Bei einem heftigen Erdbeben im afghanisch-pakistanischen Grenzgebiet sind nach offiziellen Angaben mindestens 255 Menschen ums Leben gekommen. Mindestens 155 weitere wurden bei dem Beben in der Provinz Paktika verletzt.
Ein heftiges Erdbeben erschütterte am späten Dienstagabend Afghanistan an der Grenze zu Pakistan. Nach Angaben der staatlichen afghanischen Nachrichtenagentur Bakhtar wurden mindestens 255 Menschen getötet. Behörden der Taliban sagten am Morgen auch, dass in vier betroffenen Distrikten in der Provinz Paktika Dutzende Häuser beschädigt worden seien. Ein Dorf wurde komplett zerstört, berichteten lokale Medien.
Rettungskräfte sind auf dem Weg zum Absturzgebiet des Helikopters. „Wir fordern humanitäre Organisationen auf, den Opfern des Erdbebens unverzüglich Hilfe zu leisten, um eine humanitäre Katastrophe zu verhindern“, sagte der Regierungssprecher von Kabul, Bilal Karimi, auf Twitter.
„Es soll ein zweites Erdbeben gegeben haben“, Sibylle Licht, ARD Neu-Delhi, aktuell Kabul
tagesschau24 09:00 Uhr, 22.6.2022
Verschiedene Anzeichen von Ausdauer
Informationen zur Stärke des Erdbebens variieren. Während die pakistanischen Behörden das Beben mit einer Stärke von 6,1 angaben, meldete das US Earthquake Observatory (USGS) eine Stärke von 5,9 und ein etwas schwächeres Nachbeben. Das Epizentrum wurde 50 Kilometer südwestlich von Khost nahe der Grenze zu Pakistan in einer Tiefe von etwa 10 Kilometern gemeldet.
Die Beben waren auch in Pakistan und Indien zu spüren
Das Euro-Mediterranean Seismological Center sagte, 119 Millionen Menschen in einem Umkreis von 500 Kilometern um Afghanistan, Pakistan und Indien hätten die Stärke des Bebens gespürt. Pakistanischen Quellen zufolge waren die Beben bis in die Hauptstadt Islamabad und sogar in Lahore im Osten des Landes zu spüren.
Ein starkes Erdbeben erschütterte die afghanisch-pakistanische Grenzregion Paktika. Das Epizentrum wurde 50 Kilometer südwestlich von Khost gemeldet.
Mancherorts brach Panik aus, über die Schäden oder Verletzten in Pakistan war ersten Informationen zufolge aber nichts bekannt. Nach Angaben der Zivilschutzbehörde suchten lokale Einsatzkräfte Zugang zu dem betroffenen abgelegenen Berggebiet.
Der pakistanische Premierminister Shahbaz Sharif hat eine Erklärung abgegeben, in der er sein Beileid über das Beben ausdrückt und sagt, sein Land werde dem afghanischen Volk helfen.
Erdbeben in der Gegend sind keine Seltenheit
Erdbeben sind in Afghanistan und insbesondere im Hindukusch-Gebirge keine Seltenheit. Aufgrund der schlechten Bausubstanz vieler afghanischer Häuser sind die Schäden oft katastrophal.
Zudem hat sich die internationale Gemeinschaft nach der Machtübernahme der Taliban im Sommer 2021 und dem Abzug westlicher Truppen weitgehend aus Afghanistan zurückgezogen. Seitdem hat sich die humanitäre Lage in Afghanistan katastrophal verschlechtert. Es fehlt an Lebensmitteln und Medikamenten. Diese Faktoren könnten Hilfseinsätze im Erdbebengebiet erheblich erschweren.
Bei einem schweren Erdbeben in Afghanistan sind mehr als 250 Menschen ums Leben gekommen
Peter Hornung, ARD Neu-Delhi, 22.6.2022 8:03 Uhr