Ein Song des Jahrzehnts steht seit einigen Wochen ganz oben in den Charts: „Running up That Hill“ von 80er-Ikone Kate Bush. Wie konnte ein 37 Jahre alter Song wieder zum Welthit werden? Kate Bushs „Running Up That Hill“ verdankt seinen zweiten Frühling der Netflix-Serie „Stranger Things“. Das Lied spielt eine wichtige Rolle in der Geschichte der letzten Staffel und ist immer wieder zu hören.

Achtung – und offene Ohren

Dass Bushs Song so stark in einer seiner erfolgreichsten Serien auftaucht, erregt viel Aufmerksamkeit. Das allein reicht nicht für diesen großen Erfolg – ​​der Song musste auch noch interessante Ohren finden. Legende: Der kanadische Song „The Weeknd“ klingt, als wäre er in den 80ern aufgenommen worden. Foto IMAGO / UPI Der Grund dafür liegt wahrscheinlich darin, dass der Sound der 80er heute sehr präsent ist. Es gibt immer wieder Songs in Hits, die zweifellos nach diesem Jahrzehnt klingen, zum Beispiel von The Weeknd, Dua Lipa oder Ed Sheeran. Auch Schweizer Krimi-Songs klingen, als wären sie 40 Jahre alt. Solche Künstler seien nur die Spitze des Eisbergs, sagt SRF3-Musikredakteur Claudio Landolt. “Wahrscheinlich sind wir gerade ganz oben.”

Die 80er prägten den heutigen Pop

Der in „Running Up That Hill“ verwendete Synthesizer und Drumcomputer werden auch in aktuellen Songs verwendet oder nachgeahmt. Deshalb klingt der Sound der 80er immer noch modern. „Ich bin immer wieder erstaunt, wie aktuell solche Songs produktionstechnisch klingen – wie frisch sie alle sind und wie gut sie klingen“, sagt Landolt. Aber nicht nur klangästhetisch und produktionstechnisch passen 80er-Songs in die aktuelle Popmusik, sagt Landolt: „80er-Musik wirkt fließend, androgyn. Sie wirkt auch weniger hierarchisch männlich als die Musik früherer Jahrzehnte. Das entspricht den heutigen Vorstellungen.“

Mit alten Erfolgen neues Geld verdienen

Was mit dem Lied von Kate Bush passiert ist, steht exemplarisch für einen Trend in der Musikindustrie. Musikunternehmen und Beteiligungsgesellschaften sehen Musik zunehmend als Anlagemöglichkeit, die langfristig Gewinne erwirtschaften soll. Unternehmen kaufen Liedrechte von etablierten Künstlern wie Bob Dylan, Tina Turner oder David Bowie für Millionen, in der Hoffnung, dass alte Songs weiterhin Profit machen.

Kate Bush hat die Rechte an ihrem Song nicht verkauft

Bei Kate Bush ist das nun spektakulär gelungen – allerdings ohne Beteiligung von Investmentfirmen und Plattenfirmen: Die Rechte an „Running Up That Hill“ gehören vollständig Kate Bush selbst. Ein Großteil des Gewinns aus diesem Überraschungserfolg wird ihr zufallen. Allerdings soll das Beispiel ein Präzedenzfall sein: Es zeigt, wie profitabel es sein kann, einen Song in eine Reihe zu stellen. Legende: Kate Bush hat die Rechte an ihren Songs nicht verkauft – das muss sich jetzt auszahlen. IMAGO / United Archives

Was braucht man für einen zweiten Frühling?

Gleichzeitig macht Bushs Beispiel deutlich, dass viele Faktoren zusammenspielen müssen, um den Charterfolg zu erneuern – auch der Zufall spielt eine Rolle. Und man braucht den passenden Song, wie Landolt sagt: „Kate Bush ist die perfekte Wahl für ‚Stranger Things‘, weil sie die wohl ‚schrägste‘ Sängerin der ‚80er‘ war. “Ihre Songs sind so unregelmäßig und gleichzeitig so gut.” Bushs magische Aura passe perfekt zur Serie und es gebe noch viele vergessene Perlen des immer noch unvergleichlichen Musikers, sagt Landolt: „Ich wünschte, die Welt würde sie alle wiederfinden.“

5 Hörtipps für neue Kate Bush-Fans

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Haben Sie Kate Bush dank „Stranger Things“ entdeckt? Diese 5 Songs sind perfekt, um in die Arbeit dieses einzigartigen Musikers einzutauchen. Radio SRF 2 Kultur, Kulturnachrichten, 22. Juni 2022, 7:00 Uhr