Habecks Übernahmeverbot für den Chipkonzern ist auch eine Botschaft an die USA

Stand: 09.11.2022|  Lesezeit: 3 Minuten 

Bundeskabinett verbietet Übernahme der Chip-Fertigung durch China Das Bundeskabinett hat den Verkauf einer Chipfertigung des Dortmunder Unternehmens Elmos an einen chinesischen Investor untersagt. Anders als zuletzt bei der Einfahrt der chinesischen Reederei Cosco in den Hamburger Hafen war diese Entscheidung innerhalb der Regierung unumstritten. Finanzminister Habeck untersagt die Übernahme des deutschen Chipkonzerns Elmos durch chinesische Eigentümer. Obwohl die Technologie bei weitem nicht weltweit führend ist, sieht Deutschland seine eigene Sicherheit gefährdet. Es gibt auch eine politische Dimension. In Berlin ist es seit Tagen ein ziemlich offenes Geheimnis: Das Wirtschaftsministerium von Robert Habeck (Grüne) würde die Übernahme des deutschen Halbleiterherstellers Elmos durch einen chinesischen Konzern nicht genehmigen. Am Mittwoch wurde das offene Geheimnis gewiss. „Unternehmensübernahmen müssen wir genau prüfen, wenn es um wichtige Infrastruktur geht oder wenn die Gefahr besteht, dass Technologie an Käufer von außerhalb der EU abfließt“, sagte Habeck. Gerade im Halbleiterbereich gelte es, die “technologische und wirtschaftliche Dominanz Deutschlands” zu schützen. „Natürlich ist und bleibt Deutschland ein offener Investitionsstandort, aber wir sind auch nicht naiv“, sagt Habeck. Auch eine zweite Übernahme eines Chipkonzerns durch die Chinesen wurde untersagt. Bleibt die Frage, ob der Prozess mehr ist als symbolische Politik. Die Elmos-Technologie galt eigentlich als veraltet. Ist das nur ein Beispiel oder war Deutschlands Sicherheit durch die Übernahme wirklich bedroht? Lesen Sie auch Auch soll nicht das gesamte Unternehmen verkauft werden, sondern nur die Dortmunder Wafer-Fertigung des Chipkonzerns. Wafer sind die Siliziumscheiben, auf die Chips in Chipfabriken durch Bestrahlung mit UV-Licht geätzt werden. Die Herstellung von Wafern aus Siliziumkristallen ist zeitaufwändig, und während der Chipkrise der letzten Monate waren dünne Scheiben des Wafers weltweit gefragt. Lesen Sie auch Eurojackpot-Aktion online Allerdings produzieren die Dortmunder keine Wafer für High-End-Chips mit einem großen Durchmesser von 300 mm, sondern nur 200-mm-Wafer. Die Technologie dafür ist seit Jahrzehnten etabliert, und China ist nach Taiwan und Südkorea der drittgrößte Glasproduzent der Welt. Bis heute hat die Volksrepublik China etwa 15 Prozent aller 200-mm-Wafer für den Weltmarkt geliefert. Das Produktionspotenzial in Dortmund ist dagegen im weltweiten Vergleich unbedeutend.

Dortmund beherrscht Produktionstricks

Aus Sicht von Branchenkennern ist die Übernahme jedoch alles andere als belanglos. Denn die Wafer-Produktion hängt auch von der Qualität der Bauteile ab – insbesondere die Leistungschips, die zum Beispiel in Elektroautos Strom verteilen, werden mit hochwertigen Wafern effizienter. Mit seiner langjährigen Erfahrung könnte das Dortmunder Unternehmen auch Produktionstricks aufgreifen, um etablierte Prozesse effizienter umzusetzen, was dem chinesischen Mutterkonzern Vorteile für die Produktion in China bringen wird. Der Branche ist zu Ohren gekommen, dass ein Verkauf nach China gerade aus diesem Grund auf Kritik gestoßen ist. Lesen Sie auch Nicht zuletzt hat die Übernahme eine politische Dimension: Die Bundesregierung sendet mit ihrer Ablehnung ein Signal an die USA, dass sie die harte Linie der Sanktionen gegen die chinesische Technologieindustrie zumindest teilweise mitträgt. Zuletzt griff die US-Regierung 2016 ein, als ein chinesischer Investor das Aachener Unternehmen Aixtron übernehmen wollte – damals folgte die Bundesregierung der US-Empfehlung. Allerdings handelte es sich dabei um Chiptechnologie im Zusammenhang mit Waffen für Luft-Luft-Raketen – diesmal ist die Technologie alles andere als explosiv. Software-Know-how und Kundenlisten des Dortmunder Unternehmens sollten aus Käufersicht nicht in chinesische Hände gelangen – denn dies könnte dem Mutterkonzern potenziell Aufschluss über den europäischen Chipmarkt, Produktionszahlen und Qualitätsproduktion europäischer Chipfabriken geben. Sie einfach alle nach China zu verkaufen, wäre aus Branchensicht wahrscheinlich naiv. Hier können Sie sich unsere WELT-Podcasts anhören Zur Anzeige der eingebetteten Inhalte ist Ihre widerrufliche Einwilligung zur Übermittlung und Verarbeitung personenbezogener Daten erforderlich, da die Drittanbieter der eingebetteten Inhalte diese Einwilligung benötigen [In diesem Zusammenhang können auch Nutzungsprofile (u.a. auf Basis von Cookie-IDs) gebildet und angereichert werden, auch außerhalb des EWR]. Indem Sie den Schalter auf „on“ stellen, erklären Sie sich damit einverstanden (jederzeit widerrufbar). Dies umfasst auch Ihre Zustimmung zur Übermittlung bestimmter personenbezogener Daten an Drittländer, einschließlich der USA, gemäß Artikel 49 Absatz 1 Buchstabe a DSGVO. Hier finden Sie weitere Informationen dazu. Ihre Einwilligung können Sie jederzeit über den Schalter und über den Datenschutz unten auf der Seite widerrufen.