dpa/TNN/Thomas Schulz Bild: dpa/TNN/Thomas Schulz Der Waldbrand in Treuenbrietzen ist außer Kontrolle. Die Landesfeuerwehr Brandenburg ordnete die Räumung der Bereiche Tiefenbrunnen und Frohnsdorf an. Die Unternehmensführung musste ihr Statuscenter aufräumen. Die Lage beim Waldbrand bei Treuenbrietzen im Raum Potsdam-Mittelmark hat sich am Sonntagnachmittag verschärft. Aufgrund der schnellen Ausbreitung der Flammen ordnete die Landesfeuerwehr die Räumung der Ortsteile Tiefenbrunnen und Frohnsdorf in Treuenbrietzen an. Alle Anwohner werden gebeten, ihre Wohnungen unverzüglich zu verlassen. Die Stadtverwaltung teilte mit, dass am Rathaus Treuenbrietzen eine Notunterkunft für Vertriebene eingerichtet worden sei.

Feuer jetzt in 200 Morgen

Wie Forstschutzbeauftragter Raimund Engel dem rbb sagte, breitet sich das Feuer rasant aus, da starke Süd- und Westwinde das Feuer anblasen und die Flammen in Richtung Frohnsdorf lenken, das oberhalb des brennenden Waldes liegt. Nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes weht der Wind in der Nacht und zieht dann aus Nordwest über Brandenburg hinweg. Die Flammen haben sich inzwischen auf eine Fläche von 200 Hektar ausgebreitet, sagte Gebietssprecherin Andrea Metzler am Sonntagnachmittag dem rbb. Das Feuer breitete sich über die gesperrte B 102 hinaus aus, die die Feuerwehr als Grenze gegen die Flammen zu verteidigen versucht hatte. Die Lage sei “explosiv”, es werde “sehr gefährlich”, sagte Metzler. Laut Metzler gibt es derzeit 500 Rettungsdienste, die Zahl soll in den nächsten Stunden auf 750 steigen. Weil auf dem Gelände – einem ehemaligen Spreng- und Übungsgelände – Munition und Sprengstoff am Boden liegen, können sich die Feuerwehrleute dem Brand nicht nähern. Wenn das Feuer den Bereich durchdringt, kann im Boden versteckte Munition explodieren. Außerdem ist eine Selbstentzündung möglich. Daher können Feuerwehrleute nicht einfach in das Waldgebiet hineinfahren und dort den Brand löschen. Sie würden Ihr Leben aufs Spiel setzen. Eine komplette Säuberung des Geländes von Sprengkörpern würde enorme Kosten verursachen.

Die Betriebsverwaltung muss das Lagezentrum räumen

Einwohner von Tiefenbrunnen und Frohnsdorf müssen wegen des Waldbrandes aus ihren Häusern fliehen, die Evakuierung hat bereits begonnen. Mit weiteren Evakuierungen sei zu rechnen, sagte die Sprecherin. Zur Brandbekämpfung wurden ein Bergungspanzer der Bundeswehr, ein zweiter Löschhubschrauber der Bundeswehr und ein Hubschrauber der Bundespolizei angefordert. Die Betriebswirtschaft musste zwischenzeitlich das Statuszentrum verlassen und nach Treuenbrietzen umziehen. Denn auch das Areal, in dem sich früher der Krisenstab befand, ist von den Flammen bedroht. Die Stadt Treuenbrietzen hat aufgrund der aktuellen Waldbrandgefahr ein Notruftelefon eingerichtet. An der Nummer 033748 / 747-50 Betroffene können sich nun näher informieren, teilte die Stadtverwaltung am Sonntagnachmittag mit.

Am Freitag brach ein Feuer aus

Die örtlichen Behörden hatten wegen der Ausweitung des Brandgebiets bereits am Samstag mit den Vorbereitungen für eine vorübergehende Räumung des Areals Tiefenbrunnen begonnen. Sie hatten auf das „wachsende Tabakwachstum“ verwiesen. Für die betroffenen Bürger wurde die Notunterkunft im Rathaus Treuenbrietzen vorbereitet. Am Samstagabend bezeichneten die Behörden die Lage im Gebiet südlich von Berlin als angespannt. Daher wurden die Löscharbeiten durch Luft von Hubschraubern unterstützt, die Wasser aus einem nahe gelegenen See aufsaugten und abließen. Die Luftwaffe teilte auf Twitter mit, dass der Einsatz um 14.30 Uhr eingestellt werden müsse. „Wir sind mehr als 4 Stunden geflogen, sogar nachts, mit insgesamt 23 Löschflügen, wobei 115.000 Liter Wasser abgeworfen wurden“, sagte er. Das vom Waldbrand betroffene Gebiet hatte sich in der Nacht zum Sonntag jedoch deutlich ausgeweitet.

Der Wald ist voller Munition

Das Feuer war am Freitagnachmittag ausgebrochen und hatte sich zwischenzeitlich auf eine Fläche von rund 60 Hektar ausgebreitet. Am Samstag konnten die Flammen vorübergehend zurückgeschlagen werden, bevor sie nachts wieder aufflammten und das Feuer sich weiter ausbreitete. Die Aufgabe, das Feuer zu löschen, war äußerst schwierig. Der betroffene Wald ist mit Munition kontaminiert und kann von Feuerwehrleuten nicht sicher betreten werden. Bereits am Freitag waren Explosionsgeräusche aus den Flammen zu hören. Der Landkreis habe bereits am Samstag Amtshilfe zur Bekämpfung des Waldbrandes beantragt, sagte er. Die Telekom sagte, sie wolle ein mobiles Übertragungsnetz nutzen, um die Kommunikation zwischen Rettungsdiensten zu verbessern.

Das Waldgebiet brannte 2018 tagelang

In allen Gebieten Brandenburgs herrschte am Samstag die höchste Waldbrandgefahr. In Potsdam-Mittelmark und Teltow-Fläming musste die Feuerwehr auf mehrere große Waldbrände ausweichen, auch in Jühnsdorf brannte ein Kompostwerk ab. Auch kleinere Brände wurden vielerorts registriert. 2018 wurden bei einem Waldbrand in Treuenbrietzen rund 400 Hektar Wald zerstört. Die Flammen wüteten mehrere Tage lang in den Wäldern südwestlich von Berlin. Aufgrund des Großbrandes mussten mehr als 500 Menschen aus den Dörfern Frohnsdorf, Klausdorf und Tiefenbrunnen fliehen. Ausstrahlung: rbb24 Brandenburg aktuell, 19.06.2022, 19:30 Uhr