Im Ukraine-Krieg brach ein Konflikt zwischen Russland und der EU um die Enklave Kaliningrad aus. Der EU-Botschafter in Moskau, der deutsche Diplomat Marcus Enterrer, wurde am Dienstag ins Außenministerium gerufen, um die litauische Blockade des Transits bestimmter Waren nach Kaliningrad zu erläutern. „Russland wird sicherlich auf solche feindseligen Aktionen reagieren“, sagte der russische Sicherheitsratssekretär Nikolai Patruschew. „Geeignete Maßnahmen werden derzeit dienststellenübergreifend ausgearbeitet und in naher Zukunft ergriffen“, wurde Patruschew von der Nachrichtenagentur Interfax zitiert. Das wird das litauische Volk betreffen. Patruschew, der als einer der engsten Vertrauten von Kreml-Chef Wladimir Putin gilt, traf in Kaliningrad mit dem dortigen Gouverneur Anton Alichanow zusammen. Er leitete auch ein Treffen zur Verkehrssicherheit in der Region. Das russische Außenministerium hat gefordert, den vollen Transitverkehr nach Kaliningrad “sofort” wieder zuzulassen.
Einzelne Waren dürfen die Grenze nicht passieren
Litauen verbietet den Transit von Waren wie Baumaterialien, Metallen und Kohle in die russische Enklave und beruft sich dabei auf EU-Sanktionen, die am Samstag in Kraft getreten sind. Auch die einzige Zugstrecke zwischen Russland und Kaliningrad ist von dem Verbot betroffen. Das ehemalige ostpreußische Königsberg liegt in der Ostsee zwischen den EU- und NATO-Staaten Litauen und Polen. Litauen hat den Vorwurf Moskaus zurückgewiesen, das Reiseverbot habe neue Sanktionen gegen Russland verhängt. Nach seiner Ernennung forderte Enterer die russische Regierung auf, den Streit diplomatisch zu lösen. Gleichzeitig betonte er laut der Nachrichtenagentur RIA, dass die nicht genehmigte Ware nach Kaliningrad transportiert werde.
EU-Botschafter Enterer nach seiner Ernennung zum russischen Außenministerium. IMAGO / ITAR-TASS
Bundeskanzler Olaf Soltz sicherte Litauen jedenfalls die Unterstützung Deutschlands zu. „In diesen Zeiten ist es mir wichtig, eines ganz deutlich zu machen: Deutschland steht Litauen und all unseren östlichen Verbündeten nahe“, sagte er in Berlin. Deutschland hat neben mehr Truppen auch die Marine- und Luftoperationen im Ostseeraum verstärkt und hält nun eine Brigade bereit, die im Krisenfall sofort durch deutsche Streitkräfte verstärkt wird. Die Kontroverse ist auch für die Bundesregierung scharf, da die Bundeswehr die nach Litauen entsandten Nato-Truppen führt und einen Großteil der Leiche versorgt.
In Brüssel forderte die EU-Kommission Russland auf, „eskalierende Schritte und Rhetorik“ zu unterlassen. Ein Sprecher sagte, Enterer habe der russischen Regierung klar gemacht, dass Litauen keine Blockade verhängt habe, sondern lediglich EU-Sanktionen anwende.
(c) Die Presse
(APA/dpa)