Sachausgaben um 27,5 % auf 1,06 Mrd. €. Letztere umfassen hauptsächlich Instandhaltung, militärische Einrichtungen und Arbeitsdienste. Die Personalkosten stiegen um 6,5 %, resultierend aus Gehaltserhöhungen und dem Struktureffekt, da keine zusätzlichen Festanstellungen vorgesehen sind. Die Zahlungen bleiben laut Bundeshaushalt (BVA) gegenüber 2022 konstant bei 50 Millionen Euro. Bis 2026 steigen die Leistungsobergrenzen des Bundesfinanzrahmengesetzes (BFRG) und des Landesverteidigungsfinanzierungsgesetzes (LV-FinG) um weitere 1,39 Mrd. € bzw. 41,8 % auf 4,70 Mrd. €. Der Vergleich des BVA 2022 mit der Auszahlungsobergrenze 2026 zeigt eine Steigerung von fast 2 Mrd. € oder 73,3 %. Der Anteil der Landesverteidigung an den Gesamtausgaben des Bundes soll damit von 2,9 % auf 4 % steigen, erläutert das Haushaltsamt in seiner Aufschlüsselung. Gemäß dem Entwicklungsplan des Österreichischen Bundesheeres 2023-2026 gliedern sich die Investitionen in drei Hauptbereiche: Verbesserung der Mobilität der Rettungsdienste (1,69 Mrd. €), Erhöhung des Schutzes und der Leistungsfähigkeit der Soldatinnen und Soldaten (1,83 Mrd. €). und Autarkie und Nachhaltigkeit zur Verbesserung der Verteidigungsbereitschaft (1,02 Mrd. EUR). Tanner: Man muss an allen Ecken und Enden investieren Zu Beginn der Plenarsitzung dankte Verteidigungsminister Tanner allen Fraktionen für ihre Unterstützung beim Erreichen des “Rekordbudgets”. Bereits zum dritten Mal seit Beginn der Legislaturperiode wurde eine Steigerung erreicht. Mit Russlands Angriff auf die Ukraine sei die militärische Landesverteidigung wieder in den Fokus gerückt und erscheine “noch notwendiger denn je” – etwas, das der Raketenangriff in Polen vor zwei Tagen wieder ins Bewusstsein gerückt habe. Bereits 2023 würde die Budgeterhöhung laut Tanner eine Erhöhung des Baubudgets um 67 Prozent zur „Ausbeutung“ von Kasernen und 66 Prozent mehr Investitionen in die Luft- und Landmobilität ermöglichen. Erstmals seit zehn Jahren konnten sich Wehrpflichtige auch über eine 40-prozentige Erhöhung des Grundgehalts freuen. Laut Entwicklungsplan soll die Armee in den nächsten vier Jahren mit 16 Milliarden Euro “in die Moderne gehen”. Mit dem Slogan „Mission Forward“ soll zudem ein Bewusstsein dafür geschaffen werden, dass Sicherheit die Grundlage jeder Form des gesellschaftlichen Zusammenlebens ist und soziale Sicherheit nicht mehr gegen militärische Sicherheit ausgespielt werden darf. Ein wesentliches Element der totalen Landesverteidigung in der heutigen Zeit sei laut Tanner die geistige, die “nicht am Kasernenzaun endet”. Es ist notwendig, täglich zu erklären, was wir zu verteidigen haben. LV-FinG sei zudem an einen Wachstumsplan für die Bundeswehr in den nächsten zehn Jahren gebunden, bei dem es darum gehe, „die Fondserhöhungen auf die Straße zu bringen“, wie Tanner erklärte. Auf die erwartete Frage, wo in die Landesverteidigung investiert werden soll, antwortete er: „Überall, an jeder Ecke und an jeder Ecke.“ Die SPÖ kritisiert die „Optimierung“ des Heereshaushalts SPD-Verteidigungssprecher Robert Laimer begrüßte die Budgeterhöhung und die damit ermöglichten Investitionen in Truppenmobilität, Schutz und Effektivität, Kasernenautarkie und Cybersicherheit. Allerdings leide sie unter dem „Fauxpas einer völlig gescheiterten Stabsreform“. Um die Beschaffung durchführen zu können, muss nun die neue Position des stellvertretenden Leiters ausgeschrieben werden. Der „als Leuchtrakete verkaufte Militärhaushalt“, so Laimer, habe sich im internationalen Vergleich als „Adventskerze“ entpuppt. Die tatsächlichen Haushaltszahlen bis 2026 würden 0,87 % betragen, weit unter der Behauptung von 1 % des Bruttoinlandsprodukts (BIP). Die Bundesregierung habe die Haushaltszahlen nur durch fiskalische Maßnahmen, etwa die erstmalige Einbeziehung von Rentenzahlungen, “korrigieren” können, wie auch Cornelia Ecker (SPÖ) feststellte. In Wirklichkeit ist der Bauplan eine Absichtserklärung ohne Nachhaltigkeit. Darüber hinaus forderte Laimer volle Transparenz bei Beschaffungsprozessen, eine Überprüfung der zehnjährigen Sicherheitsstrategie und eine Ausweitung der österreichischen Friedensmissionen, um dem „Trittbrettfahrer-Image“ entgegenzuwirken. Mario Lindner (SPÖ) freute sich, dass in diesem Jahr der erste Leonardo-Hubschrauber in Österreich landen würde. Er verwies auf den Fall der Reaktivierung eines Bundeswehroffiziers und bewertete die Verschärfung des Verbotsgesetzes positiv. Er sei “schockiert” über die Äußerungen von August Wöginger (ÖVP) zur Revision der Europäischen Menschenrechtskonvention. Lindners Bundestagskollegin Petra Wimmer stellte die Machbarkeit in Frage, von der Bundeswehr zu verlangen, die Bevölkerung ab 2032 zwei Wochen lang ernähren zu können, etwa im Falle eines Stromausfalls. Auch die Mittel von 40.000 Euro für einen Arbeitskreis zur Frauenförderung hielt er für zu gering. ÖVP: Kein politisches Kleingeld lässt sich gegen Sicherheit eintauschen Angesichts der geopolitischen Lage müssen nun alle Fraktionen gemeinsam agieren und nicht eine fundamentalistische Opposition, wie Friedrich Ofenauer (ÖVP) gegenüber der Opposition feststellte. Beim Thema Sicherheit soll kein „Parteiwechsel“ ausgetauscht werden. LV-FinG bringt mit langfristiger finanzieller Sicherheit eine nachhaltige Trendwende in die Landesverteidigung. Laut Ofenauer war von Anfang an klar, dass die Reform des Zentraldienstes evaluiert werden muss. Mit den jetzt vorgenommenen Anpassungen ist die Versorgung gesichert. Der Krieg in der Ukraine habe die Notwendigkeit des Wiederaufbaus konventioneller militärischer Fähigkeiten gezeigt, auch eine Beteiligung am europäischen Luftverteidigungssystem „Sky Shield“ sei unter Berücksichtigung der österreichischen Neutralität zu erwägen, wie auch Manfred Hofinger (ÖVP) betonte. Johann Höfinger (ÖVP) bezeichnete die Plenardebatte als „seltsam“, weil die Opposition sie nur kritisiert habe, obwohl das „größte Verteidigungsbudget aller Zeiten“ veranschlagt worden sei. Er erinnerte an die ehemaligen Verteidigungsminister von SPÖ und FPÖ, die das Bundesheer “geführt” hätten. Michael Hammer (ÖVP) sah “notwendige semantische Diskussionen” in Bezug auf die Verwendung des BIP 2021 zur Berechnung des Militärhaushalts. Maria Smodics-Neumann (ÖVP) erklärte, dass laut WKÖ die geplanten Investitionen das Potenzial haben, dass 70%-90% der Wertschöpfung in Österreich verbleiben, was auch die Wirtschaft stützen werde. FPÖ sieht „Steuersabotage“ Es muss in Österreich immer etwas Tragisches passieren, bevor mehr in die Sicherheit investiert wird, wie Volker Reifenberger (FPÖ) mit Blick auf das Lawinenunglück von Galtür 1999 sagte. Jetzt brauchte es nur noch einen Krieg in Europa, um die langjährige „Schallmauer“ zu durchbrechen von 3 Mrd. Euro”. Allerdings ist die Erhöhung nicht so hoch wie versprochen, da die Bundesregierung an dem „Haushaltstrick“ arbeitet, die Rentenzahlungen einzubeziehen. Auch dann wird das erklärte Ziel von 1 % des BIP bis 2026 nicht erreicht. Von den Nato-Staaten werde ein Verteidigungsbudget von 2% des BIP gefordert, Österreich als neutraler Staat müsste also noch mehr ausgeben, so Reifenberger. Er hat auch einen Entschließungsantrag eingebracht, der darauf abzielt, die Sicherheitsstrategie, die er für überholt hält, unter Beteiligung aller im Hauptausschuss vertretenen Parteien zu überarbeiten. Verteidigungsminister Tanner spreche von einer “Mission nach vorne”, sei aber bei der Reform der Zentralstelle “hinterher”, erklärte Hubert Fuchs (FPÖ). Viele Mitarbeiter verloren über Nacht ihre Führungsposition und wurden durch Personen ersetzt, die sich keinem objektiven Rekrutierungsprozess unterziehen mussten. Sowohl abgesetzte als auch neue Häuptlinge erhalten jetzt das gleiche Gehalt und die Bürger zahlen jetzt das Doppelte. Fuchs kritisierte auch die Verwendung von BIPS ab 2021 zur Messung aktueller und zukünftiger Verteidigungsbudgets als “fiskalische Trickserei”. Auf das aktuelle BIP gerechnet, wird der Verteidigungshaushalt mindestens bis 2026 unter 1 Prozent bleiben. Außerdem bleibt laut Fuchs angesichts der “Rekordinflation” wenig übrig, um den Haushalt zu erhöhen. FPÖ-Kommissar Axel Kassegger bestätigte die mangelnde Glaubwürdigkeit der Bundesregierung wegen solcher “Tricks”. Seiner Meinung nach nützt eine Aufstockung des Budgets wenig, wenn das Militär ständig zu Aufgaben aufgefordert wird, die wenig mit der Landesverteidigung zu tun haben…