In der SP gibt es Zoff für die Wahl von Bundesrätin Simonetta Sommaruga. „Was mich an der aktuellen Debatte stört, ist, dass nur die biologische Frage von Interesse ist“, sagte Cédric Wermuth (36) 2018 dem Tages-Anzeiger. Es ging um den Sitz des Aargauer Ständerats und darum, ob von der Partei ein Mann oder eine Frau ans Rennen geschickt würde. Beim Ständeratspiel 2019 standen die Fronten genau umgekehrt wie heute. Wermut stand vor einer Frau in der Sonne. Das Presseurteil fiel hart aus: Der «Tages-Anzeiger» schrieb, «die SP predigt Frauen – und stellt Männer», und der Blick titelte: «Feministin wird Präventionsfrau».

Würde Ferry die Position retten?

Wermuth setzte sich parteiintern gegen Konkurrentin Yvonne Feri (56) durch. Bei der ersten Abstimmung im Oktober 2019 wurde der aktuelle SP-Co-Vorsitzende Dritter und schied aus. Rund einen Monat später verpasste Nationalrätin Ferry nur knapp einen Sitz im Gremium. SVPler Jean-Pierre Gallati (56) gewann mit nur 1593 Stimmen Vorsprung. Man fragt sich, ob Feri nicht Stöcklis Platz hätte sichern können, wenn sie keinen Wermut in der Sonne gehabt hätte. Josic mit massiver Kritik: „Fast ein Kriegsverbrechen, wenn man sich nicht daran hält“ (01:40)

“Männer, vergesst es!”

Nun setzt sich Wermuth selbst als Parteichef dafür ein, dass nur noch Frauen für die Nachfolge von Bundesrätin Simonetta Sommaruga (62) kandidieren. Das heißt: Noch bevor den SP-Politikern eine Kandidatur einfiel, sagte ihnen Vermuth: Männer, vergesst es! All dies zum Ärger von SP-Staatsrat Daniel Jositsch (57). Der angehende Rechtsprofessor des Bundesrates findet das diskriminierend. Und nicht nur ihn stört die Debatte um die X-Chromosomen der Kandidaten. Unterstützung bekommt Josic sogar von einigen SP-Frauen und dem sogenannten Reformflügel der Partei, dem der Zürcher selbst angehört. Der Flügel hat die Fraktion gebeten, die SP auf einem Ticket mit zwei Frauen und einem Mann zu unterstützen.

Kein Verständnis für Männer

Wermuth kann sich heute nicht vorstellen, dass es bei der Wahl kein rein weibliches Ticket als Ersatz für Sommaruga geben soll. Die SP habe immer eine Frau und einen Mann in der Landesregierung, und ohne Frauenkarte bestehe die Gefahr, im gesamten Bundesrat nur zwei Frauen zu haben, so die Argumentation. 2018 ging es aus Sicht von Wermuth um ganz andere Dinge als darum, ob eine Frau oder ein Mann für ein Amt kandidieren soll. Über die Wahl zwischen dem progressiven Flügel seiner Partei und dem gemäßigten Flügel seines Rivalen. Er ist bei den Regierungsratswahlen nicht untergegangen, weil bereits ein Mann in der Regierung war. Doch am Sitz des Aargauer Ständerats war das anders. Für fünf von sechs der bisherigen Ständeratswahlen waren Frauen nominiert, also könnte es auch ein Mann tun.

Könnte ein Mann jetzt nicht gehen?

Das ist offenbar nicht mehr der Fall: Simonetta Sommaruga ist seit zwölf Jahren Bundesrätin. Er muss nur die deutsch-schweizerische SP-Zentrale besetzen. Es könnte auch ein Mann dabei sein, manche mögen mit ihrem Nachfolger nicht einverstanden sein. Und warum macht die SP-Linie das nicht? Cédric Wermuth war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.