Zwei Tage vor Ablauf seiner Amtszeit begann die Beweisaufnahme im Korruptionsprozess gegen den Frankfurter Oberbürgermeister Feldmann. Ein AWO-Mitarbeiter berichtete von „einem klaren Auftrag“ der Geschäftsführung. Eingeladen ist auch der ehemalige Sozialdirektor Birkenfeld. Es könnte zu einem explosiven Gespräch führen. Audio-Beitrag Ton 00:55 Min. | 22.11.09 |Heike Borufka
Beweise beginnen in Feldmans Korruptionsprozess
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Nach dem Rücktritt des Frankfurter Oberbürgermeisters Peter Feldmann (SPD) wurde am Mittwoch der Prozess gegen den 64-Jährigen wegen Korruptionsverdachts fortgesetzt. Dem Gericht wurde heute Morgen erstmals mitgeteilt, dass einer der beiden Anwälte Feldmans, der bekannte Frankfurter Strafverteidiger Ulrich Endres, zurückgetreten sei. Neben David Hofferbert hat Feldman bereits einen neuen Second Baseman.
Zur letzten Anhörung vor dem Amtsgericht erschien der Angeklagte nicht, weil er wegen des Verdachts auf das Coronavirus und einer „psychischen Notlage“ nicht vor Gericht stehen konnte. Die Staatsanwaltschaft wirft Feldmann vor, Spenden und andere Zuwendungen der Arbeiterwohlfahrt (AWO) angenommen zu haben. Im Gegenzug wolle er die Interessen des Sozialvereins wohlwollend berücksichtigen. Der Prozess begann Mitte Oktober.
Die AWO stritt sich mit der Stadt um die Unterbringung von Flüchtlingen
Das Verfahren gegen den SPD-Politiker steht im Zusammenhang mit dem AWO-Skandal um millionenschwere Betrugsvorwürfe gegen ehemalige Spitzenfunktionäre der Gewerkschaft in Frankfurt und Wiesbaden, allen voran Jürgen und Hannelore Richter. Es geht auch um das Fundraising durch die AWO für Feldmanns Wiederwahl 2018. Die Beweisaufnahme begann am vierten Tag der Anhörung am Mittwoch. Das Bezirksgericht entschied, acht Zeugen zu hören. Die erste Frage war, wie Feldmanns Frau an eine überbezahlte Führungsposition in einer deutsch-türkischen Kindertagesstätte der Arbeiterwohlfahrt in Frankfurt kam. Der damalige Personalverantwortliche der AWO-Kindertagesstätten sagte aus, dass Feldmanns damalige Freundin von der AWO-Leitung für die Stelle ausgewählt worden sei und sie außer Kraft gesetzt habe. Feldmanns Partner habe weder die erforderliche Qualifikation noch die Berufserfahrung, sagte der Zeuge. Aber ihr wurde gesagt, es sei “ein klarer Befehl”. Die AWO-Verwaltung hat sogar die von ihr angestrebte Zolltarifierung erhöht – was großzügig gewesen wäre. Zudem wurde der Frau ohne ersichtlichen Grund ein Dienstwagen zur Verfügung gestellt.
Feldmann soll Birkenfeld gebeten haben, sich mit der AWO zu einigen
Ebenfalls eingeladen ist am Mittwoch die ehemalige Frankfurter Sozialdezernentin Daniela Birkenfeld (CDU). Ihre Aussage dürfte sich auf die von ihr verantwortete Flüchtlingsunterkunft der AWO beziehen. Laut Anklage hatte Feldmann sie während einer Pause bei einer Theateraufführung im Mai 2018 um Hilfe bei der Sozialhilfe gebeten. Wegen Unregelmäßigkeiten bei der Preisgestaltung von Übernachtungskursen lag die AWO mit der Stadt im Streit. Birkenfeld hatte das Treffen mit Feldman in der Theaterpause bis in die frühen Morgenstunden beschrieben. Feldman erzählte ihr, dass die Richter auf ihn zugekommen seien und ihm von Problemen bei der Verhandlung von Flüchtlingsunterkünften erzählt hätten. “Dann fragte er mich: ‘Ich stimme zu’”, sagte Birkenfeld. Eine Woche zuvor hatte er Jürgen Richter mitgeteilt, dass er sich von der AWO trennen werde, weil das Vertrauen in den gemeinnützigen Verein erschöpft sei. Feldman hat sich noch nicht zu Berichten über das Pausengespräch geäußert. Audio-Beitrag Ton 03:00 Minuten | 22.11.09 |Volker Siefert
Birkenfeld zum Gespräch mit Feldmann bei der AWO
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Der Leiter aller AWO-Tagesstätten in Frankfurt wird am Mittwoch als weiterer Zeuge vor Gericht vernommen. Feldmann soll seiner inzwischen von ihm getrennt lebenden Frau zu einer überbezahlten Führungsposition in einer AWO-Kita und einem Dienstwagen verholfen haben. Er bestreitet alle Vorwürfe.
Der Bürgermeister wurde am Sonntag in einer Volksabstimmung abgewählt. Normalerweise ist er noch bis Freitag im Amt, wenn das Endergebnis feststeht.
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Update hessenschau – der Newsletter für Hessen Ende des Formulars Gepostet am 09.11.22 um 09:26 Quelle: hessenschau.de, Heike Borufka, Volker Siefert, dpa/lhe