20.06.2022, 22:14 Uhr
Anna Elend gewinnt eindrucksvoll WM-Silber über 100 Meter vorne und beschert dem deutschen Team die zweite Medaille. Dann bleibt der gerade 20-jährige Schwimmer völlig sprachlos und warum eine lange Dürreperiode endet. Olympiateilnehmer Welbrock hat die dritte Medaille im Visier. Anna Elend blickte überrascht auf die Anzeigetafel und lachte dann. Mit einem furiosen Endspurt schwamm der 20-Jährige bei der Budapester WM bis zu Silber – und stahl am dritten Tag in der Duna Arena den beiden deutschen Stars Florian Wellbrock und Lukas Märtens die Show. „Damit habe ich nicht gerechnet“, sagte Frankfurt nach dem zweiten Platz über 100 Meter vorn im Finale, doch am Ende lag er nach 1:05,98 Minuten nur fünf Hundertstel hinter der Gold- und neuen Weltmeisterin Benedetta Pilato Aus Italien. Elend beendete ein 13-jähriges Warten im Deutschen Schwimmverband auf eine Medaille bei den Kurzbahn-Weltmeisterschaften. Bei den Titelrennen 2009 gab es zuletzt Einzelgold über 50 oder 100 Meter, darunter zwei Goldmedaillen für Britta Steffen. „Ich habe gesehen, dass er links und rechts direkt vor mir war. Da habe ich mir gesagt, jetzt muss ich mich ein bisschen beeilen.“ Bei der Siegerehrung gewann er seine zweite Medaille bei der deutschen Weltmeisterschaft und applaudierte mit der italienischen Hymne. Olympiateilnehmer Welbrock hat das dritte Edelmetall im 800-m-Freistil-Finale am Dienstag im Visier, für das er sich souverän als Zweiter qualifizierte. Sein Magdeburger Kollege Märtens, am Samstag Vize-Weltmeister über 400 Meter, brach nach halber Distanz komplett zusammen und verlor das Finale klar.
“Einfach den Tank leeren”
Elendt hat in den USA durch viel professionellere Umstände einen gewaltigen Leistungssprung gemacht. Dort arbeitete sie hart an ihrem Zug, steigerte ihr Volumen und Krafttraining. Der Lohn: drei deutsche Rekorde im Frühjahr auf 50, 100 und 200 Meter vorne – und der Aufstieg in die Weltspitze. Elend enthüllte, dass die Amerikaner sie immer wieder fragten, wie man ihren Vornamen richtig ausspricht. Doch zu Beginn ihrer Karrieren haben die Topstars der Szene „noch nicht einmal Hallo gesagt. Jetzt ist es ein bisschen anders, kann ich sagen.“ Märtens hatte sich sieben Stunden nach seinem Totalsturz über 800 Meter gut erholt und war mit Platz sieben im 200-Meter-Finale „überglücklich“. Mit Blick auf die 1500 Meter vom Freitag ergänzte er: „So, jetzt kann ich die drei Tage starten. Das brauche ich unbedingt.“ Denn am Morgen war „der Tank einfach leer“, wie der Weltmeister über 400 Meter zugab. Das von uns mit Spannung erwartete erste Duell gegen Welbrock fällt. Der Doppelweltmeister von 2019 unterstrich mit seinem ersten Sprung im Becken der Weltmeisterschaft seine Medaillen-Ambitionen für Dienstag. Seinen Platz musste er nur dem Ukrainer Michailo Romantschuk räumen, der seit Kriegsbeginn ebenfalls in Magdeburg trainiert. “Es war ein solider Fels”, sagte Welbrock. Noch besser war die Leistung von Schwimmer Lucas Magerath. Mit persönlicher Bestleistung (26,99) belegte der 22-Jährige im 50-Meter-Finale, bei dem er sich nur geringe Medaillenhoffnungen zugetraut hat, den vierten Platz. „Wahnsinn! Hätte mir das vorher jemand gesagt, ich hätte es nicht geglaubt“, sagte der Weltcup-Sechste doppelt so weit. Auch Märtens Freundin Isabel Gose machte als Siebte im Halbfinale über 200 Meter Freistil ihr zweites Weltcupfinale perfekt. Der Italiener Thomas Ceccon sicherte sich den ersten Weltmeistertitel im Titelrennen, als er die 100 m Rücken in 51,60 Sekunden gewann. Freestyle-Queen Katie Ledecky schwamm bei den 17. Weltmeisterschaften komplett über dem Gold. Die Amerikanerin triumphierte erwartungsgemäß im Finale über 1500 Meter – um die Hälfte.